Da ist er nun, der BlackBerry Messenger für iOS und Android. Für Mitte September geplant, erscheint der potenzielle WhatsApp-Konkurrent mit leichter Verspätung – und fällt in unserem Test trotzdem glatt durch.
Lange Geduldprobe
Denn schon vorab wird der neugierige Nutzer auf die Geduldsprobe gestellt. „BBM ist unterwegs zu Ihnen!“, heißt es nach dem Start der App, darunter grinst ein lächerliches Partysmiley. „Aufgrund der großen Nachfrage hat sich eine Warteschlange gebildet.“ Nun solle man auf eine E-Mail von BlackBerry warten und sich dann noch mal melden. Das ist wohl das, was man als klassischen Fehlstart bezeichnet: Erst landet die App verspätet in den App Stores, dann werden die interessierten Nutzer vertröstet.
So wirkt es, als wäre BlackBerry vom Erfolg der App völlig überrascht worden. Auf mehr als 10 Millionen Downloads in 24 Stunden, so scheint es, war in Kanada keiner vorbereitet. Offenbar reichen die vorhandenen Kapazitäten nicht aus. In unserem Fall heißt das: Erst 30 Stunden (!) nach der Anmeldung kommt endlich die versprochene E-Mail. Man hätte also auch einen Brief verschicken können. Immerhin: Der Test kann beginnen.
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„Einrichten von BBM“
Besser wird es aber leider auch dann nicht: Nachdem die Profilinformationen (für die BlackBerry-ID) drei Mal neu eingegeben werden mussten (samt E-Mail-Adresse, Benutzername, Vorname, Nachname, Geburtsdatum, Passwort, Passwort-Wiederholung, Sicherheitsfrage und – antwort), stecke ich in einer Warteschleife fest. Nein, keine ultramoderne Sanduhr dreht sich, sondern ein fescher Kreis. „Einrichten von BBM“ – alles klar.
Nach fünf Minuten schließe ich die App. Vielleicht hat sie sich ja nur aufgehangen – kein Problem, kann passieren. Und jetzt kommen wir zur 1.000-Punkte-Frage: Was finde ich nach dem erneuten Öffnen der App? a) Eine klasse WhatsApp-Alternative oder b) den „BBM ist unterwegs zu Ihnen!“-Warteschlangen-Screen? 50/50-Joker? Gern: a) fällt weg – und der BlackBerry Messenger durch, noch vor dem ersten Start.
Ohne Kontakte wird ohne Messenger auch nicht besser
Irgendwann habe ich es dann doch geschafft. Meine BlackBerry-ID ist erstellt, Tränen der Freude laufen im Angesicht der Abendsonne meine Wangen heru… Nein, Spaß beiseite. Das Userinterface ist soweit ganz schick, nichts überraschend neues, aber auch nichts, was stören würde. Es gibt ein eigenes Profil, eine Einladenfunktion (per Mail, SMS, BBM-Pin und Barcode), Reiter für „Chats“, „Gruppen“ und „Kontakte“. Für letztere drei Dinge bräuchte man allerdings auch Kontakte – und da geht das Elend weiter.
Denn: So wirklich sinnvoll ist das System mit den BBM-Pins nicht. Jeder Nutzer bekommt einen achtstelligen Pincode. Man könnte das auch ID, Nutzername oder sonst wie nennen, bei BlackBerry ist es eben ein Pin, nun gut. Über diesen Pin kann man dann gefunden werden. Allerdings nur, wenn der Gegenüber den Pin kennt. Und da ist schon mal das erste Problem: Wer erst eine WhatsApp-Nachricht mit dem Pin verschicken muss, damit er einen Kontakt beim BlackBerry Messenger hat, der wird ganz sicher kein BlackBerry-Messenger-Nutzer.
Einziger Vorteil der Pins ist, dass man dadurch keinen Abgleich mit dem Adressbuch machen muss – was wiederum deutlich sicherer ist als etwa bei WhatsApp, wo alle Kontakte quer durch die Welt geschickt werden. Ein Chatprogramm macht allerdings ohne Kontakte auch nicht allzu viel Sinn.
Nervfaktor durch Pings
Nach ein wenig Sucherei haben wir es in der Redaktion dann doch endlich geschafft, uns zu verbinden. Die ersten Chat-Nachrichten gehen raus und rein, ein überwältigendes Gefühl. Durch Tastatur, eine zusätzliche Leiste für das Versenden von Anhängen und Kontakten und das Eingabefeld wird der Chatbereich aber selbst auf dem langen Display des iPhone 5 sehr klein. Der Chat funktioniert soweit reibungslos, auch wenn die Push-Notifications manchmal nicht ganz wollen.
Wie bei WhatsApp gibt es beim BlackBerry-Messenger eine Anzeige, wann eine Nachricht zugestellt und gelesen wurde. Das wird durch ein kleines „D“ für „delivered“ respektive „R“ für „read“ gekennzeichnet. Eine Funktion, die man von WhatsApp bislang so nicht kennt, bietet der BBM dann aber doch noch: Pings. Was sich eher anhört wie ein „Plong“ ist letztlich nichts anderes als ein Aufruf, den BBM endlich noch mal zu öffnen. Er kann von jedem Kontakt geschickt werden, ohne Einschränkung. Für Menschen, die nachts ihr Handy auf laut und die falschen Freunde haben, ist das also unter Umständen gar nicht so lustig.
Fazit: Weg damit
Aber soweit muss es ja nicht kommen. Denn BlackBerry Messenger für iOS (und wohl auch Android)? Zumindest in der aktuellen Form ein überflüssiges Elend. Nicht mehr und nicht weniger. Der Aufbau ist in Ordnung, die Grundfunktionen auch, aber alles in allem läuft nichts wirklich rund. Eine iOS-7-Anpassung fehlt, die von BlackBerry bekannten Funktionen Voice Calling und Video Calling sind noch nicht dabei (werden aber nachgereicht) und das Pin-System ist wirklich nicht gut durchdacht. Die Wartezeit dauerte 30 Stunden, der Test etwa eine – und das Löschen nur ein paar Sekunden.
Bilder: Screenshots