Über eine Woche ist das Nokia Lumia 925 jetzt mein dauerhafter Begleiter. Das iPhone 5 muss zuhause bleiben. In dieser Zeit gab es positive wie auch negative Momente. Wie das App-Ökosystem von Windows Phone auf mich als eingeschworenen iPhone-Nutzer wirkt, habe ich in Teil I der Serie bereits niedergeschrieben. Folgt nun eine Interpretation der Hardware. So könnte die Formensprache des Lumia 925 im Vergleich mit dem iPhone 5 kaum unterschiedlicher sein. Ob es das Lumia trotzdem schafft mich zu überzeugen?
Die Ergonomie – Tägliche Benutzung
Die Außenschale eines jeden Smartphones hat einen großen Einfluss darauf, welches Maß an Wertigkeit das Design zum Kunden transferiert. Kein Wunder, nimmt der Nutzer das Gerät über den Tag verteilt doch nicht selten in die Hand. Ehrlich gesagt will ich gar nicht wissen, wie oft ich mein Smartphone am Tag in die Hand nehme. Ob E-Mails, Telefonate oder mein Informationsdurst: das Smartphone ist ein essenzieller Bestandteil meines alltäglichen Lebens. Das iPhone 5 hatte dabei bisher für mich die perfekten Maße. Nicht zu groß, nicht zu klein – 4 Zoll galten für mich als Idealmaß. Bis das Lumia in mein Leben trat.
Ich muss zugeben: 4,5 Zoll haben das Zeug dazu, die idealen Dimensionen für ein Smartphone zu sein. Für mich jedenfalls. Das Lumia liegt gut in der Hand, das Tippen mit dem Daumen ist ohne Probleme möglich. Da sich die meisten Eingaben bei Windows Phone auf der unteren Hälfte des Gerätes abspielen, muss man nur sehr selten umständlich umgreifen, um in die oberen Ecken zu gelangen. Dadurch könnte das Maß auch für fein gezeichnete, zarte Frauenhände passen. Ich lasse einfach mal Bilder sprechen. Ach, ja – nicht wundern, meine Sinistralität lässt grüßen.
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Das Bild mit der 2-Euro-Münze soll als Maßstab dienen, damit man einen Eindruck von meinen XL-Händen bekommt. Wie man sieht passt das Lumia 925 gut in eine Hand und lässt sich im unteren Bereich ohne Verkrampfen bedienen. Schwieriger wird es im oberen Bereich. Zum Glück verlangt Windows Phone im Gegensatz zu iOS dort aber recht wenig Eingaben, sodass der Gesamteindruck sehr gut ist.
Zum Vergleich die Bedienung (m)eines iPhone 5. Durch die geringere Größe erreicht man die oberen Ecken sehr viel unkomplizierter. Dies ist bei der Bedienung von iOS auch nötig und nicht zuletzt einer der Gründe dafür, wieso Apple beim iPhone-Design bisher nicht in die Breite ging. Versteht man diesen konzeptionellen Punkt, erscheinen die hämischen Memes zum iPhone 5 in ganz neuem Licht – weniger lustig sind sie dadurch aber nicht:
Noch ein paar Worte zur Software-Tastatur von Windows Phone, da deren Benutzerfreundlichkeit in Teil I von Leser Ashoka hinterfragt wurde: die Umstellung von der sehr viel kleineren iPhone-Tastatur auf das Pendant von Windows Phone fiel mir überraschend leicht. Die Umstellung auf die WP-Tastatur dauerte ein, zwei Tage. Seitdem steht meine Tipp-Geschwindigkeit im mobilen Windows der in iOS in nichts nach. Fürs Tippgefühl erhält Windows Phone von mir Bestnoten! Könnte an der eingebauten Dynamik liegen.
Die Haptik – Verarbeitung und Materialien
Nach diesem kleinen Software-Exkurs zurück zur Hardware. Für mich war und ist die Verarbeitung des iPhone 5 das Nonplusultra im Smartphone-Bereich. Alu und Glas als vorherrschende Werkstoffe versprühen alleine durch den Anblick schon ein sehr hohes Maß an Wertigkeit – Berührungen trüben diesen optischen Eindruck nicht. Kritisieren kann man lediglich die scharfen Kanten, die sicherlich nicht jedermanns Geschmack sind.
Das Lumia 925 kommt der Perfektion des iPhone 5 hier sehr nahe. Das Display wird von einer Glasscheibe geschützt, die sich wie auch beim iPhone der Umgebungstemperatur anpasst. Auch ist das Lumia 925 das erste seiner Art, das mit einem Alu-Gehäuse daherkommt. Nimmt man das Gerät in die Hand, schmeichelt auch hier die metallische Kühle dem Benutzer. Dass auf der Rückseite Polycarbonat zum Einsatz kommt, trübt diesen positiven Eindruck nicht. Im Gegenteil. Dadurch, dass sich die Hartplastik-Hinterseite nahtlos ins Design einfügt, schafft es das Lumia den Betrachter zu überraschen. Ging mir jedenfalls so.
