Heute morgen war es so weit: es klingelte, der Kurier war da. Ich drückte dem netten Herren die beiden Nokia-Pakete in die Hand, dankte, verabschiedete mich und ließ die Eindrücke der letzten beiden Wochen nach dem Schließen der Tür noch einmal Revue passieren. Ein willkommener Impuls, das Fazit des großen Selbstversuches mit Windows Phone 8 (WP8) noch vor dem anstehenden Wochenende auf digitales Papier zu bringen.
Zurück in der Apfel-Welt
Die letzten beiden Wochen in Begleitung des Lumia 925 waren eine Erfahrung, die ich als langjähriger iPhone-Nutzer und Gadget-Enthusiast nicht missen möchte. So ist es doch immer schön seinen Horizont erweitern zu können und nicht zu starrsinnig auf eine Lösung fixiert zu sein. Um es vorweg zu nehmen: der Abschied vom Lumia fiel mir nicht sonderlich schwer. Nicht, weil Windows Phone und ich in der gemeinsamen Zeit keine Freunde geworden wären. Ganz im Gegenteil. Vielmehr, weil sich das iPhone 5 für mich durch die jahrelange Prägung und Zufriedenheit einfach weiterhin sehr heimisch und wohlig anfühlt.
Zwar wirken dessen Abmessungen nach der Zeit mit dem größeren Smartphone nun tatsächlich etwas knapp bemessen – in der alltäglichen Benutzung verschmelzen die 4 Zoll in Verbindung mit iOS dann aber doch wieder zu einer perfekten Symbiose. Die Gründe dafür liegen in der Konzeption der mobilen Plattform aus Cupertino. Wie schon im Hardware-Vergleich der Reihe (Teil II) erwähnt, verlangt iOS auch viele Eingaben in den oberen Bereichen des Bildschirms. Windows Phone hingegen legt den Eingabe-Fokus stark auf die untere Hälfte des Touchscreens. Was sich oben abspielt ist durch flexible Anpassung der Größe der Live-Tiles in dem Maße individualisierbar, dass die Bedienung nicht leidet.
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Viel Bewegung im Windows-Kosmos
Obwohl ich in die Tiefen von Windows Phone 8 nur zwei Wochen lang eintauchte, fiel mir die Rastlosigkeit in der Weiterentwicklung sehr positiv auf. Ich hatte in Teil I der Serie, in dem ich mich intensiv mit dem App-Ökosystem beschäftigte, einige negative Anmerkungen, die mir in der alltäglichen Nutzung bitter aufstießen.
So stellte beispielsweise WhatsApp die Push-Benachrichtigungen unter Windows Phone sehr unregelmäßig zu, was ich in der iOS-Version ewig nicht beobachtete. Meiner Erfahrung nach bin ich mir aber sicher, dass dies nicht lange so bleiben wird: ein großes WhatsApp-Update sorgte kurz vor meinem Selbsttest für eine große Verbesserung der Nutzerfreundlichkeit. Vor einigen Tagen fand dann die breitflächig eingeführte Push-To-Talk-Funktion des Messengers auch unmittelbare Implementierung in die mobile Windows-Welt. Sollte also nur eine Frage der Zeit sein, bis der Fehler bei den Push-Benachrichtigungen behoben wird.
Ein weiteres Beispiel für bemühte Produktpflege ist die Lauf-App Runtastic Pro, die ich selbst sehr gerne und regelmäßig nutze. Die Umsetzung für Windows Phone steht den iOS- und Android-Versionen in kaum etwas nach, erfreut die Lumia-Gemeinde darüber hinaus mit der Implementierung von Nokia Mix Radio. Ein gutes Zeichen: Der Blick des ein oder anderen Entwicklers geht mittlerweile über iOS und Android hinaus. Betrachtet man die gelungene Umsetzung erweckt es den Anschein, als rangiere Windows Phone für die Runtastic-Entwickler bereits auf Augenhöhe. Das macht Mut für die Zukunft, dass auch anderen, noch fehlerbehafteten, populäre Apps wie WhatsApp mehr Aufmerksamkeit zukommt.
