Für alle, die diese Seite über DSL oder Glasfaser lesen, ist die Nachricht vielleicht auf den ersten Blick nicht so unglaublich: Xowa ermöglicht den Download der kompletten Wikipedia auf den eigenen Rechner, Windows, Mac oder Linux. Darüber hinaus funktioniert das Tool mit allen weiteren Wikimedia-Wikis wie zum Beispiel Wiktionary oder Wikiquote, genauso wie mit den Spezial-Wikis wie Wikimedia Commons. Wie das geht, verrät die Schritt-für-Schritt-Anleitung von Xowa. Auch ausländische Wikis sollen unterstützt werden: Das Downloadpaket für die deutsche Wikipedia ist für den 16. Dezember angekündigt.
Zwei Größen zur Auswahl
Die Software bietet für die englische Version zwei Wiki-Varianten an: Die sogenannte Simple Wikipedia ist wesentlich kleiner als die komplette Enzyklopädie, mit 184.000 Einträgen und 90.000 Bildern. Insgesamt braucht die kleine Version 200 MB Speicher und laut Projekt nur 5 Minuten – mit großen Bildern 2 GB und 30 Minuten. Wer die volle Wikipedia haben will, muss in Speicherplatz bezahlen und in Zeit: Die fast 14 Millionen Seiten umfassen mehr als 20 Gigabyte an Text, dazu kommen nochmal fast 4 Millionen Thumbnails. Wer auch die großen Bilder dabeihaben möchte, braucht gute 100 GB für den Prozess. Allerdings reduziert sich der Speicherplatz nach vollendeter Installation auf gut 25 GB – der Rest ist für tempörare Installationsdateien und wird gelöscht. Vollendet heißt: nach ungefähr 30 Stunden.
Auch wenn die Offline-Version natürlich nicht die gleiche Aktualität hat wie die Online-Enzyklopädie: Das Projekt plant monatliche Updates; manuelle Updates lassen sich selbst durchführen. Und auch die Edit-Logs, wie die einzelnen Artikel aufgesetzt und geändert wurden, bleiben der Online-Wikipedia vorbehalten. Das dürfte dem normalen Nutzer allerdings eher weniger auffallen.
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Und warum sollte man das machen?
Zugegeben, für uns Breitband-Verwöhnte klingt das jetzt nicht wahnsinnig spannend: Warum soll ich mir den Rechner damit vollpacken, wenn ich mit zwei Klicks auf die Online-Version zugreifen kann? Allerdings gibt es jede Menge Möglichkeiten, die Wikipedia auf einem Datenträger bietet. Der größte Vorteil: Offline-Funktionalität ermöglicht Wikipedia-Recherchen auch dort, wo es keine oder nur unzuverlässige Datenverbindungen gibt. Es gibt ja durchaus Regionen dieser Welt, wo das Internet noch nicht selbstverständlich ist. Und der ein oder andere Lehrer dürfte auch ganz zufrieden sein, seinen Schülern die Online-Enzyklopädie als Offline-Version anbieten zu können, ohne ihnen direkt das ganze Internet zur Verfügung zu stellen – mit allen Ablenkungsmöglichkeiten. Auch Airgap-Systeme ohne Internet können so auf die Wikipedia zugreifen.
Und auch für die Forschung hat eine lokale Version der Wikipedia-Daten Potential: systematische Forschung, semantisch, contextuell, soziologisch – alles viel einfacher, unkomplizierter und schneller mit einer lokalen Speicherung. Und es gibt sicherlich noch viel mehr Möglichkeiten, was damit alles gemacht werden kann. Alleine die Gelegenheit, die komplette Wikipedia auf einer Speicherkarte in der Hosentasche, auf der Festplatte im Laptop oder auf dem Tablet zu haben, ganz zu schweigen vom Potential für Schulen oder schlecht erschlossene Regionen, ist beeindruckend. Ohne pathetisch sein zu wollen: Das gesammelte Wissen der Menschheit immer dabei – das hat schon was.
Bild: Screenshot