Das hatten sich Samsung und Jay-Z ja schön ausgedacht. Das neue Album „Magna Charta Holy Grail“ war ab 24. Juni für eine Million Samsung-User zum kostenlosen Download verfügbar, vorausgesetzt sie besitzen eines der neueren Samsung-Modelle. Jede Menge Vorabpresse, eine Million Fans, die ihren Freunden Tage vor dem offiziellen Release am 7. Juli vom neuen Album erzählen, und einen neuen Vertriebsweg für Musik – drunter macht Jay-Z es ja nicht. Und über das reine Album hinaus sollte die App ja mehr bieten als nur Musik: Hintergrundinfos zum Album, Lyrics, Sharing-Optionen für Lieder.
Aber die ganze Sache ging schwer nach hinten los. Es gab überlastete Server und Downloadprobleme, die App lief nicht stabil und forderte jede Menge von den Nutzern ein: Um die Anwendung überhaupt zu starten, musste ein gültiger Facebook- oder Twitter-Account angegeben werden, verbunden mit der Berechtigung, dass die Apps unter dem Nutzernamen posten darf, zum Beispiel um Lyrics freizuschalten.
Eine lange Liste
Die Liste der beim Installieren eingeforderten Berechtigungen ist lang: Zugriff auf persönliche Daten, Informationen über Anrufe (inklusive Rufnummern), den aktuellen Standort, Mail-Adresse, den Speicher des Smartphones, Überblick über die gesamte Netzwerkkommunikation, die genannten Social-Networks-Accounts und noch einiges mehr. Dass Apps ausführliche Zugriffsberechtigungen einfordern, oft mehr, als sie eigentlich bräuchten, ist nichts neues. Aber muss eine Anwendung, die im Kern ein Album abspielen soll, und dazu ein paar Hintergrundinfos bietet, nahezu jede Berechtigung erhalten, die eine App nur einfordern kann?
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Mit Sicherheit nicht – findet auch das Electronic Privacy Information Center (EPIC) und hat Beschwerde beim amerikanischen FTC (das für Verbraucherschutz zuständig ist) eingelegt. Aus Sicht der Datenschützer ist die App ein Datensauger, dem der Stecker gezogen werden muss:
Samsung hat keinerlei Informationen über den Umgang mit privaten Daten gegeben, Informationen gesammelt die für das Funktionieren der Magna-Carta-App unnötig sind, Nutzern keine Wahl zur Sammlung ihrer Daten gelassen, in die Funktionalität der Geräte eingegriffen und keinerlei Vorkehrungen zur Reduzierung des Datensammelns getroffen.
Die Menge der geforderten Berechtigungen sei fast schon eine Parodie, sagt EPIC.
Samsung weist alle Kritik zurück:
Wir wissen von der Beschwerde und halten sie für unbegründet. Wir nehmen die Privatsphäre unserer Kunden sehr ernst. Alle gesammelten Informationen wurden nur zur Kundenidentifikation, für die Funktion der App oder für Marketingzwecke eingesetzt, aber nur wenn der Kunde eingewilligt hat. Die geforderten Berechtigungen entsprechen den gängigen Standardeinstellungen.
Eine Stellungnahme der FTC steht derweil noch aus.
Jay-Z zeigt sich zerknirscht
Jay-Z zeigt sich ob der Kritik vergleichsweise zurückhaltend. Er selbst habe es ausprobiert und konnte sein Album nicht herunterladen – das sei nicht cool, sagte er im Radio, und die Probleme hätten ihn enttäuscht: „Du willst, das deine Fans diese Erfahrung direkt haben. Das war echt entmutigend.“ Aber der nächste, der diesen Weg ausprobiere, wüsste jetzt wie man es besser macht – er sieht sich als Wegbereiter: „Das war mein Job, und das ist cool. Ich habe den Ärger dafür bekommen.“
Bild: Matthew Harrison / Flickr (CC BY-ND 2.0)