Wirtschaft

Das beste interne Memo aller Zeiten: Yahoo disst Microsoft und die Yuppie-Eltern des T-Rex

geschrieben von Tobias Gillen

Was macht man als Internet-Großkonzern, wenn das eigene Produkt bei der Belegschaft keinen Anklang findet? Richtig, man hetzt gegen die Konkurrenz. So geschehen bei Yahoo – großes Kino.

Yahoo

Nur 3.000 Yahoo-Mitarbeiter sind auf Yahoo Mail umgestiegen

Yahoo Mail ist so eine Sache. Es ist erst einen Monat her, als man den kompletten Dienst redesignt und neu aufgesetzt hat. Die Folge: 40.000 Unterschriften für das alte Yahoo und noch viel mehr Kritik von den Nutzern in den sozialen Netzwerken. Mit dem Update hat Yahoo eigentlich zu G(oogle)mail und Microsofts Outlook aufschließen wollen, der Schuss ging allerdings gehörig nach hinten los.

Das allein hat schon etwas von Realsatire, aber es geht noch viel besser. Denn nicht nur die Nutzer sind von Yahoo Mail nicht sonderlich begeistert, sondern auch die eigenen Mitarbeiter. Von den weltweit knapp 12.000 Mitarbeitern ist nämlich nur jeder Vierte Anfang des Jahres nach Bitte des Unternehmens auf Yahoo Mail umgestiegen, also nur 3.000 Mitarbeiter. Bei 300 Millionen Nutzern könnte Yahoo auf die restlichen 9.000 Mitarbeiter eigentlich gut verzichten. Aber irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass dieser Umstand den Konzern nervt.


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„Best Memo ever“

Zumindest dann nicht, wenn man sich das interne Memo anschaut, das Yahoo an die Belegschaft rausgegeben hat – und das, kaum überraschend, wenig später in der Öffentlichkeit aufgetaucht ist. „All Things D“ war so lieb, es zu veröffentlichen und hat damit bewiesen: Yahoos Chefetage scheint auf Dinosaurier zu stehen. Der Kern dem Memos ist schnell klar: Microsoft ist blöd, nutzt Yahoo Mail. Aber das Drumherum ist dann doch ein bisschen arg wirr – wenn auch irgendwie fast schon wieder poetisch:

Outlook mag sich zwar noch vertraut anfühlen. Aber es wird oft mit produktiv und gut gestaltet verwechselt. Wir bewundern es hingegen für sein Überleben, ein Anachronismus aus der längst überwundenen PC-Ära der neunziger Jahre. Ein Prä-Web-Programm, das zu einer Zeit geschrieben wurde, als NT-Server die Datenzentren-Landschaft mit dem Selbstvertrauen eines T-Rex terrorisierten, dessen Yuppie-Eltern ganz von Sohnemanns Einzigartigkeit überzeugt waren, weil das großschnäuzige, kurzarmige Monsterbaby die Gesten eines mickrigen Pterodactylus nachahmen konnte.

Gut, also noch mal langsam: Irgendwas mit Dinosauriern, T-Rex und seinen Yuppie-Eltern? Dazu ständig was mit „Hundefutter“ und die Info, dass man Outlook im Notfall ja auch mal für 30 Sekunden nutzen könne. Wirklich souverän klingt das nicht gerade. Aber lustig ist es – sehr sogar. Nicht umsonst bezeichnet „All Things D“ das Memo als „Bestes aller Zeiten“. Zu Recht!

Übrigens weisen Jeff Bonforte und Randy Roumillat in dem Schrieb (durchaus nachvollziehbar) noch darauf hin, dass es eine Selbstverständlichkeit sein sollte, die eigenen Produkte zu nutzen. Das gelte nicht nur für Yahoo Mail, sondern auch für die Suche. Womit wir den nächsten Stich gegen die Konkurrenz – in diesem Fall: Google – hätten.

Dass die Yahoo-Suche allerdings seit 2009 mit Microsoft-Technologie (Bing) läuft, Yahoo-Chefin Marissa Mayer wiederum künftig viel lieber mit Google anbändeln will – geschenkt. Ob sich Yahoo mit Memos dieser Art – intern hin oder her – einen Gefallen tut, ist jedenfalls fraglich. Zumindest sind derartige Interna eine Steilvorlage für Spott jeder Art. Auch ich hatte meinen Spaß. Und wünsche mir unbedingt mehr davon!

Bild: Screenshot

Über den Autor

Tobias Gillen

Tobias Gillen ist Geschäftsführer der BASIC thinking GmbH und damit verantwortlich für BASIC thinking und BASIC thinking International. Seit 2017 leitet er zudem die Medienmarke FINANZENTDECKER.de. Erreichen kann man ihn immer per Social Media.