Vor einigen Wochen war die Gelegenheit da: Ich stieß Nokia-Pressesprecher Ben Lampe während des Bloggertreffens in Düsseldorf unauffällig in die Seite und zischte verschwörerisch: „Ben, jetzt mal ehrlich – eure Qi-Ladehalterung für’s Auto, so richtig gut funktioniert die nicht, oder?! Ich habe da so einiges gelesen…“ Hintergrund meiner Skepsis: Bei Amazon, im hauseigenen Nokia-Forum sowie anderen Foren berichteten immer wieder Käufer über leere Akkus trotz Ladevorgang und andere Merkwürdigkeiten. Da ich das Konzept der CR-200 aber eigentlich spannend fand und sogar überlegte, künftig mein Lumia 920 zur Navigation zu nutzen, wollte ich es nun genau wissen.
„Probier‘ es doch einfach selbst aus“
Was ich denn damit meine, entgegnete Ben. „Nun ja, das Ding soll ja zum Beispiel nicht richtig laden, oder besser gesagt, es soll nicht genug Saft liefern, um noch nebenbei mit dem Lumia zu navigieren, ohne den Akku leerzuziehen. Aber genau dafür wurde die Halterung doch eigentlich gemacht…klare Fehlkonstruktion, oder?!“ Gedanklich stellte ich mich bereits auf ein Potpourri der üblichen Worthülsen ein, die PR-Profis in solchen Situationen gern herunterspulen. Sicher würde gleich von Einzelfällen oder Bedienungsfehlern die Rede sein, bestenfalls von ein paar Montagsmodellen. Die übliche Fehlerquote und so. Danach wäre das Thema erledigt. Kein Weiterkommen. Stattdessen hörte ich das: „Nun, der Qi-Ladestrom setzt da natürlich Grenzen, aber die Navigation lässt sich in jedem Fall ohne Akkuschwund nutzen, auch in 3D. Läuft allerdings noch allerlei im Hintergrund, kann es durchaus anders aussehen. Aber probier‘ es doch einfach selbst aus.“
Ein paar Tage später lag eine CR-200 als Testgerät auf meinem Tisch (inzwischen gibt es ein weiteres Modell mit der Bezeichnung CR-201, das aber offenbar nur äußerlich zur besseren Befestigung neuerer Lumias wie dem 1520 leicht verändert wurde). Mein altes Navi hatte damit Reiseferien. Lumia 920 und Nokias Here Drive+-Navigation waren nun in der Pflicht, den Job des mobilen Wegweisers zu übernehmen. Denn eigentlich klingt die Kombination nach der klassischen Win-Win-Lösung: Halterung ins Auto, Stromversorgung über das dank beigelegter Verlängerung an nahezu jede Cockpit-Größe anpassbare Kabel herstellen, und fertig ist das Gartenhäuschen. Vier selbstklebende Kabelführungen sorgen zudem dafür, dass die gummierte Strom-Pipeline zum Zigarettenanzünder vernünftig und dauerhaft verlegt werden kann. Clever gelöst: Dank eines Kombisteckers mit USB-Port kann jederzeit noch ein zweites Gerät aufgeladen werden.
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Wertig, stabil und – klebrig
Die Halterung selbst wirkt wertig verarbeitet und verfügt über drei Haltenasen. Zwei davon sind beweglich und ermöglichen es durch Zusammendrücken, das Smartphone fest zu arretieren. So viel sei schon gesagt: Herausgefallen ist mir das Lumia selbst auf Holperstrecken kein einziges Mal. Öffnen lässt sich der Klammergriff über eine rückseitig eingelassene Taste. Ansonsten verfügt die CR-200 über das übliche Kugelgelenk zur Ausrichtung in Hoch- oder Querformat sowie eine – sehr spezielle –Befestigung, die mich bei der ersten unbedarften Berührung sofort an einen Fliegenfänger denken ließ.
