Bei Twitters Direktnachrichten-Funktion scheiden sich die Geister. Die einen sind einfach nur genervt von dem ständigen gespamme via DM, die anderen nutzen es regelmäßig und effektiv. Zu welcher Gruppe ihr auch immer gehören mögt: Twitter will die Funktion nun möglicherweise ausbauen.
Eine eigene Nachrichten-App?
Nein, spruchreif ist bei diesem Thema sicherlich noch lange nichts. Aber es gibt inzwischen genügend Gründe, die Gerüchte um eine eigene Nachrichten-App von Twitter zumindest nicht mehr als komplett absurd abzutun. Schließlich experimentiert das Unternehmen, das kurz vor dem Börsengang an der Wall Street steht, schon seit einiger Zeit mit den Direct Messages (DMs) – und lässt die Nutzer fröhlich herumprobieren.
Ein Beispiel dafür ist der hauseigene Account @EventParrot. Folgt man ihm, schickt Twitter bei wichtigen Nachrichten eine Direktnachricht mit entsprechenden Tweets, meist von Nachrichtenagenturen oder anderen Medien. Das hat den Vorteil, dass Eilmeldungen nicht so schnell untergehen, wie etwa von @SpiegelOnline oder @SZ, die nach kurzer Zeit schon im Stream verschwinden.
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Folgen und gefolgt werden? Das ist hier die Frage!
Ein wichtiger Punkt bei den Direktnachrichten ist zudem bislang die Frage, wer wem folgt. Denn Nachrichten kann man nur einer Person senden, die einem auch folgt. Antworten kann diese Person nur, wenn man selbst ebenfalls folgt. Hier hat Twitter in den letzten Wochen – zunächst in kleinem Kreis – angefangen, zu experimentieren: Ausgewählte Nutzer konnten anderen Nutzern private Nachrichten schreiben, ohne dass sich beide folgen mussten. Seit ein paar Tagen ist diese Funktion auch für eine größere Masse verfügbar, ob sie für alle ausgerollt wird, ist aktuell noch nicht bekannt.
Damit würde Twitter einen Schritt in Richtung Facebook machen. Dort werden Nachrichten von nicht befreundeten Personen zwar in den abgelegenen „Sonstiges“-Ordner verschoben, aber es ist trotzdem möglich, ihnen auch privat zu schreiben. Das „Wall Street Journal“ berichtet nun von Gerüchten um eine eigene Nachrichten-App von Twitter und bezieht sich auf Insider und Mitarbeiter.
Die könnte etwa so aussehen, wie Facebooks Nachrichten-App. Facebook hat mit der Auslagerung von einzelnen Funktionen in Zweit- und Drittapps („Nachrichten“, „Seiten“) ja schon Erfolg bewiesen. Zudem würde man damit – ähnlich wie WhatsApp, Line und Co. – versuchen, der SMS zwecks Text-over-IP den Rang abzulaufen.
Passt nicht zu Twitter
Die Frage ist aber, ob es aus Twitters Sicht Sinn ergibt, mehr Wert auf die Direktnachrichten zu legen? Für private Chats hat man Facebook oder WhatsApp, der Kurznachrichtendienst ist hingegen eher ein Kanal für die öffentliche Kommunikation – es ist einfach, schnell, kurz und knackig. Zudem sind Chats in 140 Zeichen wenig sinnvoll.
Bei Investitionen von 29 Millionen US-Dollar in den Bereich „Forschung und Entwicklung“ im letzten Quartal kann man wohl noch einiges von Twitter erwarten. Ob der Weg zur Zweit-App aber der richtige ist, steht in den Sternen.
Bilder: 1000 Words / Shutterstock.com; Screenshot