Sie sind so gefürchtet wie ein Tsunami und beliebt wie Fußpilz: Menschen, die Online-Artikel mit negativem Feedback und meist überspitzten, bösen und einseitigen Meinungen vehement kommentieren. Trolle nennt man diese dunkle Spezies der Netzkultur. Kanadische Wissenschaftler haben diese untersucht und dabei düstere Persönlichkeitsmerkmale entdeckt.
Trolle wollen ihren Spaß
Auch wenn der Titel der Studie („Trolls just want to have fun“) sich an den Gute-Laune-Song „Girls just want to have fun“ von Cyndi Lauper anlehnt, so ist der Spaß in diesem Fall sehr einseitig : Denn Trolle sind demnach nicht einfach nur Menschen, die aus Langeweile ein bisschen provozieren wollen, sondern Personen mit bestimmten bösartigen Neigungen.
Zu ihren typischen Persönlichkeitsmerkmalen gehören auffällig oft Machiavellismus (Manipulieren von Menschen), Narzissmus (Selbstverliebtheit und Egoismus), Psychopathie (antisoziale Persönlichkeitsstörung) und Sadismus (Demütigung von Anderen). Alles keine schönen Dinge. Aber sie machen laut der Studie eben den Ideal-Troll aus.
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Dies ergaben zwei Online-Studien mit über 1.200 Teilnehmern, die unter anderem zu ihren Vorlieben beim Kommentieren im Internet befragt wurden. Als Antwortmöglichkeiten standen „Non-Commenter“, „Debating Issues“, „Chatting“, „Trolling“ und „Other“ zur Auswahl. Aus den gewonnenen Daten erstellten die Wissenschaftler unter Berücksichtigung weiterer Faktoren – etwa der Zustimmung zu bestimmten Aussagen – schließlich folgende Charakterprofile:
Das Internet – Spielplatz der Trolle
Die Forscher wollen auf diese Weise einen Zusammenhang zu bestimmten Persönlichkeitsmustern gefunden haben. So sind Trolle offenbar nicht nur häufiger narzisstisch veranlagt, auch weisen sie häufig Züge von Psychopathie und Sadismus auf:
Thus cyber-trolling appears to be an Internet manifestation of everyday sadism.
Es gilt allerdings zu erwähnen, dass nur 5,6 Prozent der Studien-Teilnehmer sich selbst überhaupt zu Trollen zählten. Der Rest der Befragten will meist sachlich diskutieren oder schreibt überhaupt keine Kommentare („Non-Commenter“). Eine winzige Minderheit erreicht über ihr Verhalten also ein Maximum an Aufmerksamkeit und erfreut sich daran, im Mittelpunkt zu stehen.
Für Foren- und Webseiten-Betreiber sind Trolle nicht zuletzt deshalb eine schwer zu bändige Klientel. Auch die Wissenschaftler haben hier kein Patentrezept zu bieten. Eines, so eine Autorin der Studie gegenüber slate.com, sei aber eher kontraproduktiv: Wer Trollen durch Strafmaßnahmen wie Account-Sperrungen beikommen wolle, erreiche häufig nur das Gegenteil. Dies reize derartige Persönlichkeiten erst recht.
Bleibt also offenbar nur eines: Ignorieren. Oder derartige Kommentare mit Verweis auf bestimmte Regeln erst gar nicht freischalten, wie etwa der Deutsche Presserat derzeit vorschlägt. Man wird sehen.
Bild: gremlin / Shutterstock.com; Grafik: Buckels, E. E., et al. Trolls just want to have fun. Personality and Individual Differences (2014)