Manchmal muss man sich als Teilnehmer eines Marktes einfach selbst eingestehen, dass andere es besser können – mit allen Konsequenzen, die diese Erkenntnis mit sich bringt. Diesen Rat dürfte so mancher Beobachter dem Software-Giganten Microsoft sicher geben wollen, wenn es um den desaströsen wenig erfolgreichen Ausflug ins Tablet-Geschäft geht. Die Surface-Tablets der ersten Generation, ganz egal ob mit Windows 8 RT oder leistungsstarker Intel-Hardware und vollwertigem Windows 8, konnten keine breiten Käufermassen finden. Schade eigentlich, ist das Konzept in meinen Augen doch keinesfalls schlecht.
Am heutigen späten Nachmittag war es dann so weit und Microsoft stellte eine neue Surface-Generation vor. Los ging es mit dem Surface Pro 2. Dieses ist nach Angaben von Microsoft die konsequente Weiterentwicklung des Vorgängers, einem der nach eigener Aussage „besten Produkte, die Microsoft jemals gebaut hat“. Das schnörkellose, geradlinige und meiner Ansicht nach sehr hochwertig anmutende Design wurde weitgehend beibehalten. Ebenso der in die Rückseite integrierte, ausklappbare Standfuß, dessen Winkel sich in der Pro-Version neuerdings verändern lässt.
Surface Pro 2 ist mächtig. Und mächtig teuer.
Die größten Neuerungen finden sich unter der Haube. Dank der Haswell-Architektur im Inneren des Surface 2 Pro konnte die Grafikleistung nach Angaben von Microsoft nahezu verdoppelt werden. Gleichzeitig profitiert das Gerät neben USB 3.0 von der Energieeffizienz der i5-Chip-Plattform von Intel, wodurch bis zu 75 Prozent längere Akkulaufzeiten erreicht werden sollen. Gehen wir bei 4,5 Stunden Laufzeit aus, die in unserem Test erreicht wurden, müsste das Surface 2 Pro somit zwischen 7 und 8 Stunden durchhalten. Zum Vergleich: Haswell kommt auch im neuen MacBook Air zum Einsatz und sorgt in diesem vollwertigen Notebook für bis zu 12 Stunden Akkulaufzeit.
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Das Display ist im Vergleich mit dem Vorgänger kontrastreicher und stellt Full-HD dar, auch sollen die Dolby-Lautsprecher im Gehäuse für bessere Beschallung sorgen. Als Betriebssystem wird Windows 8.1 Pro vorinstalliert sein.
Surface 2 – das Windows-Tablet für die Massen (?)
Immer wieder stellte Microsoft auf der Präsentation das Schlagwort „Produktivität“ in den Vordergrund. Auch scheute man sich nicht, einen Vergleich mit dem sehr erfolgreichen iPad von Apple vorzunehmen und darauf hinzuweisen, dass das Surface-2-Tablet den Rivalen in vielen Punkten schlage. Auf dem Papier mag das sicher stimmen, jedoch schaffen blanke Zahlen noch lange keine Kaufanreize beim Kunden.
Das Surface 2 ist im Vergleich zum Ur-Surface leichter, dünner und kommt jetzt standardmäßig mit Full-HD-Display zum Kunden. Das Design erinnert mich persönlich dann doch zunehmend stark an die Apple-Formsprache. Zwar sind die Ecken weiterhin scharfkantig, Materialien und Farbakzente der Hartschale könnten aber auch einem iPad mit Mobilfunk-Modul entnommen sein. Auch sind die Knöpfe und Öffnungen an der Außenseite des Surface 2 allesamt abgerundet. So wundere ich mich fälschlicherweise beim optischen Erstkontakt kurz, was denn ein Lightning-Connector an einem Microsoft-Gerät zu suchen hat? Falscher Alarm, kein Lightning, eher ein Lautsprecher.
Wie auch schon beim Vorgänger kommt Windows RT zum Einsatz, jetzt in der neuen Version 8.1. Alle Surface-Modelle, auch das altbekannte Surface RT, erhalten künftig Office standardmäßig dazu. Das ist begrüßenswert und zeigt, dass Microsoft es mit der Produktivität wohl ernst zu meinen scheint. Problematisch ist das Fehlen von Standard-Apps wie Facebook, die das weniger produktive aber unterhaltsame Nutzen des Surface 2 recht arg trüben. Immerhin: der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass eine Facebook-App „bald“ erscheinen soll. Wann genau, steht allerdings in den Sternen.
