Wenn man über Indiegames redet, denken die meisten sofort an Steam. Die Download-Plattform von Valve hat das Thema bekannt und groß gemacht. Dank Steam können kleine, unabhängige Entwickler in kürzester Zeit weltweit hunderttausende Exemplare absetzen – ganz ohne Publisher. Doch Steam ist nicht der einzige Anbieter von Indiegames. Ich habe mir mal den noch recht kleinen Mitbewerber itch.io genauer angeschaut.
Itch.io – wen juckt’s?
Wie schon erwähnt, ist Steam eine hervorragende Plattform, um Games zu verkaufen. Doch es gibt ein Problem: Der Ansturm ist mittlerweile so groß, dass man als Entwickler einige Hürden nehmen muss (Stichwort: Steam Greenlight), um gelistet zu werden. Das schaffen verständlicherweise nicht alle.
So bleibt für die Kleinen der Kleinen nur ein Ausweg: das Ausweichen auf andere Plattformen. Zum Beispiel die etablierte Seite Desura oder der medial gehypte Humble Bundle Store, der immer wieder mit attraktiven Angeboten und Bundles auf sich aufmerksam macht. Oder eben der noch recht unbekannte Shop itch.io, der 2013 an den Start ging. Dahinter steckt kein namhaftes Unternehmen, sondern ein einzelner Programmierer: der US-Amerikaner Leaf Corcoran. Hut ab.
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Von schlecht bis erstklassig: breites Sortiment
Aktuell bietet itch.io rund 550 Spiele an. Und das Portfolio wächst – zumindest in unserem Beobachtungszeitraum – von Tag zu Tag um rund fünf bis zehn Titel an. Die Auswahl fällt dabei in Sachen Qualität extrem schwankend aus. Von hässlichen und nicht wirklich guten Games von Hobby-Programmierern bis hin zu professionellen Machwerken von „echten“ Indiegames-Entwicklern ist alles dabei.
Wenn man ein bisschen herumstöbert findet man ein paar echte Schätze, wie zum Beispiel die Flug-Action „Sky Rogue“ mit prozedural-generierten Landschaften, die Beta-Version eine verheißungsvollen Rollenspiels namens „Legends of Dorin: Ravenshelm“ oder „Black Island“, das speziell für Oculus Rift entwickelt wurde.
Außerdem mittendrin: Mein Shooter im Pixel-Retro-Style „Never Surrender“, den ich vor ein paar Jahren mit dem Tool „Gamemaker“ entwickelt habe. Ein Spiel, das weder toll aussieht, noch lange fesselt. Eben nur ein Freizeit-Projekt, das kein Publisher dieser Welt verkaufen würde. Und das auch bei Steam niemals eine Chance hätte. Aber bei itch.io ist es nun verfügbar. Warum? Weil hier jeder schnell und einfach ein Spiel hochladen kann.
So lädt man bei itch.io sein eigenes Spiel hoch
Username, Passwort, Mailadresse – nur diese drei Dinge sind für die Registrierung bei itch.io nötig. Dann kann es auch schon losgehen: Im Dashboard findet sich ein simpler „Create Game“-Button, der zu diesem Eingabeformular führt. Dieser One-Pager ist alles, was man zum Hochladen seines Spieles benötigt. Das Ausfüllen der Produkt-Informationen sowie das Hochladen von Screenshots, Artworks und dem Game-File dauert nur wenige Minuten.
Einer Besonderheit von itch.io sollte man seine Aufmerksamkeit dabei besonders widmen: dem Feld „Minimum Price“. Denn auf der Indiegames-Plattform ist es möglich, ein Game zu seinem Wunschpreis zu verkaufen. Oder sein Machwerk gar zu verschenken. Egal, was man verlangt – allen Käufern bzw. Interessierten steht es frei, dem Entwickler freiwillig einen zusätzlichen Betrag zu spenden. Quasi ein Extra-Obolus als Anerkennung für sein Werk. Eine tolle Idee, finde ich! Die Bezahlung erfolgt über Paypal, Amazon Payments oder Stripe. Je nachdem, was man als Zahlungsart im Account hinterlegt.
Hat man alle Daten in das Formular eingetragen, kann man mit ein paar Einstellungen das Aussehen der Produktseite verändern. Ich entschied mich – ganz passend zu meinem Weltraum-Vertikalshooter – für eine weiße Pixel-Schrift auf schwarzem Hintergrund. Dann noch den Status auf „Public“ gewechselt und schon ist das Spiel kaufbar.
Auch schick: Ein konfigurierbares Widget, das man leicht auf Webseiten integrieren kann.
Ist das Game dann online, können jederzeit alle Angaben und Einstellungen editiert werden. Neben einem Analye-Tool, das die Views, Downloads und Verkäufe zeigt, gibt es auch die Möglichkeit, automatisiert Verkaufsaktionen (z.B. mit satten Rabatten) einzustellen.
Apropos Verkäufe: Verständlicherweise geht nicht der ganze Erlös an den Entwickler. Zuerst ziehen die Payment-Provider ihre Transaktionsgebühren ab. So nimmt beispielsweise Paypal 30 Dollar-Cent plus 2,9 Prozent bei jeder Transaktion. Zusätzlich kriegt normalerweise itch.io 10 Prozent des Umsatzes, aktuell wird aber auf die Gebühr verzichtet. Ein mehr als fairer Deal.
Wichtig: Wer Umsatzsteuer-pflichtig ist, sollte natürlich nicht vergessen, seine Umsätze beim Fiskus anzugeben, um für seine Erlöse brav seine Steuern zu zahlen!
Fazit
Steam ist klasse, aber überfüllt. Und mittlerweile zu umständlich für Indiegames-Entwickler, die einfach ihre Werke verkaufen wollen. Hier bietet sich itch.io als simple, aber effektive Lösung an. Innerhalb weniger Minuten ein Spiel hochladen und verkaufen – so muss es sein.
Am besten gefällt mir die „Bezahle, was du willst“-Mentalität. Wenn jemandem mein Spiel nicht gefällt, muss er dafür nichts oder nur sehr wenig bezahlen. Kommt meine Idee aber an, so werde ich (hoffentlich) mit freiwilligen Abgabe belohnt. Das ist Indie.
Bilder: Screenshots / itch.io