Rund zwei Wochen ist es her, seit Nokia in Abu Dhabi gleich sechs neue Geräte aufs Tableau brachte. Der größte Teil des Buzz-Kuchens fiel dabei wenig überraschend aber nicht für die quietschbunten neuen Asha-Telefone 500, 502 und 503 ab, sondern die Erweiterung des aktuellen Lumia-Portfolios. Denn hier gab es gleich zwei Neuerungen zu sehen: zum einen mit Lumia 1320 und 1520 die ersten 6-Zoll-Smartphones auf Windows-Phone-Basis, zum anderen das Tablet-Debüt Lumia 2520. Am Donnerstag hatten wir nun in Düsseldorf erstmals Gelegenheit, alle drei Modelle sowie diverses Zubehör persönlich in Augenschein zu nehmen. Unsere Eindrücke wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten.
Kann Nokia Tablets?
Am spannendsten sicherlich dabei: das Lumia 2520. Kann Nokia Tablets? Um es kurz zu machen: Klares ja – obwohl wir es mit Vorseriengeräten zu tun hatten, wie Nokia-Sprecher Ben Lampe noch einmal ausdrücklich betonte. Sollte heißen: Das ein oder andere Detail lässt noch den finalen Feinschliff vermissen. Bevor deutsche Kunden aber überhaupt in die Versuchung kommen, ein 2520 in ihren Warenkorb zu legen, vergeht ohnehin noch mitunter viel Zeit. Denn sicher ist: Als Weihnachtsgeschenk wird Nokia sein Tablet zumindest hierzulande nicht anpreisen.
Warum, dazu gab es gestern keine wirklich überzeugende Erklärung. Und so kommt das Lumia 2520 zunächst nur in den USA, Großbritannien und Finnland auf den Markt. Selbst auf die Frage, ob sich daran wenigstens 2014 etwas ändern wird, war wenig handfestes zu erfahren. Nur so viel: „Alle Produkte zur gleichen Zeit überall auf den Markt zu bringen, macht keinen Sinn. Das wäre in etwa so, als wenn 25 Menschen gleichzeitig durch eine Tür gehen möchten“, sagte Lampe. Allerdings ist es eigentlich kaum vorstellbar, dass Nokia sein LTE-Tablet nicht in möglichst vielen Märkten anbieten wird. Doch wer weiß schon, was die frisch gebackene Mama Microsoft noch so alles mit der neuen Adoptivtochter vorhat.
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Aber zurück zum Gerät selbst: Zwei Varianten hatten die Nokianer in Düsseldorf mitgebracht: ein matt-blaues sowie ein glänzend-weißes Modell. Während letzteres über ein sehr glattes Gehäuse in Klavierlack-Optik verfügte, das fast schon billig anmutete, präsentierte sich das in blau eingefasste 2520 als echter Handschmeichler. Grund dafür war eine anders strukturierte Oberfläche, die aufgrund ihrer gummiartigen Beschaffenheit einen deutlich angenehmeren Eindruck hinterließ. Positiv aufgefallen ist uns darüber hinaus auch das sehr leuchtstarke und farbintensive Full-HD-Display sowie die geringe Bautiefe von rund 9 Millimetern. Und auch das Gewicht geht absolut in Ordnung. Zwar ist das 2520 mit 615 Gramm deutlich schwerer als etwa das neue iPad Air, wirklich „schwer“ (Stichwort Surface) kam uns der 10-Zöller dennoch nicht vor. Selbst bei längerer Nutzung dürfte sich die Ermüdung von Händen und Armen in Grenzen halten.
