Wenn die eigenen Produkte kritisiert werden, da kann einem das Blut schon mal in Wallung geraten. Vor allem dann, wenn es sich nicht um eine einzelne, aber doch prominente Meinung handelt und man gleichzeitig zum Erfolg verdammt ist. Das hat gerade erst wieder David Pogue von der „New York Times“ zu spüren bekommen.
Seine frisch abgedrehte Video-Rezension zum gestern veröffentlichten Windows-8.1-Update sorgte für wenig Begeisterung bei Frank X. Shaw, dem Chef der PR-Abteilung von Microsoft. Doch anstatt einfach bis zehn zu zählen, ließ Shaw seinem Ärger bei Twitter freien Lauf und griff Pogue persönlich an. Wie fast immer in solchen Fällen im Nachhinein eine äußerst schlechte Idee.
Dünnhäutige Reaktion
Doch der Frust über den aus Shaws Sicht völlig ungerechtfertigten Verriss brach sich offenbar unaufhaltsam seine Bahn: „Lieber David Pogue, was für ein klassisches Pogue-Stück. Witzig, ungenau, voreingenommen in der verschrobenen Art, die nur Sie beherrschen,“ twitterte der Redmonder Marketing-Mann als Reaktion auf die Video-Rezension.
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@nytimes @Pogue Dear David Pogue, what a classic Pogue piece. Funny, inaccurate, opinionated in the skewed way only you can bring.
— Frank X. Shaw (@fxshaw) October 17, 2013
Diese hatte Pogue zuvor mit den Worten „Lieber neuer Microsoft-CEO…“ begonnen. Anschließend spöttelte er ausgiebig über die auch in Windows 8.1 vorhandene zweigeteilte Nutzeroberfläche mit Desktop-App und Touch-Kacheln – um natürlich zu dem Schluss zu kommen, dass die „großen Probleme“ in Bezug auf Windows immer noch gelöst werden müssten. Schließlich gebe es weiterhin „zwei Welten“ mit unterschiedlichen Apps, Hilfemenüs, Browsern und Systemsteuerungen. Sein daran angelehnter „Tipp“ für den künftigen Konzernchef: Dieser solle sich doch einfach selbst sowie den Nutzern einen Gefallen tun und zwei unterschiedliche Systeme vertreiben. Eine Desktop-Version für normale PCs und eine Kachel-Version für Tablets.
Rechtfertigungsversuche und sichtliche Nervosität
Und deswegen geriet Microsoft-Mann Shaw so aus der Fassung, dass er sich dazu hinreißen ließ, per Tweet zurückzukeilen? Wir reden hier schließlich über einen gestandenen PR-Spezialisten, der durchaus um die Wirkung derartiger Aktionen weiß. Gegenüber „Business Insider“ erklärte der Marketing-Chef heute, ihn habe (natürlich!) nicht die Kritik an sich gestört, sondern die Art und Weise, wie Pogue sie im Video äußert. Denn während der „NYT“-Journalist in seiner schriftlich verfassten Rezension bei den Fakten geblieben sei, nehme es Pogue in der Video-Variante mit der Wahrheit nicht ganz so genau.
Besonders stört sich Shaw dabei an provokanten Zuspitzungen, aber auch leichten Verdrehungen. So bemerkt Pogue etwa in süffisantem Unterton bei fröhlich-dudelnder Hintergrundmusik, dass Kritiker „Windows 8 gehasst hätten“, die Kunden es nicht haben wollten und der verantwortliche Manager, Steven Sinofkys, alsbald gefeuert wurde. Zumindest letzteres ist tatsächlich Spekulation, wenn nicht sogar falsch: So verließ Sinofsky Microsoft – zumindest nach offizieller Darstellung – freiwillig.
Der Rest hingegen kann zwar als rhetorisch gut gewürzt, angesichts schleppender Verkäufe und schlechter Kritiken aber inhaltlich vertretbar gelten. Shaws nicht wirklich überzeugender Rechtfertigungsversuch verdeutlicht damit wohl vor allem eines: Man ist derzeit äußerst nervös in Redmond.
Bild: Robert Scoble / Flickr (CC BY 2.0)
Niemand ist nervös in Redmond, aber irgendwelche Journalisten ohne Plan muss man halt „keilen“ 😉
ganz unrecht hat der journalist aber nicht. das fehlen des startmenüs hat mich zwar nie gestört, aber die kachel ansicht, bzw metro-ui finde ich nach wie vor nutzlos auf einem laptop ohne touch. und dass man sie nicht deaktivieren kann ist daher recht nervig.
Getroffene Hunde bellen!
Wer ein Poweruser ist wie ich, der kann der Review nur zu 100% zustimmen.
Ich verwende Windows 8 – mit Startbutton (ala W7)
Die Windows „Metro“ Oberfläche hab ich kein einziges mal gebtaucht (Poweruser eben).
Und ich sehe eine sehr trübe Zukunft bei Programmen die immer vom dümmst anzunehmenden User ausgehen.