Wie die Zeit doch rennt. Nicht mehr lange und mein Selbstversuch mit dem Windows Phone von Nokia endet. Bevor ich all meine bisherigen Eindrücke in einem Fazit zusammenfasse, möchte ich die Gelegenheit für einen Kameravergleich nutzen. Schließlich steht die Carl-Zeiss-Linse des Nokia-Flaggschiffes Lumia 925 in TV-, Print- und Onlinewerbung im Zentrum der Vermarktung und wirbt mit herausragenden Leistungen insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen.
So hieß es für mich in den letzten Tagen: zweigleisig fahren und zwei Smartphones mitführen, in jeder Hosentasche eines. Zeitweise fühlte ich mich wie ein Cowboy im Wilden Westen, der mit zwei geladenen Colts durch die Savanne schreitet. Keine Situation, die für die Ewigkeit gemacht ist. So hat diese phantasiegetränkte Erfahrung nun ein Ende: die Bilder sind im Kasten, eine Hosentasche wieder frei.
Testumgebung eher…alltäglich
Vorweg: Ich hatte leider nicht täglich ein Stativ dabei. Um ehrlich zu sein ist sogar kein einziges Motiv von einer Halterung aus geschossen worden. Asche über mein Haupt. Ich war aber sehr bemüht, die Bilder in wenigen Sekunden aufeinander folgend zu knipsen, um keine Veränderungen der Lichtverhältnisse zu riskieren und die Vergleichbarkeit sicherzustellen. Bei dem wechselhaften Wetter der letzten Tage wahrlich keine einfache Aufgabe, dank der schnellen Zugänglichkeit beider Smartphone-Kameras aber glücklicherweise einfach realisierbar.
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Jetzt, nach meinen Erfahrungen mit den Kameras beider Smartphones, kann ich festhalten, dass Unstimmigkeiten im Betrachtungswinkel ohnehin vernachlässigbar sind. Sehr viel wichtiger und auffälliger sind die Differenzen in Belichtung, Kontrast und Farbinterpretation beider Bildsensoren. Ich denke, diese Unterschiede kommen auf so mancher Aufnahme sehr gut zum Vorschein. Alle Bilder wurden mit den Standardeinstellungen gemacht. Ohne Filter oder sonstige Überarbeitung.
Großes Display kommt dem Lumia zu Gute
Dass mir der 4,5 Zoll große Touchscreen des Lumia 925 sehr gut gefällt, habe ich schon im großen Hardware-Vergleich mit dem iPhone 5 festgehalten. Doch nicht nur Navigation und Auge profitieren von den größeren Abmessungen des Lumia, auch der Kamera kommen die Dimensionen zu Gute. Startet man diese, so löst der Sensor auf dem Lumia-Display knackscharf auf. Bei Bewegungen zeigen sich keine Unschärfe, keine Schlieren, keine Störungspixel. Schärfe, wohin man schaut.
Anders sieht es beim iPhone 5 aus. In der Kamera-App wirken die Bilder bei Bewegungen verschwommen, pixelig und störungsbeladen. Auch ist der Sucher pausenlos mit dem Scharfstellen bemüht. Oft fährt er aus totaler Unschärfe an ein Motiv heran – fällt bei Nahaufnahmen besonders auf. Das nervt und erschwert es sehr, das perfekte Motiv zu finden. Vom Verlust der Spontanität ganz zu schweigen. Anfangs war ich beim Testen wirklich irritiert, wie die iPhone-Linse im direkten On-Screen-Vergleich auch nur annähernd mit dem Nokia mithalten soll. Immerhin, der schlechte Eindruck begrenzt sich auf die Darstellung im Display. Betrachtet man die iPhone-Schnappschüsse auf dem PC, wird die Qualität den versprochenen acht Megapixeln wieder gerecht. Puh. Was ein Glück. Fast wäre ich vom (qualitativen) Glauben abgefallen.
