In den vergangenen zwei Wochen hatte ich die Möglichkeit, die für Windows Phone komplett neu entwickelte Adidas miCoach-App auf Herz und Nieren zu testen. Wie der ein oder andere Leser von meinem Lumia-Selbstversuch im Spätsommer wissen dürfte, bin ich zufriedener iPhone-Nutzer. Weshalb erneut ein Leih-Nokia seinen Weg zu mir fand. Mit dabei: der Adidas HRM2-Herzfrequenzmesser. Ob mich miCoach als zufriedenen Runtastic-Läufer überzeugen konnte? Kurz gesagt: ja.
Es wird Herbst. Ich werde faul.
Auch wenn es im Sommer tagsüber für ernstzunehmende sportliche Betätigung oft zu heiß ist, zieht es mich in der warmen Jahreszeit wie von Geisterhand fast automatisch in Wald und Natur. Ich liebe die Farbenspiele an Himmel und Wegen, genieße die Vielfalt an Gerüchen, das allgegenwärtige Leben – und fühle mich nach erfolgreichem Training wie neu geboren.
Jetzt wird es Herbst. Dunkelheit, Feuchtigkeit und Kälte bestimmen die körperliche Sensorik. Wirklich nicht meine liebste Jahreszeit zum Laufsport. Lethargie macht sich breit. Das rächt sich, weil der mir eingepflanzte Gewichtsmesser nach dem weihnachtlichen Feiertags-Marathon samt Plätzchen-Dauerfeuer spätestens im Januar Alarm schlägt. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, habe ich mir in diesem Jahr vorgenommen, auch über Herbst und Winter möglichst oft durch die Natur zu düsen. Getreu dem alten Motorradfahrer-Motto: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.
Neue Stellenangebote
Mitarbeiter*in (m/w/d) für Social Media, Öffentlichkeitsarbeit und Städtepartnerschaft (m/w/d) meinestadt.de in Sachsenheim |
||
Content Creator / Social Media / Marketing (m/w/d) Delitzscher Schokoladenfabrik GmbH in Delitzsch |
||
Content Creator / Social Media / Marketing (m/w/d) Halloren Schokoladenfabrik AG in Delitzsch |
Kann miCoach gegen Runtastic bestehen?
Auf meinem iPhone begleitet mich Runtastic in der Pro-Version zuverlässig auf meinen 6-8 Kilometer langen Touren. Ich bin zufrieden mit dem Umfang der App, habe jedoch auch einige wenige Kritikpunkte. So zeigt sich Runtastic bei der Auswahl an koppelbaren, externen Zubehörartikeln doch arg begrenzt. Auch wäre ein direkter Zugriff auf die Spotify-Bibliothek eine feine Sache, dürfte jedoch durch die Apple-Restriktionen auf sich warten lassen. Alles in allem bin ich zufrieden, habe keinen Grund zum Wechseln.
Nun schickt sich die miCoach-App an, mich durch frisches Design und abweichende Funktionen in die Running-Welt des großen deutschen Sportartikelherstellers zu holen. Die Umsetzung für Windows Phone kommt in einem angenehm frischen, modernen Design daher und schlägt Runtastic in meinen Augen optisch um Längen. Auch der Funktionsumfang weicht ab – wo Runtastic „nur“ Fitness-Tracker ist, möchte die miCoach-App auch Fitness-Trainer sein. Adidas miCoach ist dazu in der Lage individuelle Fitnesspläne zu erstellen und den Benutzer so immer wieder aufs Neue herauszufordern.
In meinem Fall sorgte ein Gewichtreduzierungs-Plan für selbstbewusste vier Trainingseinheiten pro Woche. Ob das nun heißt, dass ich maßlos übergewichtig bin und schnellstens abnehmen soll, oder dies einfach der reguläre Gang ist, wenns ums Verlieren lästiger Pfunde geht, kann ich schwer einschätzen. Auffällig ist aber in jedem Fall, dass der miCoach-Fitnesstrainer den Probanden keinesfalls mit Samthandschuhen anfasst.
Einschätzung durch Einstiegs-Test
Möglich wird die Zusammenstellung des individuellen Trainingsplans durch ein 12-minütiges „Assessment Workout“, das die App vor der ersten Benutzung verlangt. Dieses dient dazu, die Leistungsfähigkeit des Nutzers einzuschätzen. Zunächst muss der Herzfrequenzmesser per Bluetooth gekoppelt werden, was stets einfach und zuverlässig funktioniert.
Dann kann es losgehen: Nach dem Start erfolgt über Kopfhörer die Ansage der vorgegebenen Laufgeschwindigkeit. Erst gehen, dann schneller gehen, langsam anfangen zu laufen, bis hin zum Sprint. Parallel misst die App Herzfrequenz sowie Laufgeschwindigkeit und berechnet anhand dieser Daten die persönlichen Laufzonen – nämlich grünen, blauen, gelben und roten Bereich – und Trainingspläne, wenn gewünscht. Ehrlich gesagt: der Einstufungs-Test hat es in sich. Sowohl körperlich, als auch kognitiv.