Ein „gewichtiges“ Aber bleibt
Dies gilt zumindest solange, wie nicht das optional erhältliche Tastatur-Cover, genannt „Nokia Power Keyboard“, verwendet wird. Wie bei Microsofts Surface-Tablets lässt sich nämlich auch das 2520 in eine schlaue Schutzhülle packen, die gleichzeitig als Tastatur mit Touchpad fungiert, aber zusätzlich einen integrierten Akku für bis zu fünf Stunden Extra-Laufzeit besitzt. Mittels eines integrierten Ständers wird das Tablet so im Handumdrehen zum ausdauernden Mini-Notebook. Wie Nokia-Produktmanager David Akinjise betonte, ist genau das auch ein erklärtes Ziel der Finnen. Das 2520 soll als Laptop-Ersatz positioniert werden – und das nicht zuletzt im Business-Bereich. Aber Moment, Business und Windows RT (8.1)? Zumindest aus Sicht Nokias keine Antipoden. Das OS sei zukunftssicher. Zudem werde das Tablet nativ mit Office und Outlook ausgeliefert. Ob das reicht, um in der B2B-Welt zu punkten? Wir werden es sehen.
An der Tastatur wird das Ganze vermutlich nicht scheitern. Mit ihrem angenehmen Druckpunkt sowie der ausgewogenen Tastenverteilung und -größe dürften auch berufliche Vielschreiber wenig zu klagen haben. Auf der Rückseite befinden sich zusätzlich zwei USB-Anschlüsse. Dies, in Kombination mit dem integrierten Akku, sorgt allerdings für einen „gewichtigen“ Nebeneffekt: Inklusive Hülle macht das 2520 mancher voll gestopften Aktenmappe ernsthafte Konkurrenz und lässt sich beim Tragen kaum mehr von einem Notebook unterscheiden. Zumindest hier wurde der Vorsatz des Laptop-Ersatzes bereits eingelöst. Während des Transports wird das Tablet von der Hülle nahezu komplett eingefasst – ein guter Schutz scheint aber gewährleistet, zumal das gummierte Material des Umschlags außen wasserabweisend und abwischbar ist.
Optisch war die in Düsseldorf verfügbare Hülle (Vorserie!) allerdings noch keine Offenbarung. So stand der untere Teil, in dem sich das hauchdünne Touchpad befindet, im ausgeklappten Zustand stets unschön nach oben. In der finalen Version soll dies aber nicht mehr auftreten. Insgesamt aber eine patente Kombinationslösung – wenn, ja wenn, das recht hohe Gewicht nicht wäre. Preis: Rund 150 Euro.
Stativ-Hülle für das Lumia 1520 mit Kippgefahr
Auch für das Lumia 1520 hat Nokia eine innovative Hülle im Programm. Das Nokia-Cover CP-623 ist demnächst in vier Farben für rund 35 Euro erhältlich und kann – das ist der Clou – gleichzeitig als Stativ genutzt werden. Nokia setzt dabei auf eine so simple wie schlaue Lösung: So verfügt das Cover über einen dünnen faltbaren Kunststoff-Deckel, der das Display unterwegs – leider nur lose – abdeckt und schützen soll, ansonsten aber zu einem Mini-Ständer geformt werden kann. Das 1520 lässt sich dann etwa auf einem Tisch platzieren und für die Wiedergabe von Videos nutzen. Obwohl wir in Sachen Origami nicht gerade zu den Begabtesten gehören, klappte das Falten nach kleinen Startschwierigkeiten schließlich ganz gut. Allerdings ist die Konstruktion naturgemäß nicht sehr stabil. Wird zu schwungvoll auf den oberen Displaybereich getippt, kippt das Lumia nach hinten und legt im ungünstigsten Fall eine Bruchlandung hin. Das Falt-Stativ erfordert also behutsames Vorgehen.
In der Praxis stellt sich zudem zwangsläufig die Frage nach der Haltbarkeit – schließlich wird das Material bei jedem Faltvorgang beansprucht, sodass sich irgendwann vielleicht doch einmal Risse zeigen. Der Korpus des Covers, in den das 1520 eingelegt wird, macht derweil einen stabilen Eindruck. Da die Einfassung ausschließlich über die Ecken erfolgt, bleiben sämtliche Tasten und Schnittstellen frei zugänglich. Mit dem Lumia 1320 lässt sich das Cover übrigens nicht nutzen.