Farbwahrnehmung variiert
Doch genug des Vorwortes: ein erster Eindruck. Am ersten Motiv sehr schön zu sehen ist die unterschiedliche Farbinterpretation beider Bildsensoren. Die Bilder unterscheiden sich zudem in den Dimensionen: das iPhone löst mit 3.264 x 2.448 Pixeln auf, das Lumia 925 mit 3.552 x 2.000 Pixeln.
Bei Nahaufnahmen fallen dem Betrachter ebenfalls Unterschiede ins Auge. So stellen zwar beide Smartphones Details wie Schaumblasen schön scharf dar, doch unterscheidet sich die Farbinterpretation wieder sehr stark. Ehrlich gesagt fällt es mir sehr schwer hier einen Favoriten auszumachen. Kann aber auch am Schlüsselreiz-beladenen Motiv liegen, das dem versierten Betrachter nur gefallen kann.
Qualität der JPEG-Originale
Vergleicht man exakt die gleichen Bildausschnitte der Originalbilder miteinander, so fallen nur marginale Unterschiede in der Qualität ins Auge. Jedenfalls geht es mir so. Oben der Ausschnitt des iPhone 5, unten der des Lumia 925. Die Sektoren wurden zwar mit einem Grafikprogramm zugeschnitten, im Anschluss aber im verlustfreien PNG-Format gespeichert. Auch hier keine Filter, keine Veränderungen, keine Komprimierung:
Im Ausschnitt des Lumia wirken die Farben auf mich einen Tick klarer als beim iPhone 5. Beispielsweise sind innerhalb des Einbahnstraßen-Schildes weniger Störungen zu vernehmen. Das Weiß wirkt sauberer, die Ränder der Buchstaben schärfer. Nachfolgend die beiden Originale, aus denen das Teilstück ausgeschnitten wurde:
Zum besseren Vergleich noch zwei Schnappschüsse bei Helligkeit.
Insbesondere das vor Pflanzen und Details strotzende zweite Motiv hat das Zeug dazu, Unterschiede beider Kameras ausfindig zu machen. Deshalb nachfolgend die Detail-Ausschnitte von iPhone 5 (oben) und Lumia 925 (unten) in Originalgröße. Ausgeschnitten wurde der im Zentrum stehende Fluchtpunkt:
Schlechte Lichtverhältnisse
Nokia bezeichnet das Lumia 925 auf seiner Website und in der Werbung in feinstem Marketing-Sprech selbst als „Nacht.Sicht.Gerät.“ – um die Verbraucher aber nicht hinters Licht zu führen und Rechtsklagen wegen Täuschung zu umgehen, umschiffen die Finnen die Bezeichnung „Nachtsichtgerät“ mit drei Punkten. Ein Nachtsichtgerät ist im Lumia nämlich definitiv nicht verbaut. Wäre zu schön gewesen. Vielmehr ist dies eine Anspielung auf die guten Kameraleistungen bei schlechten Lichtverhältnissen.
Diese Werbeaussage habe ich zum Anlass genommen, auch einige Bilder bei schlechten Lichtverhältnissen zu machen, ohne auf die Hilfe des eingebauten Dual-LED-Blitzes zurück zu greifen. Und siehe da, tatsächlich belichtet das Lumia 925 bei ungünstigem Licht gemachte Bilder anders, als das iPhone 5.
Der Unterschied in der Belichtung ist offensichtlich. Trotzdem fiel mir auf, dass das Lumia nicht alle Motive in ungünstigem Licht bei deaktiviertem Blitz direkt in dieser Art belichtet. Da ich stets mehrmals den Auslöser betätigte, zeigten sich immer wieder vereinzelte Bilder ähnlich dunkel, wie beim iPhone 5. Ich bin mir sicher, dass die Ergebnisse beim Lumia bei Dunkelheit manuell noch positiv beeinflusst werden können. So erlaubt die Kamera das manuelle Einstellen verschiedener Faktoren, darunter auch Belichtungswert:
Beim iPhone 5 sind solcherlei Raffinessen ab Werk nicht beeinflussbar. Allerdings existieren im App Store zahlreiche Kamera-Apps, die ähnliche Optionen nachträglich einfügen können. Leider oftmals gegen Aufpreis. Beim Lumia ist der Zugriff direkt über die Kamera sehr einfach möglich, keine Zweit-App und keine Investition nötig.
