Ob es praktisch ist? Eher nicht. Ob es dafür überhaupt irgendeinen Nutzen gibt? Wahrscheinlich ja, auch wenn der (noch) nicht unbedingt klar ist. Da Disney daran forscht, dürfte es aber irgendwo einen Einsatzbereich dafür geben: Die Rede ist von einem Verfahren des Disney-Forschungszentrums an der Carnegie Mellon-Universität in Pittsburgh, mit dem Tonaufnahmen per Berührung des Ohres übermittelt werden können. Klingt etwas kompliziert? Ist aber eigentlich ganz einfach, und technisch nicht einmal besonders aufwändig.
Ohr + Finger = Lautsprecher
Das klappt natürlich nicht einfach so. Die Disney-Forscher arbeiten mit einem Mikrofon an der Soundkarte eines Computers. Die Aufnahme wird gestartet, sobald in das Mikro gesprochen wird. Per Computer wird das Signal zu einem unhörbaren Signal transformiert und dann auf das Mikrofongehäuse zurückgespeist, das als Schnittstelle zum eigentlichen Übertragungsmedium fungiert. Wer das Mikrofon hält, trägt die Nachricht als elektrostatisches Feld auf seiner Haut.
Und wenn diese Person dann das Ohr einer anderen Person berührt, lässt das Feld deren Ohrläppchen leicht vibrieren, wobei Finger und Ohr zusammen eine Art Lautsprecher bilden. Dabei kann nur der Mensch, dessen Ohr berührt wurde, die Nachricht hören – James Bond lässt grüßen. Laut Aussage der Forscher klingt es, als würde der Finger am Ohr flüstern.
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Der Körper als Medium
Das System wurde Ishin-Denshin getauft – eine traditionelle japanische Bezeichnung für gegenseitiges, quasi wortloses Verständnis. Und dieser poetische Name kommt nicht von ungefähr. In einer Erklärung weisen die Forscher Olivier Bau, Ivan Poupyrev und Yuri Suzuki selbst auf die sehr persönliche Dimension ihrer Entdeckung hin:
Geheimnisse, Botschaften und Geflüstertes werden durch physischen Kontakt von Person zu Person weitergegeben. Der Körper wird zum Übertragungsweg für intime, physische Kommunikation.
Das Ishin-Denshin-System war allerdings eher ein Zufallsfund. Bei den Versuchen für TeslaTouch, einem System für haptisches Feedback an Touchscreens, wurde der Forschergruppe klar, dass durch Vibration auch Klänge übermittelt werden können. Bis zum fertigen Prototyp dauerte es allerdings eine Weile – und Suzuki musste einige Stromschläge einstecken.
Und was hat jetzt Disney davon, wenn Freunde und Liebende per Finger im Ohr miteinander flüstern können? Zunächst wohl erst einmal nichts. Allerdings zeigen Forschungsergebnisse ihr Anwendungspotenzial oft erst später und das mitunter in Bereichen, an die zuvor niemand gedacht hat. Bau, Poupyrev und Suzuki stellen derweil bereits Überlegungen an, wie durch ihr System wartende Menschen in den Disney-Parks unterhalten werden können.
Bild: Screenshot