Leider hat das Testmodell einen Produktionsfehler auf der Rückseite zu verzeichnen. Das Gehäuse ist an einer Ecke uneben. Trotzdem tritt an keiner Stelle ein Geräusch auf, sobald man Druck ausübt. Ein gutes Zeichen. Das Lumia wirkt dadurch wie aus einem Guss. Für mich wäre die Erhebung an der Hinterseite dennoch ein Umtauschgrund, schließlich handelt es sich um ein hochpreisiges Oberklasse-Smartphone. Da sind solcherlei Unstimmigkeiten nicht hinnehmbar. Da dem Kunden hierzulande bekanntermaßen ein zweiwöchiges Reklamationsrecht eingeräumt wird, ein absolut verschmerzbarer Kritikpunkt, wie ich finde.
Das Display – Kontrast und Farbdarstellung
Der Touchscreen des Lumia 925 macht großen Spaß. Leuchtende Farben, satte Kontraste – genau die Faktoren, die das flache, schlichte aber farbkräftige Windows Phone 8 auszeichnen, werden durch das AMOLED-Display des Lumia bestens unterstrichen. Die Auflösung von 1.280 x 768 Pixeln (WXGA) sorgt dank 334 Bildpunkten pro Zoll (ppi) für eine scharfe Darstellung von Schriften. Sehr kleine Buchstaben wirken aber im mobilen Internet Explorer ein wenig verschwommener, als im Safari des iPhone – das muss aber nicht zwingend am Display liegen, sondern kann auch der ins System integrierten Schriftverbesserung geschuldet sein. In der Pixeldichte schenken sich beide Geräte nämlich wenig. So löst das iPhone mit 1.136 x 640 Pixeln auf 4 Zoll auf, wodurch sich 326 ppi ergeben.
Bei voller Display-Helligkeit hat der Weiß-Wert des Lumia-Displays meiner Wahrnehmung nach einen leichten Gelbstich, das Weiß des iPhone 5 ist klarer – dies sieht man meiner Ansicht nach auch leicht auf den obigen Fotos. Außer den genannten subjektiven Kleinigkeiten gibt es beim Touchscreen des Lumia nichts zu bemängeln. Ein tolles Display, das in der Oberklasse absolut richtig ist.
Die Schnittstellen – Empfang und Sprachqualität
Natürlich ist es schwer ohne aufwändige Messverfahren zu testen, wie gut sich Empfangswerte und Sprachqualität eines Smartphones im Vergleich mit der Konkurrenz letztlich technisch wirklich schlagen. Da meine Erfahrungen mit Lumia und iPhone in dieser Disziplin aber gleichauf sind, wären Messungen zu viel des Guten. Die Sprachqualität im Telekom-Netz ist stets sehr gut, der 3G- und LTE-Empfang wie vom iPhone gewohnt. Ich konnte an den Orten, an denen ich mich unter der Woche im Alltag regelmäßig aufhalte keine auffälligen Schwankungen zwischen beiden Geräten ausmachen.
Mir fiel lediglich auf, dass auch im Hörer des Lumia immer wieder mal die Verbindungstöne der Mobilfunkverbindung zu hören sind. Diese Unschönheit bringt das iPhone 5 auch mit. In Verbindung mit einem Headset treten diese piependen Störgeräusche nicht auf. Liegt also womöglich an der Nähe der Funk-Antenne zum Ohrhörer-Lautsprecher. So piept es manchmal leise vernehmbar im Hintergrund. Bei Lumia wie auch iPhone.
Der Akku – Stromversorgung im Alltag
Wie sich das für moderne Smartphones mit stromfressenden Merkmalen wie WLAN, 3G oder LTE gehört, ist die Laufzeit des Lumia 925 im Vergleich zum iPhone 5 ähnlich überschaubar. Der 1.440 mAh starke Akku des iPhone durstet bei normaler Nutzung einmal am Tag nach dem Ladekabel. In der Regel lade ich immer über Nacht auf und habe dann den ganzen Tag ausreichend Strom. Beim Lumia 925 sieht es ähnlich aus.
Natürlich muss man fairerweise sagen, dass ich im bisherigen Testzeitraum wirklich übermäßig mit dem Lumia zu Gange bin, neue Apps herunterlade, teste. Das entspricht nicht unbedingt dem „normalen“ Alltag. In den letzten Tagen, in denen meine anfängliche Probierfreudigkeit etwas abflachte, hatte der Akku in den Abendstunden noch ausreichend Saft auf dem Tacho, um sicherlich noch bis zum Folgetag durchzuhalten. So weit ließ ich es allerdings nie kommen. Die 2.000 mAh des integrierten Akkus reichen somit für 1,5 bis maximal zwei Tage bei absoluter Zurückhaltung und Wenignutzung. Realistischer ist aber auch beim Lumia 925 die tägliche Stromzufuhr, sofern man die Displayhelligkeits- und Stromspar-Einstellungen wie ich unangetastet lässt.
