Bisher läuft es ja oft so: Wer einen Internetanschluss bestellt, bekommt einen Router von seinem Provider, nun ja, aufgedrückt. Keine große Auswahl zwischen mehreren Modellen, keine Entscheidungsfreiheit des Kunden, jedoch eine meist unkomplizierte Inbetriebnahme nach „Plug & Play“-Art. Wer ein anderes Gerät haben möchte, muss sich hingegen selbst darum kümmern – wenn er die technischen Fähigkeiten dazu hat. Diese Bevormundung ist nicht nur versierten Nutzern ein Dorn im Auge. Auch von anderer Seite wird diese Praxis schon länger kritisiert. Jetzt hat auch die Free Software Foundation Europe (FSFE) Stellung gegen den Routerzwang bezogen, rechtzeitig vor dem Ende der Stellungnahmefrist zur offiziellen schriftlichen Anhörung der Netzagentur zum 6. November.
Sicherheitsprobleme und Inkompatibilitäten
Ende September hatte die Bundesnetzagentur um Statements von Verbrauchern, Anwendern, Verbänden und Industrie gebeten. In der eigenen Stellungnahme begründet die FSFE ausführlich ihre Zweifel an der Praxis des „Routerzwangs“.
Die Regelungen gefährde nicht nur den Wettbewerb, sondern schränke auch wesentliche Rechte der Nutzer ein:
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Der Zwang zur Nutzung eines Routers, der durch den Anbieter kontrolliert wird, kann zu zahlreichen Problemen führen, wie Inkompatibilitäten mit VoIP-Telefonen, Streamingdiensten oder Onlinespielen. Auch die Nutzung eigener, vorhandener Geräte und Dienste wird durch den Routerzwang erschwert oder unmöglich.
Das bestehende Verfahren begünstige außerdem Sicherheitslücken:
In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass vom Provider vorgeschriebene Geräte schwächer ausgestattet sind, langsamer weiterentwickelt werden, mehr Sicherheitslücken aufweisen und seltener Sicherheitsupdates erhalten.
Im September warnte die FSFE in einem Schreiben an die Bundesnetzagentur zudem vor rechtlichen Problemen: Da der Kunde dafür hafte, was über seinen Anschluss passiere, müsse er auch die volle Verantwortung für die Absicherung tragen. Durch den Routerzwang verliere der Nutzer jedoch genau die Kontrolle, die dafür nötig sei.
Auch die Hersteller wollen Wahlfreiheit
Auch zahlreiche Endgeräte-Hersteller machen seit geraumer Zeit gegen die Bündelung mobil. Bereits im Mai verschickten 16 Unternehmen eine entsprechende Protestnote an die Netzagentur. Vor allem der deutsche Marktführer AVM engagiert sich dabei lautstark gegen die Zwangsbündelung – und das natürlich nicht uneigennützig. Schließlich erfreuen sich seine umfangreich ausgestatteten Fritz!Boxen am Markt großer Beliebtheit.
Muss ein Kunde aber den (meist auch noch kastrierten) Router seines Providers nutzen, entgehen AVM und Co. potenzielle Umsätze. Denn ein Wechsel ist meist nicht oder nur mit (inakzeptablen) Funktionseinbußen möglich. Wer etwa auch über das Internet telefoniert, benötigt bestimmte Zugangsdaten und Einstellungen, damit der Anschluss funktioniert. Genau diese halten die Internet-Anbieter aber unter Verschluss.
Dass das noch lange so weitergehen wird, darf man aber mittlerweile bezweifeln. Genaueres wissen wir aber wohl erst in den nächsten Wochen.
Update, 6. November
Inzwischen haben sich eine Reihe weiterer Verbände und Interessengruppen geäußert und einhellig gegen den Routerzwang ausgesprochen, darunter der CCC, der Bundesverband IT-Mittelstand sowie der Bundesverband Initiative gegen digitale Spaltung. Welche Folgen sich daraus ergeben, bleibt aber weiterhin unklar. Bisher hatte die Netzagentur erklärt, keine rechtliche Handhabe gegen das Vorgehen der Provider zu besitzen.
Bild: Rasmus Sten / Flickr (CC BY-SA 2.0)