Einen dieser besonders klebrigen Streifen, die von der Decke herunterhängen: Genau so fühlt sich der Saugnapf an, der den sicheren Halt an der Windschutzscheibe oder – unter Verwendung der mitgelieferten zusätzlichen Montageplatte – auf dem Armaturenbrett gewährleisten soll. Die klebende Beschichtung scheint ihre Haftungswirkung dabei trotz mehrfachen Anpappens und Abziehens nicht zu verlieren. Auch Wasser kann die Klebewirkung nur zwischenzeitlich verringern – die Reinigung und Entfernung anpappender Schmutzpartikel ist daher problemlos möglich. Zusätzliche Stabilität gibt zudem eine Arretierung, die den Saugnapf fest auf die Oberfläche presst. Alles in allem ein bombensicheres System.
Schöne Theorie, umständliche Praxis
Richtig herum eingelegt, liegen sämtliche Tasten des 920 weiterhin frei. Da die Halterung an Auflagefläche und Haltenasen über Gummibeschichtungen verfügt, sind zu keiner Zeit Kratzer am Lieblingsgadget zu befürchten. Alles super also? Nicht ganz, denn der Teufel steckt wie immer im Detail. Genauer: in der NFC-Funktion. Denn hier beginnt es, ein wenig umständlich zu werden. Dafür kann die Halterung aber nur bedingt etwas. Jedenfalls: In meiner anfänglichen Unbedarftheit hatte ich mir das Ganze zunächst richtig schnieke ausgemalt. Smartphone einlegen und die bei NFC-Kontakt hinterlegte App startet automatisch – etwa Here Drive+ oder die von Nokia mitgelieferte CR-200-Fahrzeuganwendung (dazu später mehr).
In der Praxis passiert zumindest mit dem Lumia 920 aber nichts, wenn ihr dieses einfach so in die Halterung einspannt. Denn um die NFC-Verbindung herzustellen, muss zunächst mit der oberen Hälfte der Smartphone-Rückseite auf das untere Ende der Halterung getippt werden. Anschließend poppt die übliche (und leider nicht abschaltbare) NFC-Meldung von Windows Phone auf, die ihr noch gesondert bestätigen müsst. Erst dann wird die für diesen Fall hinterlegte Anwendung ausgeführt. In der Konsequenz habe ich häufiger vergessen, das Prozedere durchzuführen und war dann einfach nicht mehr gewillt, das Lumia nur dafür noch einmal aus der Halterung zu nehmen. Schließlich habe ich irgendwann ganz auf das NFC-Feature verzichtet. Schließlich bringt es in dieser Form keine Vorteile, da man so oder so mindestens einmal auf das Display tippen muss.
Quer durch die Republik
Wie bereits angedeutet, liefert Nokia zwar eine nette Fahrzeuganwendung mit (nicht zu Verwechseln mit dem GDR3-Fahrzeugmodus), die wahlweise Uhrzeit, Wetter oder Akkustand anzeigt und drei frei belegbare App-Schnellzugriffe – etwa für Navi, Kurzwahl und Nokia Musik – bietet. Ich selbst kann aber gut auf die App verzichten, da sie für mich insgesamt keinen Mehrwert bietet. Zum Telefonieren fahre ich lieber rechts ran und Musik-Streaming über das Smartphone ergibt erst dann Sinn, wenn die Wiedergabe etwa via FM-Transmitter direkt über die Fahrzeuglautsprecher erfolgen würde. Mir genügt aber das klassische Radioprogramm beziehungsweise der CD-Slot.
Ich habe Nokia Musik aka MixRadio dennoch testweise direkt über das Lumia mit voller Lautstärke laufen lassen, um den Stromverbrauch des Gerätes ein wenig in die Höhe zu treiben. Denn – wir erinnern uns – Sinn der ganzen Übung war ja es vor allem, herauszubekommen, ob der Ladezustand des Lumia-Akkus bei laufender 3D-Navigation weiter zulegt. In meinem Fall waren dabei mindestens noch WLAN und der regelmäßige E-Mail-Abruf aktiviert; die Display-Helligkeit stand generell auf „automatisch“ und auch die ein oder andere App war noch in der Übersicht geparkt. Auf diese Weise bin ich in den letzten Wochen mehrere Hundert Kilometer quer durch die Republik gefahren – die längste Fahrt dauerte rund vier Stunden.