Nokia als Antrieb für Windows Phone
Ähnlich sieht es bei der Tüchtigkeit von Nokia aus. Ich beobachtete innerhalb von zwei Wochen der täglichen Benutzung zwei unterwartete Neustarts des Lumia 925, wovon einer in einer Endlosschleife endete, die per Software-Reset umgangen werden musste.
Eine neue Firmware für das Lumia 925 erschien vor wenigen Tagen und soll hier Abhilfe schaffen. Ob dem tatsächlich so ist, kann ich zwar nicht (mehr) beurteilen. Immerhin aber ist es ein Signal: Auch bei Nokia geht es voran, die Finnen wollen wieder oben mitspielen, sind fleißig und tun etwas dafür. Das muss man löblich anerkennen.
Ansonsten punktet Windows Phone vor allem durch das eigene Konzept, welches mir auf Anhieb gefiel. Auch die Eingewöhnungszeit war mit ein paar Tagen wirklich sehr kurz. Für mich ist das Kachel-OS die mutigste aller Smartphone-Plattformen. Microsoft macht vieles richtig, hat gleichwohl aber an vielen Ecken noch mit Unstimmigkeiten zu kämpfen und reagiert auf Nutzer-Feedback mitunter behäbig. Bleibt zu hoffen, dass das große Update auf Version 8.1 im kommenden Jahr hier einiges glatt bügelt.
Kurz und knapp: Stärken und Schwächen im Überblick
…am Lumia 925:
- das Design und die Materialien
- die Ergonomie – 4,5 Zoll sind bei Windows Phone sehr angenehm
- das schöne, satte, kontrastreiche Display
- die hochwertige Kamera (Details im Kamera-Vergleich / Teil III)
- die kabellose Ladefunktion
- die kostenlose, von Nokia mitgelieferte HERE Drive+ Navigation (Details in Teil IV)
- die vorinstallierten Nokia Foto-Apps
…an Windows Phone 8:
- das erfrischende aber zugleich simple Konzept
- die kurze Eingewöhnungszeit
- die Dynamik durch die Live-Tiles
- die hervorragende Software-Tastatur
- die enge Verknüpfung mit sozialen Netzwerken
- der im Vergleich zum Apple App Store spritzige Windows Phone Store
- die Möglichkeit Bezahl-Apps vor dem Kauf zu testen
- die cardDAV- und calDAV-Unterstützung
…am Lumia 925:
- dass kabelloses Laden nur mit zusätzlicher Rückschale möglich ist
- die unerwarteten Neustarts
- der Verarbeitungsfehler auf der Rückseite (siehe Teil II)
- der fehlende Lautlos-Knopf an der Außenseite
- der etwas schwammige Kamera-Auslöser
- die nur durchschnittliche Akkulaufzeit
…an Windows Phone 8:
- die zahlreichen Bugs in den Apps
- die fehlende Push-Unterstützung für Google Mail
- die fehlenden Google Apps
- die (noch) nicht konkurrenzfähige Facebook-App
- die Unzuverlässigkeit bei Push-Benachrichtigungen
- das unausgereifte Multitasking
- das Fehlen von Klingelton-Profilen
- dass manche Apps selbst in lautloser Umgebung Töne von sich geben (Viber)
- die Abstinenz von Alternativen zum Internet Explorer
Freud und Leid
Als iPhone-Nutzer…
…werde ich vermissen:
- die tolle Kamera des Lumia
- das Bedienkonzept
- die Live-Tiles
- das kostenlose HERE Drive+ Navi
- die kabellose Ladefunktion
- die nahtlose SkyDrive-Implementierung
…freue ich mich wieder auf:
- den Lautlos-Knopf an der Außenseite
- die Zuverlässigkeit, was Push-Benachrichtigungen angeht
- GMail Push per ActiveSync
- meine iTunes Match-Musikbibliothek
- alle Apps, die es noch nicht für WP gibt
- die unerschöpfliche App-Vielfalt
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass die „Windows Phone App for Desktop“ eine Synchronisierung von iTunes-Mediatheken an Windows- und Mac-Computern erlaubt. Das ist für all jene, die im Apple-Kosmos gefangen sind, eine nette Lösung. Wer aber wie ich auf iTunes Match setzt, wird die nahtlose Zusammenarbeit des iPhones mit der iCloud sicherlich vermissen.