Die Kamera – Spontane Spaßknipse mit top Qualität
Auch wenn ich auf die Qualität der 8-Megapixel-Kamera noch in einem gesonderten Beitrag detailliert eingehen werde, nehme ich schon einmal vorweg, dass die Carl-Zeiss-Linse des Lumia 925 extrem viel Spaß macht. Mir gefallen die Farben besser, als beim iPhone. Auch stellt der Sucher schneller scharf. Außerdem begeistert mich der sehr schnelle Zugriff auf die Kamera über den untersten Knopf an der Lumia-Außenseite: drücken, Lumia seitlich halten, Foto schießen. Intuitiver geht es kaum. Ebenso sind die Einstellungsmöglichkeiten denen des Apple-Smartphones weit überlegen.
Hier merkt man, dass Nokia durch einen qualitativen Wettbewerbsvorteil seine Nische sucht – und ausfüllt. Zwar könnten die Druckpunkte des Auslösers nach meinem Geschmack etwas knackiger sein und fürs Auslösen weniger Druck verlangen, doch ist das Meckern auf wirklich hohem Niveau. Für Foto-Freunde ist die PureView-Kamera des Lumia 925 auf jeden Fall ein großes Kaufargument.
Lichtblicke und Ausfälle
Mein Kurztrip ins Windows Phoniversum wird von zahlreichen Goodies begleitet, die das Lumia 925 und Nokia mir mitliefern. Da wäre die quietschgelbe Ladehülle fürs kabellose Laden – Mittel zum Zweck für ein wirklich extrem praktisches Merkmal, auf das ich bei meinem nächsten Smartphone großen Wert legen werde. Wieso aber eine dick auftragende Rückschale nötig ist, um in den Genuss des induktiven Ladevorganges zu kommen, leuchtet mir nicht ein.
Heute erreichte mich zudem die Autohalterung mit eingebauter Ladefunktion, mit der ich in den kommenden Tagen das ins Lumia eingebaute HERE-Navi ausgiebig testen werde. Wirkt solide, durch integrierte Ladefunktion gut durchdacht und ausgereift. Ich bin gespannt, wie sie sich im Alltagstest schlägt.
Leider verabschiedete sich das Lumia innerhalb der vergangenen Woche gleich zwei mal, ohne mich dabei um Erlaubnis zu fragen. Beim Filmgenuss am vergangenen Samstag leuchtete mir auf einmal das Nokia-Logo im Display entgegen. Das Smartphone verfiel in eine Art Boot-Schleife, aus der es aus eigener Kraft nicht herauskam. So verschwand der Nokia-Schriftzug auch nach Minuten nicht. Ein Softreset schaffte zwar Abhilfe, trübte meine Laune aber durch verstelltes Datum und Uhrzeit. Immerhin: alle Daten und Apps waren noch da, somit halb so wild. Gestern startete sich das Lumia dann ein zweites Mal unerwartet neu, jedoch ohne weitere Folgen. Kann vorkommen, sollte es aber nicht. Schwer zu sagen, ob dafür Apps, Hard- oder Software verantwortlich sind – erwähnt werden sollte es aber.
Fazit
Mit dem Lumia 925 ist Nokia zurück in der Oberklasse. Die Verarbeitung ist bei ausgeblendetem Produktionsfehler des Testgerätes einwandfrei, die Materialien wertig. Die Rechenleistung des Snapdragon-Prozessors weiß zu überzeugen und kommt auch problemlos mit Grafik-intensiven Spielen wie „Halo: Spartan Assault“ zurecht. Obendrauf ein schönes Display und eine tolle Kamera.
Ein durchweg rundes Gesamtkonzept könnte man meinen, wären da nicht die ärgerlichen Abstürze, die den Gesamteindruck etwas trüben. Fest steht: Wer in die Welt von Windows Phone eintauchen möchte, der wird auf dem Markt kein potenteres Gerät finden, als das Lumia 925. Im Gegensatz zu Windows Phone sind Nokia-Smartphones augenscheinlich keine Baustelle mehr.
Bilder: Michael Müller / BASIC thinking
Zum Nachlesen: Alle Teile der Serie im Überblick
- Windows Phone im Selbstversuch: Zwei Wochen Nokia Lumia 925 statt iPhone 5 – Der erste Eindruck
- Windows Phone im Selbstversuch, Teil I: Zwei Wochen Nokia Lumia 925 statt iPhone 5 – Die Apps
- Windows Phone im Selbstversuch, Teil II: Zwei Wochen Nokia Lumia 925 statt iPhone 5 – Die Hardware
- Windows Phone im Selbstversuch, Teil III: Zwei Wochen Nokia Lumia 925 statt iPhone 5 – Die Kameras
- Windows Phone im Selbstversuch, Teil IV: Zwei Wochen Nokia Lumia 925 statt iPhone 5 – Die HERE Drive Navigation
- Windows Phone im Selbstversuch, Teil V: Zwei Wochen Nokia Lumia 925 statt iPhone 5 – Das Fazit