Häufige Unterbrechungen des Ladevorgangs
Völlig ausgesaugt wurde der Lumia-Akku dabei in keinem einzigen Fall. Voll wieder aufgeladen allerdings ebenfalls nicht. Der Ladestand lag nach Fahrtende stets entweder auf dem Anfangsniveau oder knapp darüber bzw. bei intensiver Nutzung von Musik-Streaming etwas darunter. Falls ihr den Anspruch habt, am Ziel mit bis zum Bersten gefüllten Akkuzellen auszusteigen, müsst ihr also wohl entweder auf Navigation und andere Dienste verzichten oder eben doch mit dem Kabel laden. Zumindest ist das meine Erfahrung mit dem Lumia 920 (GDR2, Amber).
Nutzt ihr nur die Nokia-eigene Navi-Lösung und achtet ein wenig auf etwaige Hintergrunddienste, sollte in der Regel aber auf jeden Fall genügend Strom respektive ein kleines Plus über bleiben. Mir persönlich würde das genügen. Der Qi-Ladestrom beträgt laut Aufschrift übrigens 750 mA – das mitgelieferte Ladegerät des Lumias bietet hingegen 1.000 mA. Der gesamte Ladevorgang geht mit Qi daher deutlich langsamer vonstatten. Eine teils extreme Hitzeentwicklung – wie ebenfalls hier und da von einigen Amazon-Rezensenten moniert – konnte ich übrigens zu keiner Zeit feststellen. Das Lumia wurde natürlich warm, aber eben nicht heiß. Allerdings: Es ist ja auch Winter und die Sonne scheint nur selten auf die Windschutzscheibe.
Als recht instabil erwies sich derweil die Qi-Verbindung. Immer wieder unterbrach der Ladevorgang für ein bis zwei Sekunden und startete dann erneut. Was normalerweise wohl nicht auffallen würde, hat bei einem Windows Phone die üble Konsequenz, dass der so ständig „neu“ beginnende Stromfluss zur „Freude“ aller Anwesenden immer wieder mit dem zugehörigen Dreiklang gemeldet wird. Warum der Kontakt zeitweise so instabil war, konnte ich nicht herausfinden. Vielleicht reagiert das Ladeverfahren empfindlich auf Vibrationen, was es für die Nutzung im Auto aber eigentlich disqualifizieren würde; einen Bumper oder ähnliches verwende ich jedenfalls nicht.
Gemischtes Fazit
Am Ende ist mein Fazit daher doch recht gemischt. Die Halterung selbst ist gut verarbeitet, die Navigation mit dem kostenlosen Nokia Here Drive+ lässt – bis vielleicht auf TTS-Ansagen – kaum etwas vermissen und auch das drahtlose Laden funktioniert weitgehend zufriedenstellend. Außerdem positiv: Da die Karten generell auf dem Smartphone gespeichert werden, bleibt der durch die App generierte Datenverbrauch verschwindend gering.
Keine Frage: Mit leerem Akku einsteigen, fröhlich durch die Gegend navigieren und mit einem vollen Akku aussteigen – das funktioniert offensichtlich nicht. Nichtsdestotrotz genügt der drahtlos übertragene Ladestrom in der Regel, um den vorhandenen Akkustand auch bei laufender 3D-Navigation zu halten beziehungsweise sogar ein wenig aufzupolstern. Damit könnte ich mich durchaus anfreunden.
Was mich aber am Ende trotz allem wieder zum Alt-Navi greifen lässt, sind die immer wieder aufgetretenen Qi-Ladestörungen sowie der – im Vergleich zu einer 08/15-Variante und angesichts der kleinen Macken – doch recht hohe Preis von aktuell rund 65 Euro. Letztlich würde mir als Wenigfahrer aber auch eine „normale“ Halterung genügen. Zuhause möchte ich meine Qi-Ladestation hingegen nicht mehr missen, auf vier Rädern geht es jedoch künftig weiter gut ohne.
Bilder: Christian Wolf / BASIC thinking; Screenshots