Was waren das noch für Zeiten, als ich eine umfangreiche Hifi-Anlage genutzt habe. Los ging es schon zu Schulzeiten. Vorbild war damals mein Bruder, den ich immer um sein für mich beeindruckendes Soundsystem beneidet habe. Klar, dass ich sowas auch haben wollte. Entsprechend ist meine Anlage Schritt für Schritt aus diversen Komponenten von Sony gewachsen. Bis zu dem Zeitpunkt als mein Hifi Stereo Receiver sich aufgrund eines Defekts in unregelmäßigen Abständen immer wieder selbst abschaltete. Hat tierisch genervt, reparieren lassen habe ich es aber nie. Denn zu diesem Zeitpunkt begann schon der Siegeszug von Internetstreams und die konnte mein Receiver ohnehin nicht ohne weiteres Zubehör abspielen.
Lautsprecher werden immer kompakter
Heute braucht Otto-Normal-Nutzer in der Regel keine sperrigen Hifi-Systeme mehr. Und auch riesige Stand-Lautsprecher gehören immer seltener zur klassischen Ausstattung in der Wohnung. Denn die Technik hat sich in den zurückliegenden Jahren auch im Audio-Segment so rasant weiterentwickelt, dass schon kleine, kompakte Lautsprecher für einen durchaus beeindruckenden Sound sorgen. Und das sogar ohne nerviges Verlegen von Kabeln. Denn als Quelle dient nicht mehr ein klassischer Hifi-Receiver, sondern zum Beispiel ein per Bluetooth oder NFC verbundenes Notebook, Tablet PC oder Smartphone. Denn auf diesen Geräten ist häufig eine umfangreiche Musiksammlung gespeichert oder eine App installiert, die Verbindung zu einem Webradio oder einem Streaming-Dienst wie Spotify oder Napster aufbauen kann.
Ich hatte in den zurückliegenden Wochen die Möglichkeit, einen solchen Bluetooth-Stereo-Lautsprecher auf die Probe zu stellen. Ultimate Ears hatte mir die so genannten UE Boom zugeschickt und zugegeben, ich musste erst einmal selbst googlen, wer dahintersteckt. Vielleicht lebe ich hinterm Mond, vielleicht habe ich mich aber auch einfach noch nicht genug mit Audio-Produkten beschäftigt. Fakt ist aber, dass Ultimate Ears eine Marke aus dem Hause Logitech ist und die Firma werden wohl alle von uns kennen…
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Was für ‘ne Dose
Doch zurück zu den UE Boom. Designtechnisch habe ich nicht schlecht gestaunt, als ich das Gerät das erste Mal vor mir auf den Tisch gestellt habe. Einerseits wegen der hübschen, neongelb-blauen Farbe, aber auch wegen der Form. Rund wie zwei übereinander gestellte Alu-Dosen (0,33 Liter) kommt der Lautsprecher daher und lässt sich nicht nur senkrecht aufstellen, sondern auch waagerecht hinlegen. Egal, was man persönlich favorisiert, das Musikerlebnis bleibt wegen der integrierten 360-Grad-Lautsprecher gleich.
Vermarktet wird der Lautsprecher auch als Social Music Player denn dank seiner handlichen Abmessungen lässt er sich auch problemlos in einem Rucksack oder einer Tasche mit auf die Reise nehmen. Und weil er mit einer schmutzabweisenden Plasmabeschichtung versehen wurde, ist er auch draußen ein treuer Begleiter. Ultimate Ears hat mir auf einem kleinen Zettel sogar den Tipp gegeben, dass sich der Lautsprecher selbst unter der Dusche nutzen lässt. Ich habe mich aber ehrlich gesagt nur getraut, ihn im Bad neben der Dusche aufzustellen. Und das reicht ja wohl auch. Theoretisch kann man sich das Ding übrigens über einen Karabinerhaken auch an den Gürtel hängen. Das fänd’ ich persönlich dann aber doch ein bisschen zu sperrig und rund 500 Gramm baumelnd an mir herumtragen? Muss nicht wirklich sein. Schon sehr viel praktischer ist hingegen, dass der mobile Lautsprecher in eine typische Trinkflaschenhalterung am Fahrrad passt…
Kinderleichte Einrichtung
Genutzt habe ich die UE Boom während der vergangenen Wochen in Verbindung mit dem iPhone 5c. Einrichtung? Leicht und ohne Probleme zu bewerkstelligen. Wie jedes Bluetooth-Headset lässt sich auch der Lautsprecher mit dem Smartphone koppeln und es werden im Anschluss alle Audio-Inhalte nicht über die Lautsprecher des Telefons ausgegeben, sondern eben über die UE Boom.
