Die Sache mit den Cookies war ja immer schon eine zweischneidige Sache. Komfortabel, wenn Seiten bestimmte Daten automatisch bekommen oder der Warenkorb länger als zehn Minuten gefüllt bleibt, bevor er verschwindet. Ungemütlich hingegen, wenn mit Cookies das Surfverhalten erfasst, ausgewertet und verkauft wird. Vor allem bei Third-Party-Cookies ist oft völlig unklar, wohin die eigenen Daten eigentlich gehen und was damit gemacht wird. Damit sich das ändert, arbeitet Google laut „USA Today“ nun an einem eigenen System zum anonymen Nutzertracking namens AdID.
Grundregeln für mehr Kontrolle und Privatsphäre
Mit AdID will der Internetkonzern demnach Third-Party-Cookies von externen Anbietern ablösen und selbst anonyme Daten an Werbekunden und Werbenetzwerke liefern, die zuvor speziellen Grundregeln zugestimmt haben. AdID soll den Internetnutzern dabei mehr Kontrolle darüber geben, was mit ihren Daten passiert und wie mit persönlichen Daten umgegangen wird. So sollen Nutzer das Tracken begrenzen oder Werbeeinblendungen bestimmter Firmen explizit blocken können. Außerdem könne man ein zweites AdID-Profil für besonders private Surfsessions anlegen, so die interne Quelle des Berichts. Google behalte sich dabei allerdings vor, die AdID-Einstellungen jedes Jahr automatisch zurückzusetzen.
Offizielle Statements zu AdID gibt es derweil bisher nicht. Aus der Google-Zentrale heißt es laut „USA Today“ lediglich, man habe eine Reihe von Konzepten in Arbeit, diese befänden sich allerdings noch in sehr frühen Stadien. Derweil ist längst klar, dass ein umfassendes System wie AdID das Zeug dazu hätte, noch mehr Informationen zum Surfverhalten in komprimierter Form zu bündeln und auszuwerten. Auch ist mittlerweile bekannt, wie vergleichsweise einfach selbst anonymisierte Daten auf Einzelpersonen zurückgeführt werden können. Doch dem Nutzer mehr Entscheidungsspielraum zu geben und ihn bestimmen zu lassen, wie viele seiner Daten erfasst und weitergegeben werden sollen, klingt prinzipiell erst einmal gut. Zurückhaltung bleibt dennoch mehr als angebracht. Schließlich ist es ausgerechnet der Online-Werberiese Google, der hier die Fäden zieht. Schwer vorstellbar, dass dabei das eigene Geschäftsmodell ernsthaft gefährdet wird.
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„Do not Track“ in der Sackgasse?
Genau dieser Zwiespalt eigentlich unvereinbarer Interessen zwischen Datensammlung und Datenschutz droht gerade die etablierte „Do Not Track“-Initiative lahmzulegen. Mehr als zwei Jahre lang versammelten sich Vertreter der Werbeindustrie und Verbraucherschützer, um die Idee einer im Browser angelegten Entscheidung zum Anlegen von Nutzerprofilen auszuhandeln. Mittlerweile unterstützen zwar alle gängigen Browser das System, doch „Do Not Track“ steht vor einer schweren Krise.
Denn mit der Digital Advertising Alliance (DAA) ist nun eine der größten Interessenvertretungen der Werbeindustrie ausgestiegen, weil man sich aufgrund divergierender Ansichten nicht auf gemeinsame Standards einigen konnte. Und auch wenn die DAA wohl mit dafür verantwortlich war, dass sich Entscheidungen zu „Do Not Track“ stark in die Länge zogen, ist es fraglich, ob das System ohne den Verband überhaupt weiter durchgesetzt und standardisiert werden kann.
Der Zeitpunkt mag Zufall sein, aber dass Google derzeit offenbar an einem eigenen System arbeitet, passt angesichts dessen gut ins Bild. Und die schiere Marktmacht des Konzerns könnte schnell neue Fakten schaffen. Allein Chrome hat mittlerweile einen weltweiten Marktanteil von 43 Prozent. Zudem laufen etwa ein Drittel der weltweiten Umsätze mit Online-Werbung über Google. Angenommen, AdID würde in Chrome eingebaut, dann kontrolliert Mountain View etwa die Hälfte des Marktes für Nutzerprofile und Ad-Tracking. Nicht nur bei Verbraucherschützern und Bürgerrechtsverbänden dürften da die Alarmglocken schrillen.
Bild: Robert Scoble / Flickr (CC BY 2.0)