Was macht Apple in Fernost da bloß gerade? Das iPhone 5C wäre die Chance schlechthin gewesen, auf dem verloren geglaubten Mega-Markt China endlich richtig Fuß zu fassen. Wäre. Mit der jetzt bekannt gewordenen Strategie stellt sich Apple aber selbst ins Abseits, verschenkt diese so hoffnungsvolle Gelegenheit.
Es scheint fast so, als hätten die Manager in Cupertino den chinesischen Markt und seine Menschen gar nicht analysiert. Insbesondere das zwar bescheidene, aber doch selbstbewusste chinesische Ehrverständnis tritt Apple mit Füßen. Die preisliche Positionierung des neuen iPhone-Portfolios quittiere ich daher ebenso mit Kopfschütteln und Unverständnis wie die weitere Verfügbarkeit des Uralt-iPhone 4. Für einen Preis von über 300 Euro fast dreist und in Hinblick auf die regionale Übermacht der chinesischen Hersteller ZTE, Huawei und Lenovo eher überheblich als realistisch und aussichtsreich. Zu diesem äußerst skeptischen Fazit bringen mich vielerlei Faktoren, auf die ich nachfolgend näher eingehen möchte.
Verpatzte Fernost-Expansion
Apple ist nicht neu auf dem chinesischen Mobilfunkmarkt. Das Unternehmen verkauft seine Produkte in eigener Regie und hat zwei Mobilfunkunternehmen als Vertriebspartner im Boot. Das Problem: das größte Mobilfunkunternehmen China Mobile gehört nicht zu diesem Kreis. Apple erreicht dadurch nur rund 40 Prozent des mobilfunkenden chinesischen Kundenkreises.
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Bei einer Bevölkerungszahl von über 1,3 Milliarden Menschen ist jeder hinzu gewonnene Prozentpunkt ein Wachstumsgarant. Auch, und gerade weil in China Einkommensunterschiede und soziale Ungleichheit den potentiellen Premium-Kundenkreis recht übersichtlich halten.
Dass sich Apple in Verhandlungen mit China Mobile befindet, ist seit Jahren bekannt. Auch Apple weiß um die strategische Wichtigkeit dieser Partnerschaft, sorgt sie doch für 700 Millionen neue potentielle Käufer. Die Lenker bei China Mobile zeigen sich aber als zähe Verhandlungspartner, sodass bisher offenbar keine Einigung erzielt werden konnte. Einen Hinweis darauf, dass die Gespräche immerhin fortschreiten, gab jetzt ein Bericht des „Wall Street Journal“, der den Apple-Smartphones eine Lizenz der Regulierungsbehörde für das Mobilfunknetz von China Mobile bescheinigt. Die Weichen sind gestellt. Die Erfolgsgeschichte in Fernost könnte losgehen.
Hinter lokalen Größen: nur Rang 7 in China
Wieder der Konjunktiv: könnte. Denn mit dem kürzlich vorgestellten Portfolio für den chinesischen Markt samt Mondpreisen und einem hierzulande schon lange ausgemusterten iPhone-Oldtimer wird Apple in China auch weiterhin kein Land sehen. Zu stark die hochtechnisierte und preisgünstige Übermacht von Lenovo, Huawei, ZTE und anderen regionalen, hier unbekannten Herstellern, die Apple nach Informationen von „Heise“ mit 4,8 Prozent Marktanteil auf einen dürftigen siebten Platz der Hersteller-Rangliste in China verweisen.
Dass das drei Jahre alte, mittlerweile viel zu schwache iPhone 4 weiterhin verkauft wird, ist nicht nur gegenüber den chinesischen Kunden ein Schlag ins Gesicht. Auch für App-Entwickler ist die fortwährende Unterstützung des iPhone 4 eine Herausforderung, sollten die Apps durch einen nicht endenden Produktlebenszyklus doch auch auf dem alten Knochen noch möglichst rund laufen. Bei der betagten Hardware des iPhone 4 eine große, unnötige Herausforderung, die sicherlich den ein oder anderen Entwickler in seiner Euphorie bremsen wird. Und wo auf einem neuen Smartphone nur wenige topaktuelle Apps, da entsprechend geringe Kundenzufriedenheit.
Hoffnungsträger iPhone 5C. Aber nicht für 550 Euro.
Statt das uralte iPhone 4 für umgerechnet knapp 315 Euro in China an den Start zu bringen, wäre eine solide, konkurrenzfähige, keinesfalls billige, ramschige aber faire Positionierung des iPhone 5C der wohl durchdachtere Schachzug gewesen. Natürlich muss man abwarten, wie teuer das Plastik-iPhone in China in Verbindung mit einem Vertrag letztlich sein wird. Doch geben die völlig überzogenen 315 Euro für das iPhone 4 und die hartnäckige Verhandlungshaltung von China Mobile schon direkte Hinweise darauf, dass sich Apple hier nicht neu erfinden wird.
Laut „Mac & i“ hat die chinesische Öffentlichkeit mit einem zeitgemäßen iPhone für 3000 Yuan (RMB) gerechnet, was knapp 400 Euro entspricht. Allerdings verlangt Apple in China für das iPhone 5C zum Marktstart mindestens 4488 RMB (~ 550 Euro) und enttäuscht die Erwartungen folglich auf ganzer Linie.
Letzte Chance: China Mobile und günstige Verträge
Düstere Aussichten für den chinesischen Markt, wie ich finde. Es scheint mir fast so, als hätte Apple den fernöstlichen Markt und seine Besonderheiten nicht verstanden. Natürlich ist überall auf der Welt auch Platz für einen teuren Premium-Hersteller, der dann in seiner Nische steckt und der Exklusivität geschuldet nur geringe Stückzahlen generiert. Ob dies das hochgesteckte Ziel des iPhone 5C ist und den Marktanteil von Apple in China deutlich steigern kann? Im Sinne der Aktionäre ist? Wage ich stark zu bezweifeln.
Dabei hat Apple mit dem iPhone 5C eigentlich konzeptionell alles richtig gemacht. Ein Jahr alte Hardware neu verpackt, günstig produziert, vom Marketing emotional aufgeblasen und so den Produktlebenszyklus eines bekannten Produktes um ein weiteres Jahr verlängert. Freut die Produzenten, Apples Kassen, die Aktionäre und bei einem fairen Preis auch die Kunden. Doch wo kein fairer Preis, da keine glücklichen Kunden, keine Käufer, ausbleibende Umsätze, nicht erfüllte Erwartungen. Ein Flop. Und darauf läuft nach jetzigem Stand in China alles hinaus.
Bleibt nur der Ausblick auf den möglichen Deal mit China Mobile. Kommt dieser in Kürze tatsächlich zustande, hat Apple immerhin einen potenten Vertriebspartner an der Hand. Doch wie bereits angesprochen: so lange und zäh die Verhandlungen schon laufen, ist nicht mit einem richtig wettbewerbsfähigen Angebot des iPhone 5C in Verbindung mit einem Laufzeitvertrag zu rechnen. Folglich versiegt auch diese hochpotente Geldquelle.
Überhebliche Strategie. Schlechte Aussichten. Schade, Apple.