Und damit ihr noch ein paar Einstellungen vornehmen und Sonderfunktionen nutzen könnt, steht eine spezielle App zur Verfügung – allerdings nur für iOS und Android. Über einen Equalizer lässt sich dann beispielsweise der Sound anpassen und – ziemlich praktisch – eine Weckfunktion verwenden. Dann werdet ihr morgens nicht mit einem nervigen Klingelton aus dem Schlaf gerissen, sondern mit eurer Lieblingsmusik oder dem von euch bevorzugten Radiostream. Übrigens schaltet sich der Lautsprecher nach 15 Minuten zwar automatisch aus, um Strom zu sparen, die Weckfunktion funktioniert aber trotzdem. Und wenn der Stream eures Lieblingsradios aus welchen Gründen auch immer mal nicht zu erreichen sein sollte, verfügt der Lautsprecher auch über eine Backup-Funktion in Form eines klassischen Alarm-Tons.
Wahrer Ausdauer-Künstler
Apropos Strom: Ultimate Ears verspricht, dass der fest integrierte Akku Energie für bis zu 15 Stunden liefert. Ich habe es auf die Spitze getrieben und kann sagen, dass ich bei Nutzung mit normaler Zimmerlautstärke sogar noch ein bisschen über diesen Wert gekommen bin. Gute Nachrichten sind das vor allem für diejenigen von euch, die im kommenden Sommer zum Beispiel im Freibad oder Park bzw. bei anderen Outdoor-Aktivitäten nicht auf musikalische Unterhaltung verzichten möchten. Aufgeladen wird der Akku übrigens über ein mitgeliefertes Micro-USB-Kabel (Flachkabel!) und wer den aktuellen Ladestand wissen will, drückt einfach gleichzeitig die Plus- und Minustaste zur Lautstärkeregulierung und erfährt per Sprachausgabe die aktuelle Akkukapazität in Form eines Prozentwertes.
Und jetzt fragt ihr euch natürlich noch, wie der Sound des kleinen Lautsprechers zu bewerten ist. Kurz und knapp könnte man sagen: kraftvoll mit ordentlchem Bass und vor allem laut. Wer den selbsternannten Social Player voll aufdreht, wird nicht lange warten müssen, ehe die Nachbarn sich bemerkbar machen. Und auch in der freien Natur sorgt der Lautsprecher für eine ziemlich beeindruckende Beschallung ohne störendes Knarzen und Knistern. Der Ton bleibt fast immer klar und selbst Höhen und Mitten sind ordentlich zu vernehmen. Nur bei der höchsten Lautstärke-Stufe wird der kleine Lautsprecher dann doch an seine Grenzen getrieben und es dröhnt ziemlich gewaltig.
Toller Sound, starkes Design, stolzer Preis
Wer mag, kann über die App auch zwei UE Boom miteinander verbinden und so (vermutlich) einen noch attraktiveren Stereo-Sound aktivieren. Haben ich mangels Verfügbarkeit nicht testen können, so wirklich notwendig ist das meiner Meinung nach aber wohl eher nicht, denn auch als Stand-Alone-Produkt sorgen die UE Boom für ein tolles Musikerlebnis. Allerdings auch für eines, das nicht sonderlich günstig ist. Denn der in sechs Farbvarianten erhältliche Lautsprecher kostet immerhin 199 Euro. Kein Schnäppchen, aber von Musikliebhabern sicher ein gern investiertes Geld. Zumal das attraktive, poppige Design und die schnörkellose Verarbeitung den Preis durchaus rechtfertigen. Die maximal mögliche Reichweite liegt laut Hersteller bei 15 Metern, übersteht in Wohnungen aber auch Verbindungen durch eine dicke Zimmerwand. Umso überraschender war es, dass die Verbindung schon mal haken kann, wenn das Handy in der Hosentasche verschwindet, die UE Boom aber nur fünf Meter entfernt stehen.
Und ganz nebenbei: Wer will, der kann die UE Boom auch als mobile Freisprecheinrichtung mit einem gekoppelten Smartphone verwenden. In Beisein Dritter vielleicht nicht ganz so praktisch, zu Hause auf dem Schreibtisch aber ungemein pfiffig. Gespräch annehmen, Telefon auf den Tisch legen und einfach drauflos quatschen. Auch im Auto funktioniert die Freisprecheinrichtung ganz passabel. Fahrgeräusche sind für den Gesprächspartner allerdings gerade bei höherer Geschwindigkeit ziemlich deutlich zu vernehmen.
(Fotos: Hayo Lücke / BASIC thinking)