Katzen, Kinder, Fingernägel oder die neuen Schuhe – es gibt’s nichts, was heutzutage nicht fotografiert wird. Keine Banalität ist zu klein, um sofort auf Instagram, Facebook, Twitter & Co. zu landen, am besten aus allen Blickwinkeln fotografiert. Einer dieser Schnappschuss-Trends ist „Foodporn“, also das Ablichten und Teilen seiner Mahlzeit über soziale Netzwerke.
Wie immer fing alles vor ein paar Jahren mit ein paar Leuten an, die Bilder von ihrem üppigen und kalorienreichen Essen posteten und den zunächst skurril-ironisch anmutenden Hashtag #foodporn vergaben. Mittlerweile ist nacktes Fleisch auf dem Teller bei Instagram und Co. aber ein so beliebtes Motiv, dass mancher Restaurant-Betreiber „Fotografieren verboten“-Schilder aufhängt. Und auch viele Köche finden die Pasta-Paparazzis längst nicht mehr witzig und sehen sich in ihrer Ehre gekränkt oder fürchten Nachahmer ihrer Kreationen.
Umso trifft dies in einem Land zu, das mit der „Haute cuisine“ seit jeher einen besonderen Anspruch an die Zubereitung von Nahrungsmitteln stellt. So erklärt der französische 3-Sterne-Koch Gilles Goujon allen Gästen den „Krieg“, die seine Gerichte mit dem Smartphone fotografieren. Andere verwenden weniger dramatische Worte, sind aber auch nicht wirklich amüsiert über den Trend. So wird der ebenfalls entnervte Chefkoch Alexandre Gaithier von „Midi Libre“ mit den Worten zitiert:
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Früher haben sie Fotos ihrer Familie gemacht, oder von der Großmutter – jetzt fotografieren sie unentwegt ihre Teller.
Also verbieten und fertig?! Auch das könnte nach hinten losgehen, wenn der hübsch arrangierte Teller dann eben heimlich im Dämmerlicht aufgenommen wird und als unscharfer Wackelpudding um die Welt geht. Manch Restaurantbesitzer setzt daher längst ganz pragmatisch auf #foodporn-Regeln. Und tatsächlich ist es für den Durchschnittsgastronomen recht müßig, Fotografierverbote auszusprechen und zu kontrollieren. Will man wirklich jeden Gast sofort des Hauses verweisen, nur weil er seinen Salat geknipst hat? Wohl kaum. Wie üblich zählt auch hier das richtige Maß.
Bild: Jürgen Kroder / BASIC thinking