Soziale Netzwerke basieren auf Kontakten, das ist nichts neues. Und dass ein Karrierenetzwerk vor allem mit der Anzahl seiner Kontakte und Profile punktet, ist auch offensichtlich. Nahezu jedes Netzwerk, ob Facebook, Xing oder LinkedIn, würde daher am liebsten direkten Zugriff auf die persönlichen Adressbücher haben, um Querverbindungen zu erkennen und neue Adressen sowie Namen zu sammeln. LinkedIn geht dabei aber offenbar tatsächlich in die Vollen.
Vier Nutzer des Xing-Konkurrenten haben jetzt schwere Vorwürfe erhoben und wollen das Netzwerk verklagen: Das Karrierenetzwerk soll ihre persönlichen E-Mail-Accounts gehackt und personalisierte Werbemails mit ihrem Namen und Fotos an alle Kontakte geschickt haben, ob Ehepartner, Klienten oder Konkurrenten.
Zugriff auch ohne Passwort
Die 46 Seiten starke Anklageschrift berichtet von einer Vielzahl von Vorfällen, in denen LinkedIn Werbemails an Kontakte aus dem Adressbuch der Kläger geschickt hat. Dabei benötige das Netzwerk nicht einmal das Passwort für den Zugriff – ein offenes Webmail-Fenster soll laut Klageschrift ausreichen:
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Wenn ein LinkedIn-Nutzer ein externes E-Mail-Konto offenhält, täuscht LinkedIn vor, dieser Nutzer zu sein und lädt dann die E-Mail-Adressen aus dem gesamten Konto auf die LinkedIn-Server herunter.
Von tatsächlichem Hacken kann jedoch eigentlich keine Rede sein. Denn LinkedIn bietet natürlich wie jedes andere Netzwerk an, Daten des persönlichen E-Mail-Kontos auszulesen. Laut den Klägern ist aber aus den Nutzungsbedingungen nicht ersichtlich, wie viele Daten LinkedIn dabei eigentlich sammelt.
Besonders das Versenden von E-Mails an eigene Kontakte, sogar unter dem eigenen Namen, geht den vier Klägern zu weit. Zumal es in den Einstellungen auch keine Möglichkeit gibt, diese personalisierte Werbung auszuschalten. Aber daran dürfte das Netzwerk natürlich eher wenig Interesse haben. Denn wenn man schon auf die Art an kostenlose Adressdaten rankommt, dann möchte man die natürlich auch nutzen.
10 Dollar pro Mail
Darum wollen sie sich jetzt eine Entschädigung einklagen. In der Anklageschrift wird zwar kein bestimmter Betrag erwähnt, allerdings eine Mindestgrenze von 10 Dollar pro Mail gefordert. Das Netzwerk selbst hält sich mit Äußerungen zur Klage noch zurück und hat bisher nur eine kurze Stellungnahme abgegeben, in der es die Vorwürfe zurückweist:
Für LinkedIn stehen die Mitglieder an der ersten Stelle und das heißt auch, dass wir transparent zeigen, wie wir die Daten unserer Mitglieder schützen und einsetzen. Wir denken, dass die Forderungen dieses Verfahrens grundlos sind, und wir werden uns energisch dagegen wehren.
Allerdings: LinkedIn ist in Sachen aggressiver E-Mail-Werbung nicht gerade ein unbeschriebenes Blatt. Regelmäßige Werbemails, auch von entfernten Berufskontakten, sind offenbar mehr als üblich. Der weitreichenden Nutzung ihrer persönlichen Kontakte müssen die LinkedIn-Mitglieder demnach wohl nicht explizit zustimmen – das Netzwerk scheint sich eher großzügig zu bedienen, unter dem Deckmantel des „Wir haben es doch in die Nutzungsbedingungen reingeschrieben“ – mehr oder weniger verklausuliert. Ein wenig Skepsis ist also angebracht.
Bild: Screenshot