„Fühlen uns an Communicator-Zeiten erinnert“
Welchen Stellenwert Nokia seinem neuen Highend-Lumia beimisst, ließ Nokia-Produktmanager Akinjise derweil bei einem Vergleich durchblicken: „Wir fühlen uns mit dem Gerät an Communicator-Zeiten erinnert“. Und wie dieser in den goldenen Tagen der Konzerngeschichte soll das 1520 nicht zuletzt im B2B-Geschäft punkten. Es sei ein „kompromissloses Gerät“, das keine Wünsche offen lassen soll, erklärte Akinjise.
Aus diesem Grund verfüge das noch in diesem Quartal für rund 800 Euro erhältliche Flaggschiff über die zweitbeste Kamera im gesamten Portfolio. Außerdem wurde das drahtlose Laden via Qi-Schnittstelle – anders als beispielsweise bei Lumia 1020 oder 925 – wieder nativ integriert. Nutzen lässt sich das beispielsweise mit dem neuen portablen Qi-Akku DC-50. Dieser verfügt über eine Leistung von 2.400 mAh und spendet unterwegs jederzeit drahtlos neue Energie. Nokia zufolge können dabei sogar mehrere Qi-kompatible Geräte übereinander gelegt und gleichzeitig geladen werden. Auf Knopfdruck zeigt das Strom-Gadget anhand vier kleiner LEDs, wie viel Energie noch vorhanden ist. Der anvisierte Preis liegt bei 99 Euro.
„Black“-Update mit an Bord
Sichtlich stolz sind die Nokianer darüber hinaus auf die mitgelieferten Apps. Etwa „Refocus“: Diese Anwendung ermöglicht es, erst im Nachhinein zu entscheiden, welcher Teil eines Schnappschusses scharf gestellt werden soll. Oder die „Storyteller“-App, die Geodaten aufgenommener Fotos mit einer Kartenansicht verknüpft. So lässt sich nach dem Urlaub exakt nachvollziehen, wo und wann eine Aufnahme gemacht wurde. „Storyteller“ lässt sich ab kommendem Jahr aber auch mit anderen Lumia-Smartphones nutzen. Voraussetzung ist das für den Jahresanfang 2014 angekündigte „Black“-Update – welches ebenso Microsofts GDR3-Update für Windows Phone 8 enthält.
Das 1520 bietet „Black“ freilich schon ab Werk – und damit neben den bereits erwähnten Anwendungen auch beispielsweise eine zusätzliche Live-Tile-Reihe, erweiterte Benachrichtigungen auf dem „Glance Screen“, einen Fahrzeugmodus oder die Möglichkeit, geöffnete Apps direkt über die zentrale Übersicht zu schließen. Weitaus spannender für uns war am Donnerstag aber die Hardware. Eine Aufzählung der Specs des LTE-Phablets spare ich mir an dieser Stelle – die sind ja auf der Nokia-Homepage zu finden. Uns fiel das Gerät vor allem durch seine hochwertige Verarbeitung und das nahezu rahmenlose, leuchtstarke Display auf.
Hochwertige Verarbeitung, happiger Preis
Hinzu kommt eine sehr angenehme Haptik, die zu keinem Zeitpunkt das Gefühl aufkommen lässt, schnödes Plastik in der Hand zu haben. Die Größe des 1520 fordert aber naturgemäß die passenden Hände und ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Ähnliches trifft auf den Preis zu: rund 800 Euro ruft Nokia hier in Deutschland auf. Details zum hiesigen genauen Marktstart sind noch rar. Allerdings wird das 1520 ab 22. November in den USA zu haben sein.
Garantiert in diesem Jahr nicht mehr bei uns erhältlich ist hingegen das Lumia 1320. Dabei ist das Schwestermodell zumindest preislich mit rund 400 Euro für Phablet-Freunde durchaus eine Alternative. Auch die Verarbeitung kann überzeugen – bereits das in Düsseldorf verfügbare Vorserien-Gerät fühlte sich gleichermaßen wertig an. Verzicht üben muss man dafür sowohl bei Ausstattung und Display-Auflösung als auch kleineren Finessen wie beleuchteten Touch-Tasten. Diese bleiben beim 1320 leider dauerhaft dunkel.
Bilder: Christian Wolf; Hayo Lücke / BASIC thinking