Timing ist eben alles: Bis vor kurzem interessierten sich neben Verschwörungstheoretikern höchstens ein paar Nerds und Firmen-Admins für die Verschlüsselung von E-Mails und Browser, mittlerweile ist das Thema dank PRISM, Tempora und Co. in aller Munde. Auch die breite Masse der Internetnutzer beschäftigt sich inzwischen ernsthaft mit der Frage, wie und womit man sich am besten vor den offenbar allgegenwärtigen Schlapphut-Schnüfflern schützen kann.
ZenGuard verspricht sicheres Surfen ohne Hintertür
In dieses dankbare Umfeld platzt nun – wie gerufen – ZenGuard. Mit der seit wenigen Tagen verfügbaren Browser-Erweiterung ZenMate verspricht das über den Axel Springer Plug&Play Accelerator geförderte Berliner Startup verschlüsseltes sowie sicheres Surfen ohne Konfigurationsaufwand – und das derzeit komplett kostenlos. Grund genug, das aktuell ausschließlich für Google Chrome erhältliche Add-on testweise zu installieren. Und gleich vorweg: Bisher sehe ich kaum einen Grund, dies jemals wieder rückgängig zu machen. Denn ZenMate funktioniert alles in allem reibungslos.
Ob sich die insgesamt hohe Geschwindigkeit mit steigender Nutzerzahl halten lässt, bleibt natürlich abzuwarten – aktuell sind weder Downloads merklich verlangsamt noch fällt der Dienst beim Surfen besonders negativ auf. Jedoch erinnert sporadisch ein etwas stockender Seitenaufbau daran, dass sämtliche Anfragen im Hintergrund über einen zwischengeschalteten Server laufen. Ab und zu hakte bei uns die Verbindung zudem komplett – das Switchen auf einen anderen ZenMate-Server brachte hier zwar stets sofortige Besserung, dennoch scheint es aktuell noch nicht ganz rund zu laufen. Angesichts des frühen Stadiums ist das aber auch kein Wunder.
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YouTube-GEMA-Sperren per Mausklick umgehen
Ansonsten macht ZenGuard bereits alles richtig, um auch weniger versierte Nutzer ins Boot zu holen – und damit die breite Masse anzusprechen. Statt sich in seitenlangen Techniktiraden über die Einrichtung von Proxy-Servern, Verschlüsselungszertifikaten oder Portadressen zu ergehen, gilt hier das Motto „Plug&Safe“. Bereits die Installation ist daher das, was landläufig mit der Werbephrase „kinderleicht“ betitelt wird – nur, dass es in diesem Fall tatsächlich stimmt. Der Konfigurationsaufwand geht ebenfalls gegen Null: In weniger als einer Minute wird der gesamte im Browser erzeugte Datenverkehr über eine mit 265 Bit nach AES-Algorithmus verschlüsselte und via hauseigener Proxy-Server auch anonymisierte Verbindung abgewickelt.
Mit dem Add-on ist es dabei übrigens ebenfalls möglich, den Standort des ZenGuard-Proxys selbst auszuwählen beziehungsweise jederzeit per Mausklick zu ändern. Die ach so beliebten Geo-Sperren à la GEMA-YouTube („Leider ist dieses Video, das Musik von XYZ beinhaltet, in Deutschland nicht verfügbar“) lassen sich problemlos umgehen. Als Alternativen stehen aktuell ZenGuard-Server in der Schweiz, Großbritannien, den USA oder Hongkong zur Auswahl. Auf Wunsch lässt sich dabei sogar jedem Browser-Tab ein eigener Proxy zuweisen.
Aber Moment mal: Server in den USA, Großbritannien oder gar Hongkong? Ausgerechnet in diesen Ländern sollen Daten vor staatlichen Eingriffen sicher sein? ZenGuard sieht darin keinen Widerspruch und verweist darauf, dass grundsätzlich keine IP-Adressen geloggt würden. Weiter heißt es auf der Homepage im FAQ-Bereich:
Wenn wir aus technischen Gründen und/oder Gründen der Benutzerfreundlichkeit etwas aufzeichnen müssen, erfolgt dies nach einer Anonymisierung der Daten. Wir halten uns an die sehr strengen deutschen Datenschutzgesetze, die zu den schärfsten in Europa gehören. Nach diesen Bestimmungen ist es uns nicht erlaubt, Verbindungsdaten in irgendeiner Form aufzuzeichnen.
Sollten sich also Behörden oder Geheimdienste Zugriff auf die Server verschaffen, dürften sie demnach keine verwertbaren Informationen vorfinden. Alles andere würde auch den Dienst insgesamt karikieren.
Bezahlvariante geplant – Umfang der Gratis-Version noch unklar
Bleibt noch die Kostenfrage. Hier sind konkrete Details noch Mangelware. Sicher ist: Aktuell ist ZenMate in vollem Umfang ohne Gebühren nutzbar; künftig wird es aber mehrere Pro-Accounts geben, für die dann selbstverständlich monatlich gelöhnt werden muss. Die Gratis-Variante soll zwar ebenfalls bestehen bleiben, jedoch wird diese zumindest über ein begrenztes Traffic-Volumen verfügen.
Ob weitere Einschränkungen vorgesehen sind, wissen derzeit wohl nur die Zenguard-Macher. Denkbar wäre aber, für zahlende Kunden etwa exklusive und damit schnellere Server sowie verschiedene Verschlüsselungsstufen anzubieten. Zu hoffen bleibt, dass das kostenlose Angebot nicht zu sehr begrenzt wird – etwa durch ein zu knappes Datenvolumen oder arg langsame Übertragungsgeschwindigkeiten. Aber genug Spekulatius: Warten wir es einfach ab und freuen uns, dass es derzeit noch ohne Abo läuft. Außerdem zeigt ZenGuard, dass Verschlüsselung nicht kompliziert sein muss. Allein das ist schon viel wert.