Ich mache einen Unterschied zwischen privater und beruflicher Nutzung von Facebook. Nicht nur für mich im Geiste, sondern auch ganz aktiv, indem ich zwei unterschiedliche Profile sowie eine berufliche Seite führe. Die Profile sind wie folgt aufgeteilt: Eins für alle privaten Bekannte, ehemaligen Schulkameraden und die „richtigen“ Freunde. Auf dem beruflichen Profil nehme ich fast jeden Kontakt an, poste nur berufliches Zeug und das dann auch öffentlich – ich will ja, dass es gelesen wird. Der Fokus bei der beruflichen Nutzung liegt aber ganz klar auf der Seite, auf der ich auch wesentlich aktiver bin.
Nun kann man mich kompliziert, spießig oder doof nennen – aber für mich ist die Trennung immer selbstverständlich gewesen und ich habe sie ziemlich konsequent eingehalten. Das Problem: Facebook nervt mich. Und drängt mich zugleich in eine Zwickmühle. Am liebsten würde ich mich löschen. Am liebsten würde ich ohne weiter machen. Geht aber schlecht, weil ich dann meine 700 Abonnenten auf der Seite und meine 500 Kontakte auf dem beruflichen Profil – und damit mindestens 1200 zusätzliche Leser – verlieren würde. Als Journalist ist Facebook zudem ein nicht unwichtiges Werkzeug, um Kontakt zu Kollegen, Quellen und Lesern zu halten. Auf dem privaten Profil habe ich das gleiche Problem: Ich würde mich gerne abmelden, lasse mich aber vom Gruppenzwang treiben – selbst wenn ich dort so gut wie nie aktiv poste, ich halte doch gerne wenigstens ein bisschen den Kontakt zu alten Freunden und Bekannten.
Alles gelöscht? Von wegen!
Am Wochenende habe ich mich dazu entschieden, Altlasten loszuwerden. Ich wollte nicht mehr, dass allerhand Bilder, Status-Updates und Markierungen von vor Jahren auf meinem privaten Profil sichtbar sind. Also machte ich mich auf, all diese Altlasten loszuwerden. Wo fängt man da an, bei dieser Masse an Daten, die sich trotz überwiegender Inaktivität doch ansammelt? Ich habe mich für den Anfang entschieden, bin also einmal gaaaaaanz nach unten – und habe begonnen, munter zu löschen. Eigentlich eine simple und sture Arbeit. Klick auf den kleinen Pfeil, löschen, bestätigen – weg ist er. Zumindest öffentlich, was genau Facebook über mich speichert – keine Ahnung. Max Schrems, der Jurastudent aus Wien, hat ja bewiesen, dass Facebook auch gelöschte Inhalte aufbewahrt. Entsprechend werde ich am Ende mal alles anfordern und dann ja sehen, was dabei rumkommt.
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Mein Profil schaut nun ziemlich leer aus, ich mache mich also daran, die Bilder und jegliche „Gefällt mir“-Angaben aus den Bereichen „Musik“, „Sport“, „Film“ und Co. zu entfernen. Anschließend deaktiviere ich die Ansicht dieser Bereiche in meinem Profil unter „Mehr“. Irritierend finde ich seit jeher die Bezeichnung „Fotos von dir“ in der Bilderübersicht. Denn die Fotos sind eigentlich von jemand anderem – ich bin nur markiert. Auch das stört mich, ich lösche alle Markierungen und deaktivere das erneute Markieren. Ich staunte dann nach knapp einer Stunde schnödem Gelösche und Ausgeschalte nicht schlecht, als ich mein Profil wieder anklickte: Von wegen leer, erneut konnte ich bis zum Ende der Seite scrollen und scrollen und scroooo…
Wie der Hamster im Rädchen
Was war passiert? Die Experten werden es sich denken können: Die kleine (aber sehr feine) Auswahlbox vor jedem neuen Jahr stand auf „Höhepunkte“, als ich mich ins Delirium gelöscht habe. Ich habe also nur all das gelöscht, was Facebooks Algorithmen als besonders wichtig erachten. Alles andere ließ es im Verborgenen. Die Arbeit, alles unter „Alle Meldungen“ zu löschen, brauchte dann noch mal eine gute halbe Stunde. Nach etlichem Klicken durch die Privatsphäreeinstellungen und mein Aktivitätenprotokoll, habe ich es nach drei Stunden annähernd geschafft, das Profil möglichst leer geräumt zu haben. Es besteht nun aus einem nicht vollständigen Namen und dem Link zu meiner beruflichen Seite im „Über mich“-Kasten. That’s it.
Um wieder zum Anfang zurückzukommen: Facebook nervt mich. Nicht nur, weil ich hin- und hergerissen bin, was die Löschung angeht. Sondern auch, weil ich in großem Stil entmündigt werde. Ich habe keine Macht mehr über das, was dort passiert, ein Algorithmus sortiert mein Leben von wichtig nach unwichtig, meine Freunde von alt nach neu und umgekehrt. Und das schlimmste ist: Ich spiele auch noch bereitwillig mit, wie der Hamster im Rädchen. Immerhin, das bilde ich mir jetzt einfach mal ein, ist mein Profil ohne all die Angaben, ohne all das Drumherum nun weniger wertvoll und interessant für Facebook. Der nächste Schritt ist die Löschung – sobald es soweit ist, rante ich weiter.