Der Vollständigkeit halber noch ein paar Bilder bei schlechtem Licht, direkt aus dem Keller hinaus in die Welt. Zunächst die Interpretation der iPhone-Kamera, erst ohne, dann mit Blitz:
Und dasselbe weltverändernde Motiv, dieses Mal aufgenommen mit dem Lumia 925:
So uninteressant und belanglos das Motiv auch sein mag, so gut hebt dieses Extrem der schlechten Belichtung meiner Ansicht nach die Stärken des Lumia 925 hervor. Wo beim iPhone 5 ohne Blitz lediglich einige (auch noch) unscharfe LED-Lichter der Heizanlage zu erkennen sind, gewährt das Lumia 925 schon einen recht deutlichen Vorgeschmack darauf, was mit Blitz dann komplett zum Vorschein kommt. Achtung, Kalauer: Ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Zum Schluss noch ein Bild einer Dame, die mich seit dem Säuglingsalter begleitet: Minnie Mouse. Da sie als direkte Lichtquelle agiert, fallen die Unterschiede interessanterweise belichtungstechnisch eher marginal aus. Zwar neigt das Lumia 925 dazu, dunkle Bereiche heller darzustellen als das Apple-Smartphone, bei Innenaufnahmen mit direkter Lichtquelle kommt diese Eigenart aber offenbar weniger stark zur Geltung. Trotzdem auch hier wieder Differenzen in der Farbinterpretation:
Fazit: Rundes Gesamtpaket
Die Kamera des Nokia Lumia 925 steht zurecht im Zentrum der Vermarktung und ist eines der (!) Haupt-Kaufargumente für das Oberklasse-Smartphone. Es macht großen Spaß, mit dem Lumia Dinge für die Ewigkeit festzuhalten. Wenn man denn überhaupt etwas kritisieren wollte, dann wäre dies der etwas schwammige Auslöse-Knopf, dem klare Druckpunkte sicher gut getan hätten. Diese Beanstandung ist in Hinblick auf die überwiegend positiven Eindrücke aber in meinen Augen absolut vernachlässigbar.
Seit ich die Kamera des Lumia 925 kennenlernen durfte, erscheint die Linse des iPhone 5 trotz guter qualitativer JPEG-Leistungen eher wie eine halbherzige Schnappschuss-Spaßknipse. Diese neue Sicht auf die Dinge ist für mich absolut in Ordnung, erwarte ich persönlich doch genau das und nicht mehr von (m)einem Smartphone. Und doch werde ich die Kamera des Lumia 925 vermissen.
Die direkte Upload-Verknüpfung zu Microsoft SkyDrive, die Stärke bei schlechtem Licht und der schnelle und vor allem knackscharfe Sucher bilden ein richtig rundes Gesamtpaket, das zeigt, was technisch möglich ist. Das macht Lust auf die 41-Megapixel-Wuchtbrumme Lumia 1020, die schon bald ihren Weg in den Handel findet. Scheint, als habe Nokia im Premiumsegment sein Alleinstellungsmerkmal gefunden. Dafür Daumen hoch, Nokia!
Zum Nachlesen: Alle Teile der Serie im Überblick
- Windows Phone im Selbstversuch: Zwei Wochen Nokia Lumia 925 statt iPhone 5 – Der erste Eindruck
- Windows Phone im Selbstversuch, Teil I: Zwei Wochen Nokia Lumia 925 statt iPhone 5 – Die Apps
- Windows Phone im Selbstversuch, Teil II: Zwei Wochen Nokia Lumia 925 statt iPhone 5 – Die Hardware
- Windows Phone im Selbstversuch, Teil III: Zwei Wochen Nokia Lumia 925 statt iPhone 5 – Die Kameras
- Windows Phone im Selbstversuch, Teil IV: Zwei Wochen Nokia Lumia 925 statt iPhone 5 – Die HERE Drive Navigation
- Windows Phone im Selbstversuch, Teil V: Zwei Wochen Nokia Lumia 925 statt iPhone 5 – Das Fazit