Die Europäische Union und Google haben ihre eigene Geschichte – und die ist lang, schmerzhaft und voller Missverständnisse. Doch jetzt haben sich beide Seiten laut „New York Times“ fürs Erste in Sachen Suchergebnisse geeinigt. Was von Google mehrmals in den letzten Monaten angekündigt wurde, soll in den nächsten Monaten EU-weit umgesetzt werden: Die Anzeige von Suchergebnissen wird umgebaut, um der drohenden Bestrafung durch die EU-Kartellwächter zu entgehen.
Drei Ergebnisse von Konkurrenten
Der Wortlaut von Googles Kompromissangebot ist zwar noch nicht öffentlich, aber laut NYT haben die Kartellbehörden dem Vorschlag bereits zugestimmt. Auch steht fest, dass Google nichts am Suchmaschinen-Algorithmus ändern muss, wie zuerst spekuliert wurde. Stattdessen werden in Zukunft auch Suchergebnisse von Wettbewerbern wie Bing und Yelp angezeigt, die dann klar gekennzeichnet werden.
Die Formel: Jedes Suchergebnis aus den eigenen Diensten wie Google+ Local wird durch drei Ergebnisse der Konkurrenz flankiert. Und zwar nicht irgendwo, sondern an prominenter Stelle, leicht zu finden und deutlich markiert. Außerdem können andere Suchmaschinen beeinflussen, wie viele und welche Daten in die Google-Suchergebnisse einfließen können, ohne dass ihr Angebot im Gesamt-Ranking des Quasi-Monopolisten schlechter bewertet wird. So kann zum Beispiel Yelp das Auslesen von Öffnungszeiten durch Google blockieren.
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Praxistest steht noch aus
Damit soll die Benachteiligung anderer, vor allem spezialisierter Suchmaschinen beendet sein. Microsoft und Expedia hatten sich 2010 bei den Kartellbehörden beschwert, dass Google ihre Angebote zugunsten der eigenen Dienste benachteilige sowie Daten anderer Suchmaschinen einfach ungefragt übernehme. Im April gab es einen ersten Vorschlag aus Mountain View, der allerdings den EU-Behörden nicht weit genug ging. Im Juli lehnten sie den Vorschlag ab. Google musste also nachlegen.
In den nächsten Monaten werden die Änderungen umgesetzt. Wenn der Praxistest die Behörden (und die Google-Konkurrenten) überzeugt, soll die neue Darstellung der Suchergebnisse für die nächsten fünf Jahre gelten. Dafür kommt Google um eine Strafe in Millionenhöhe rum, wie sie von der EU beispielsweise gegen Microsoft verhängt wurde.
Alle zufrieden? Nein.
Obwohl Details noch Mangelware sind, melden Googles Konkurrenten schon einmal Zweifel an. Verschiedene Interessensgruppen, wie das unter anderem von Microsoft, Oracle und tripadvisor getragene FairSearch oder die ICOMP-Initiative, kündigten an, die Änderungen sehr genau zu prüfen. Erste grundsätzliche Kritik wurde allerdings bereits laut: Wenn der Google-Vorschlag tatsächlich in erster Linie auf der Markierung fremder Suchergebnisse basiere, sei das keine Verbesserung, monierte etwa ICOMP-Anwalt David Wood.
Im Januar hatten die US-Behörden eine Untersuchung wegen Kartellverstößen abgeschlossen, weil kein Fehlverhalten nachgewiesen werden konnte. Google nahm kleine Änderungen im Bereich Werbung vor und damit war die Sache aus der Welt. Die EU-Behörden haben sich als zäher und kritischer erwiesen. Doch es wird wohl nicht zu einem so öffentlichkeitswirksamen Entscheid wie bei Microsoft kommen: Google ändert seine Anzeige, braucht keine Strafe zu zahlen und wird damit gut leben können. Dass allerdings die Kennzeichnung fremder Suchergebnisse wirklich etwas an Marktanteilen oder grundsätzlichem Nutzungsverhalten ändern kann, bleibt wohl ein Irrglaube.
Bild: Jean-Etienne Minh-Duy Poirrier / Flickr (CC BY-SA 2.0)