Körperlich deshalb, weil es nicht einfach ist, bei ohnehin schon hohem Puls nach zehnminütigem Lauf nochmal richtig an Geschwindigkeit zuzulegen. Kognitiv deshalb, weil die Geschwindigkeits-Skalierung der App etwas gewöhnungsbedürftig ist und Hirnschmalz erfordert. So bittet die freundliche Frauenstimme anfangs darum, nach dem flotten Gehen die Geschwindigkeit auf „4 von 10“ zu erhöhen. Diese Skalierung ist etwas verwirrend, weiß man zu diesem Zeitpunkt doch schon, dass höchstwahrscheinlich rasante und anstrengende „10 von 10“ ganz am Ende stehen. Will heißen: Man muss sich ordentlich selbst einschätzen, um nicht bei „7 von 10“ schon aus dem letzten Loch zu pfeifen. Um dem Einstufungstest nicht den Zauber zu nehmen: Ganz so berechenbar läuft es dann zwar nicht ab. Fordernd ist es trotzdem.
Sportlicher Direktvergleich: miCoach gegen Runtastic
Nachdem ich den Test absolviert habe, hänge ich direkt ein freies Training hintendran. Für läppische zwölf Minuten verlasse ich schließlich nicht das Haus in voller Laufmontur. Weil meine Außenbänder zu diesem Zeitpunkt noch etwas angeschlagen sind – wir erinnern uns – ein eher gemächlicher Lauf. Die Ergebnisse stellt miCoach folgendermaßen dar:
In den darauffolgenden Tagen absolviere ich noch zwei weitere Einheiten, bei denen ich neben dem Lumia 720 auch mein iPhone 5 mitführe, um die Tracking-Ergebnisse von miCoach direkt mit denen von Runtastic zu vergleichen. Bei der ersten Einheit im Wald fällt mir eine leichte Überbewertung der Strecke durch miCoach auf. Einige hundert Meter mehr finden sich in der Statistik. Allerdings muss ich hier fairerweise erwähnen, dass im iPhone eine Mobilfunk-SIM eingelegt ist. Dies könnte ein Grund dafür sein, wieso die Ortung des Apple-Gerätes genauer ist, als die des Lumia. A-GPS sei Dank.
Bei einem zweiten Parallel-Test unter wahrhaft freiem Himmel fallen die Unterschiede geringer aus. Hier führt mich mein Lauf in weniger zugewachsene Gefilde. Der Direktvergleich nach drei Kilometern bringt folgende Informationen zu Tage – nicht über die Unterschiede der Uhrzeiten wundern, Einstellungssache. Ich bin absichtlich stehen geblieben:
Recht hilfreich ist die Bewertung eines jeden Laufes durch die miCoach-App. Auf einer Skala von 0 bis 1.000 erfährt der Sportler, wie stark seine aktuelle Leistung einzuordnen ist. Dies schafft Vergleichbarkeit und kann motivieren. Ich bewege mich stets knapp unter 500 – für mich als absoluten Freizeitläufer ein guter Wert wie ich finde, stellen 1.000 Punkte doch den aktuellen Weltrekord dar. Na gut, für einen Marathon und keine einstelligen Entfernungen wohlgemerkt. Egal. Lassen wir das.
Zugriff auf Nokia Musik
In der miCoach-App ist der direkte Zugriff auf Nokia Musik möglich. Leider war ich nicht dazu in der Lage, über das Lumia heruntergeladene Offline-Playlists auch in der App anzusprechen. Warum, habe ich trotz längerer Suche nicht herausbekommen.
Weiterhin fiel mir auf, dass die Ansagen der miCoach-Stimme nicht an die Klasse von Runtastic heranreichen. Diese sind zu langsam, klingen blechern und sind etwas seltsam toniert. Dadurch wird die aktuelle Information bei jedem zurückgelegten Kilometer ein wenig zum Geduldsspiel, wenn gerade der Lieblingstitel läuft.
Unterwegs mit der gelungenen @adidas_miCoach App für Windows Phone. Wen man im Wald alles so trifft.. #wp8 #lumia pic.twitter.com/SBqLfditEs
— Michael Müller (@gedankenbasis) October 5, 2013
Fazit: Vollwertiger Fitnesstrainer für Windows Phone
Mir gefällt die exklusiv für Windows Phone entwickelte miCoach-App von Adidas wirklich sehr gut. Das Design ist modern, die Navigation intuitiv, die Leistungsmerkmale überzeugend. Die Möglichkeit, auf die persönliche Leistungsfähigkeit abgestimmte Trainingspläne anzulegen, macht miCoach zu einem vollwertigen Fitnesstrainer. Natürlich ist Adidas stark daran interessiert, durch die App auch Cross-Sales zu generieren. Dies ist aber nichts Verwerfliches wie ich finde.
Der mitgetestete HRM2 Herzfrequenzmesser unterstreicht das dabei transportierte qualitative Selbstbewusstsein der Marke. Schon die Verpackung ist wertig und setzt den schnöden Bluetooth-Sender in ein elegantes Licht. Unter dem Strich bleibt zu hoffen, dass die App in genau diesem so schicken Gewand möglichst bald auch für iPhone und Android zur Verfügung steht. Bis dahin haben Nokia und Microsoft ein starkes exklusives App-Zugpferd im Stall, das sicherlich bei so manchem Sportbegeisterten ein Kaufargument für weitere Adidas-Produkte schafft.