Alle Spatzen pfeifen es heute vom Dach: Mark Zuckerberg hat sich eine neue Firma gegönnt. Für 2 Milliarden US-Dollar wird Oculus VR, den Entwicklern der 3D-Brille Oculus Rift, ins Facebook-Imperium integriert. Ein Mega-Deal, mit dem wohl die wenigsten so gerechnet hätten.
War es von Facebook ein kluger und guter Schachzug, den VR-Spezialisten zu kaufen? Die Meinungen gehen extrem auseinander: Die einen begrüßen den Aufkauf, die anderen vergleichen Zuckerbergs Vorgehen mit der Besetzung der Krim – nun ja. Ich habe mich umgeschaut und das Feedback gesammelt.
Think positive
Lassen wir zuerst den Mastermind himself zu Wort kommen: Mark Zuckerberg. Er hat auf Facebook ein Statement veröffentlicht:
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Wie müssen zwar noch viel mehr im mobilen Bereich tun, jedoch ist uns gleichzeitig bewusst geworden, dass wir nun in einer Position sind, um uns auf kommende Plattformen zu konzentrieren, um noch nützlichere, unterhaltsamere und persönlichere Erfahrungen zu realisieren. Das ist der Punkt, wo Oculus wichtig wird. (…)
Aber das ist nur der Anfang. Nach der Konzentration auf Spiele werden wir Oculus zu einer Plattform ausbauen, die sich für viele Bereich nutzen lässt.
Als Beispiele nennt Zuckerberg Anwendungen wie virtuelle Klassenzimmer oder Arztbesuche sowie die „Teilnahme“ an Sportveranstaltungen – ganz nach Art des alten DSF-Mottos : „Mittendrin statt nur dabei“.
Klingt ja alles super. Sehen das die Oculus-Rift-Fans auch so? Bei Kickstarter, wo die Virtual-Reality-Brille im September letzten Jahres mit fast 2,5 Millionen US-Dollar durch die Crowd ihren furiosen Start hinlegte, sind viele erbost über den Deal. Nicht nur, weil sich die Company an den bösen Giganten verkauft hat. Sondern auch, weil die 9522 Unterstützer keinen einzigen Cent von den Milliarden sehen werden. Sie gaben ihr Geld, damit Oculus Rift zum Leben erweckt werden konnte, nun machen die Eigner den großen Reibach.
Sellout DICKS
Verständlich, dass Kommentare wie „Sellout DICKS“ fallen oder sich manch einer enttäuscht von Kickstarter abwendet:
Das sind entmutigende Nachrichten. Ich werde nie wieder auf Kickstarter Geld geben. So sollte Crowdfunding nicht funktionieren.
Auch Branchenwebseiten sehen den Deal kritisch. „Techradar“ betitelt seinen Kommentar mit folgendem prägnanten Satz:
Bitte versaut nicht ein gutes Ding, Facebook!
Besorgnis ist nicht alles, manch einer hat sogar diffuse Ängste. Zum Beispiel Markus „Notch“ Persson. Er hat deswegen spontan die Oculus-Umsetzung seines Mega-Hits „Minecraft“ gestoppt.
We were in talks about maybe bringing a version of Minecraft to Oculus. I just cancelled that deal. Facebook creeps me out.
— Markus Persson (@notch) 25. März 2014
Etwas über das Ziel hinaus schießt hingegen ein Kommentar in „Caschys Blog“:
Schreck am Abend. Das ist ja fast wie die Besetzung der Krim.
Humor ist, wenn man trotzdem lacht
Natürlich gibt es zudem auch andere Meinungen. Viele Beobachter nehmen es mit Humor.
the future pic.twitter.com/11nUBr9jL1
— Saleem Dabbous (@Seemo) 25. März 2014
Der Parody-Account vom (angeblichen) Sony-CEO Kaz Hirai meint dazu:
With Facebook on Oculus Rift, you will get to stand in a virtual room filled with your old high school friends that you don’t like anymore
— CEO Kaz Hirai (@KazHiraiCEO) 25. März 2014
Was kann Facebook man mit Oculus Rift alles anfangen? Na, ist ja klar: Man setzt eine spezielle Version von „FarmVille“ um:
„Facebook hat das nötige Geld für den Massenmarkt“
Kritik und Spott – hat das Internet noch mehr zu bieten? Natürlich. „Gizmodo“ kann dem Deal zum Beispiel etwas Gutes abgewinnen:
Facebook bietet die erforderlichen Geldmittel, um Oculus Rift ein echtes Massenprodukt werden zu lassen, um eine Vision hinter einer spielerischen Game-Engine zu realisieren.
Die Jungs und Mädels von „TechCrunch“ sehen das Geschäft sogar als logischen Schritt:
Apple hat iOS, Google hat Android, Amazon hat seine Gabelzinke von Android namens FireOS, Microsoft hat Windows Phone. Facebook hat …was?
Facebook hat sich eine Hardware gekauft, welche sie für die nächste Generation von Betriebssystemen und Eingabegeräten vorbereitet.
Think positive
Ich meine: Wie immer ist das Wehklagen groß, doch Konsequenzen hat es sicher nicht. Auch nach dem Kauf von WhatsApp wurde laut geschrien, doch der befürchtete Massen-Exodus blieb bislang aus. Und Instagram geht es nach der Facebook-Übernahme ebenfalls blendend: Die Foto-Community hat jüngst die Schwelle von 200-Millionen-Nutzern überschritten.
Kurzum: Man mag von Facebook und seinem Eigner halten, was man will – bislang hat es den „Kaufobjekten“ offenbar nicht geschadet. Und: Vielleicht gibt der Deal dem seit Jahren immer wieder ausgerufenen Zukunftsthema „Virtual Reality“ endlich eine solide Basis. Denn – seien wir ehrlich: Mit etwas finanziellem Rückenwind entwickelt es sich doch deutlich entspannter.
Bild: Oculus VR