Straftaten verhindern, noch bevor sie passieren, das ist die Idee hinter „Predictive Policing“, der prädiktiven Polizeiarbeit. Durch die Analyse der richtigen Daten soll die Welt sicherer und die Kriminalitätsstatistik deutlich gesenkt werden. In anderen Ländern wird das bereits so betrieben, laut der dortigen Behörden mit großem Erfolg.
In Deutschland möchte man nun auch damit starten. Bevor es losgeht, ist aber nicht nur zu klären, woher man die gewünschten Daten bekommen soll, sondern auch, welche Daten man überhaupt erheben darf. Menschen, die auf Datensicherheit bedacht sind, bekommen bei den Plänen der Polizei ohnehin eine Gänsehaut.
Daten, Daten, überall
Was im gerade erschienenen Computerspiel Watchdogs als Zukunftsvision erscheint, ist in der Realität schon weiter als man denken könnte. Zwar kann man die technische Umgebung, in der man sich befindet, nicht einfach komplett mit dem Handy unter seine Kontrolle bringen, wer wirklich will, der findet jedoch zu jedem Zeitpunkt eine Menge direkte und indirekte Daten über seine unmittelbare Umgebung. Die Polizei von LA gibt an, ihre Suchen auf eine Fläche von etwa 150 Quadratmeter einschränken zu können.
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Damit das funktioniert benötigt man natürlich erst einmal das richtige Datenmaterial. Welches genau zur Vorhersage verwendet wird, daran feilt man aktuell. Neben statistischen Daten (z.B. wo ist bereits ein Einbruch passiert) reichert man die Basis mit Daten aus der Video-/Bildanalyse (z.B. Überwachungskameras) und natürlich mit Social Media Quellen an. Auf Grundlage dieser Big Data Datenbestände können dann im nächsten Schritt Analyseverfahren entwickelt werden.
Prävention per Algorithmus
Daten alleine helfen aber erst einmal nicht weiter. Zur Vorhersage, wo das nächste Verbrechen geschehen wird, müssen die Daten entsprechend verarbeitet bzw. analysiert werden. Hier sinnvolle Aussagen zu treffen ist der schwierigere Teil der Angelegenheit. Dementsprechend liegt der Fokus aktuell darauf, die richtigen Algorithmen zu finden.
Anhaltspunkte hat man bereits gefunden. Stellt man beispielsweise eine hohe Dichte ausländischer Lieferfahrzeuge und den Einsatz ausländischer Telefonkarten in einer einbruchsgezeichneten Gegend fest (z.B. Grenznähe), dann steigt die Wahrscheinlichkeit für ein Verbrechen, so ein Polizeisprecher.
Entsprechende und spezifische Softwarelösungen gibt es natürlich bereits längst. Als Standard hat sich bisher PredPol etabliert, aber auch andere Anbieter wie Motorola arbeiten an entsprechenden Programmen.
Deutschland will auch mitspielen
In der internationalen Polizeiarbeit kommt die Software naturgemäß super an. Polizeisprecher loben die neuen Möglichkeiten in den höchsten Tönen. In den USA, England und Niederlanden wird die Software zwar noch nicht flächendeckend, aber zunehmend eingesetzt. Aus Polizeiperspektive ist ein flächendeckender Einsatz natürlich erstrebenswert. Die Polizei in LA rühmt sich damit, durch die Technik bis zu einem Viertel weniger Verbrechen zu verzeichnen.
In Deutschland setzt sich das Landeskriminalamt NRW nun als erste Polizeibehörde systematisch mit der neuen Technik auseinander. In Kooperation mit Wissenschaftlern will man das Potenzial ergründen. Neben einem sinnvollen Einsatz der Technik muss dazu aber natürlich auch eruiert werden, inwiefern man überhaupt solche Verfahren in Deutschland einsetzen darf, beispielsweise in Bezug auf datenschutzrechtliche Fragen.
Sicher komplettüberwacht?
Die Perspektive der Polizei ist so nachvollziehbar wie erwartbar. Bei denjenigen, die diese Perspektive nicht einnehmen, werden jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit die Alarmglocken angehen.
Zu Recht, denn das Missbrauchs- und Fehlerpotenzial kann nicht wegdiskutiert werden. Eine Debatte über die negativen Seiten einer solchen Technik ist dementsprechend unabdingbar.
Bild: conner395 / Flickr