Mug Shots, das sind die oft recht unvorteilhaften und gern zu Fahndungszwecken eingesetzten Polizei-Porträts, die hierzulande in dieser Form eher unüblich sind. Jeder kennt sie aber aus dem Kino: Nach der Verhaftung muss der Beschuldigte zum Fototermin, bei dem eine Frontal und eine Seitenansicht erstellt wird. Klassischerweise mit Schild in der Hand und in orangefarbener Robe.
In den USA ist der Online-Handel mit den Bildern längst zum lukrativen Geschäftsmodell geworden – zum Ärger der Beschuldigten freilich, die noch Jahre später unter den Folgen leiden, etwa bei der Arbeits- und Wohnungssuche. Selbst Google kündigt den Mug Shots nun den Kampf an. Künftig sollen die Bilder beim Ranking abgestraft werden.
Mug Shots – ein lukratives Geschäftsmodell
Mug Shots gelten in den USA generell als „public record“ – das heißt, die Bilder sind für jedermann einsehbar und können problemlos genutzt werden. Zum Beispiel von der Presse, die nur zu gerne Polizeibilder von Prominenten (Ja, das ist Elvis!) veröffentlicht. Max Mustermann hingegen musste in der Vergangenheit kaum befürchten, dass seine Bilder das Licht der Öffentlichkeit je erblicken. Sie waren schlicht nicht interessant genug.
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Durch das Internet ist das aber mittlerweile anders. Firmen haben sich darauf spezialisiert, nach entsprechenden Bildern in den zahlreichen Quellen zu suchen und diese zu archivieren. Das dahinter stehende Geschäftsmodell ist zwar legal, basiert aber gewissermaßen auf einer Art Erpressung: So können die Betroffenen ihre Bilder zwar wieder entfernen lassen, aber nur gegen eine „Gebühr“. Zusätzliches Problem: Über 80 solcher Mug-Shot-Seiten gibt es laut einem Bericht der „New York Times“ mittlerweile in den USA – es kann im Zweifel also teuer werden. Bei vielen der Plattformen ist zudem unklar, wer sich genau dahinter verbirgt.
Andere Länder, andere Sitten
Die Betreiber derartiger „Angebote“ teilen die Aufregung über ihr so lukratives wie fragwürdiges Geschäftsmodell natürlich nicht. Immerhin seien die Bilder bereits öffentlich verfügbar – und das mit gutem Grund. Schließlich soll sich der Mob unbescholtene Bürger angemessen darüber informieren können, wer sich in seiner Nachbarschaft so alles herumtreibt. Diese Argumentation ist hierzulande zwar nur schwer zu verstehen, zahlreiche Amerikaner würden ihr aber sicherlich ohne Einschränkung zustimmen.
Die Schicksale, die sich hinter den Mug Shots verbergen, sind derweil naturgemäß vielfältig. Vielleicht war man nur zur falschen Zeit am falschen Ort. In anderen Fällen ging es vielleicht um „Jugendsünden“ oder Bagatelldelikte. Davon abgesehen: Wer seine Strafe verbüßt hat, soll seine kriminelle Vergangenheit nach gängigem Rechtsverständnis eigentlich hinter sich lassen (können).
Genau das wird durch die Mug-Shot-Seiten aber verhindert. So müssen die Betroffenen im Zweifel eine kostspielige Lösch-Odyssee unternehmen, in der Stück für Stück alle Schnipsel entfernt werden – immer in der Angst, dass doch noch irgendwo ein verräterisches Bild auftaucht und für Ablehnung oder Vorurteile sorgt. Sicher: Man kann ehemaligen Straftätern mit gesundem Misstrauen begegnen, eine Stigmatisierung führt aber wohl kaum zu einer besseren Eingliederung in die Gesellschaft.
Google und Zahldienste gegen Mug Shots
Abhilfe kommt nun allerdings von unerwarteter Seite. So waren die Mug Shots bisher recht leicht zu finden. Allein wegen ihrer Popularität wurden sie bei Google sehr hoch gerankt. Im Zuge der neuerlichen Diskussion hat der Suchmaschinenriese nun aber Änderungen angekündigt. Man hat sich dem allgemeinen Problem angenommen, heißt es da. In den nächsten Wochen sei mit seiner Verbesserung der Algorithmen zu rechnen.
Und auch andere Anbieter wollen das Geschäftsmodell nicht weiter unterstützen: Die großen Finanzdienstleister Paypal, Mastercard, American Express und Discover wollen mit den Mug-Shot-Firmen nicht mehr zusammenarbeiten. Visa – immerhin – überlegt noch.
‚merica.