Office und 200 GB Cloud-Speicher kostenfrei
Um den Start in die Surface-Welt ein wenig schmackhafter zu machen, spendiert Microsoft allen Käufern 200 Gigabyte (GB) SkyDrive-Speicher für zwei Jahre – eine Ersparnis von 144 Euro. Auch erhält die Surface-Gemeinde ein Jahr lang kostenlosen Zugang zu allen WLAN-Hotspots von Skype inklusive kostenloser Telefonflat für internationale Gespräche.
Ab 22. Oktober wird die zweite Surface-Generation zu haben sein. Das Surface 2 kostet mit 32 GB Speicher 429 Euro und wird in Kürze über die deutsche Vorbestellseite zur Verfügung stehen; für 64 GB Speicherplatz werden 529 Euro fällig. Das Surface 2 Pro wird mit 64 GB Speicher und 4 GB Arbeitsspeicher ab 879 Euro ausgeliefert, kommt in der Top-Konfiguration mit bis zu 512 GB SSD-Speicher und 8 GB RAM jedoch bereits der 2.000-Euro-Marke nahe: Mit 4 GB RAM und 256 GB Speicherplatz müsst ihr 979 Euro auf den Tisch legen; für 8 GB RAM bei gleichem Speicher bereits 1.279 Euro und für das Top-Modell 1.779 Euro.
Für beide Surface-2-Geräte hat Microsoft auch neues Zubehör im Angebot, das sich ebenfalls mit der ersten Generation nutzen lässt. Das Touch Cover 2 soll besser auf Eingaben ansprechen, das Type Cover 2 mit vollwertigen Tasten leiser anschlagen. Beide Schutzhüllen sind in der neuen Version dünner und zugleich robuster als die Vorgänger und haben beleuchtete Tasten, deren Helligkeit zunimmt, sobald sich die Finger nähern. Das Type Cover 2 ist zudem in mehreren Farben erhältlich (siehe Bild). Ein besonderes Highlight im Zubehörschrank dürfte das neue Power Cover sein. Dieses bringt neben echten Tasten einen starken integrierten Akku mit, der die Akkulaufzeit der Surface-Modelle jeweils verdoppeln soll.
Konsequent weiterentwickelt, jedoch weiter ohne echte Kaufanreize
Produktivität also. Ob das reicht, um massenhaft neue Käufer für das „Konzept Surface“ zu begeistern? Ich fand die erste Auflage des Surface schon konzeptionell gelungen, sah Windows RT aber als halbgaren Fallstrick der sicherlich niemanden wirklich begeistern kann. Das Surface Pro war das rundere Gesamtpaket, mit einem vollwertigen Windows und starker Intel-Hardware. Ein PC im Tablet-Format, sozusagen. Zu blöd, dass diese Leistung auf Kosten der Akkulaufzeit ging und auch hier wieder keine echten Kaufanreize schuf. Dieser Negativpunkt wird mit Hilfe von Haswell nun deutlich entkräftet, wodurch beim Surface Pro immerhin 7 bis 8 Stunden Laufzeit drin sein dürften.
Dass diese einstelligen Akkulaufzeiten allerdings erneut keine herausragenden Werte sind, wird von den 12 Stunden des MacBook Air mit identischer Haswell-Architektur bewiesen. Um wirklich produktiv zu sein, ist Langatmigkeit nötig. Wovon andere Produkte schlichtweg mehr bieten. Und knapp 900 Euro für ein Tablet? Wieso kein Ultrabook? Wieso kein MacBook Air? Fragen über Fragen, die sich potentielle Surface-Pro-Interessenten sicherlich auch stellen werden. Die wirklichen Pro-Argumente für das Pro gehen mir persönlich leider aus.
Schade eigentlich, wäre ein potentes, gerne auch produktiveres Gegenstück zum iPad doch eigentlich erfrischend. Aber vielleicht bin ich auch zu pessimistisch. Warten wir einfach ab, was die Vorbestellungen sagen.
(Update, 24. September: Wir haben die Preise vollständig nachgetragen.)