Würde ich umsteigen, wenn mein iPhone morgen kaputt ginge?
Um ehrlich zu sein, nein. Für mich ist Apple immer noch die unangefochtene Nummer eins, was mobile Geräte und die Cloud-gestützte Vernetzung dieser untereinander angeht. Daher würde im Falle eines Defektes wohl einfach ein neues iPhone gekauft. Ich selbst bin einfach zu sehr in den Apple-Tiefen gefangen, zahle seit Einführung des Dienstes mein jährliches iTunes Match-Abonnement, genieße den kabellosen Abgleich und die automatische Sicherung meiner Musik-Bibliothek, begrüße die iOS-Nähe zu Google. Habe aber auch an der Apple-Welt so manches auszusetzen, hasse iTunes, nehme diese Unstimmigkeiten aber durch die langjährige Verbundenheit und den über die Zeit entwachsenen Lock-In-Effekt stillschweigend hin.
Doch was wäre, wenn mir irgendein Produkt, Strategiewechsel oder Vorgang bei Apple so bitter aufstieße, dass kein Weg an einem Plattformwechsel vorbei führte? Dann stünde ich vor einer sehr schweren Entscheidung, wäre ein Android-Smartphone nicht (mehr) die Exklusivlösung. Bis dahin wäre auch ein wenig Zeit vergangen und die jetzt noch bemängelten Kinderkrankheiten womöglich aus der Welt. Ein potentes Windows Phone von Nokia eine durchaus attraktive Option. Man wird sehen was die mobile Zukunft bringt. Fakt ist: Nokia und Microsoft machen in der Gesamtheit betrachtet einen guten Job und sind in meinen Augen kein kleiner Außenseiter mehr, sondern können für so manchen eine attraktive Alternative zur Masse an Androiden sein.
Zum Abschluss noch ein Dank
Zum Schluss noch ein Dank an euch für den regen und aktiven Austausch. Ob in den Kommentaren oder über meinen privaten Twitter-Account – das Interesse war groß, die Rückmeldungen sachlich und oft für mich als WP-Neuling sehr informativ. Ich hoffe, so wenige Fragen wie möglich offen gelassen zu haben, und stehe euch weiterhin über die Kommentare und Twitter zur Verfügung.
Bilder: Michael Müller / BASIC thinking; Thumb up and down icons / Shutterstock
Zum Nachlesen: Alle Teile der Serie im Überblick
- Windows Phone im Selbstversuch: Zwei Wochen Nokia Lumia 925 statt iPhone 5 – Der erste Eindruck
- Windows Phone im Selbstversuch, Teil I: Zwei Wochen Nokia Lumia 925 statt iPhone 5 – Die Apps
- Windows Phone im Selbstversuch, Teil II: Zwei Wochen Nokia Lumia 925 statt iPhone 5 – Die Hardware
- Windows Phone im Selbstversuch, Teil III: Zwei Wochen Nokia Lumia 925 statt iPhone 5 – Die Kameras
- Windows Phone im Selbstversuch, Teil IV: Zwei Wochen Nokia Lumia 925 statt iPhone 5 – Die HERE Drive Navigation
- Windows Phone im Selbstversuch, Teil V: Zwei Wochen Nokia Lumia 925 statt iPhone 5 – Das Fazit