Die Fotos auf dem Smartphone, die Musik auf dem Laptop und das Urlaubsvideo auf dem Rechner – alles auf verschiedenen Geräten, auf verschiedenen Medien. Und wenn ich am einen Gerät sitze, muss ich erst auf ein anderes zugreifen, Daten per Mail schicken oder über die Cloud synchronisieren. Diesem Speicherdurcheinander will Plug ein Ende setzen. Was Dienste wie Dropbox, Skydrive oder iCloud können, wollen die CloudGuys, die Jungs hinter Plug, nicht nur toppen. Sie versprechen einen Schritt darüber hinaus.
So sollen Bilder, Texte, PDF-Dokumente oder Ordner nicht mehr an verschiedenen Stellen liegen; vielmehr formt Plug durch die Verknüpfung unterschiedlicher Speicherorte ein großes Gedächtnis. Angeschlossene Geräte agieren dann nur noch wie Workstations. Im Unterschied zu einem herkömmlichen Home Server übernimmt die kleine Box dabei die gesamte Dateiverwaltung und sorgt automatisch für die richtige Verteilung der Daten. Einzige Voraussetzung dafür ist neben einer Internetverbindung die Installation der Plug-App beziehungsweise -Desktop-Anwendung. Diese übernimmt die Kommunikation mit Plug und ist für iPhone, iPad, Android sowie Mac-, Linux- und Windows-Rechner erhältlich. Eine App für Windows Phone ist zudem geplant.
Die interne Festplatte hat ausgedient
Plug selbst ist also kein Speichermedium, sondern nur das Verbindungselement – praktisch das Gehirn. An den integrierten USB-Port kann dann eine externe Festplatte angehängt werden (mit Hub natürlich auch mehrere). Das Gerät verbindet alle diese Laufwerke zu einem großen und stellt sie Smartphone, Tablet oder PC als gemeinsame Cloud-Festplatte zur Verfügung: „Mit Plug sind deine Geräte ein Team. Keines behält Inhalte für sich. Alle deine Dokumente, deine Musik, deine Fotos und Videos werden am selben Ort gelagert“, so die Entwickler.
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Auch Smart TVs, Set-Top-Boxen oder WLAN-fähige Stereoanlagen können so von überall auf gespeicherte Filme und Musik zugreifen. Die verbundenen Endgeräte teilen sich den Gesamtspeicher, der nur durch die Anzahl der an den Plug angehängten Festplatten begrenzt ist. Sollte es also mal eng werden, lässt sich einfach eine weitere Platte ankoppeln (bis zu acht sind mit Hub möglich). Plug erkennt dies automatisch und stellt den zusätzlichen Speicherplatz sofort zur Verfügung.
Mit Plug gegen PRISM
Allerdings unterstützt das Datenhirn lediglich USB 2.0. USB 3.0 hätte das Gerät teurer und wesentlich komplizierter in der Herstellung gemacht, sagen die Entwickler. Die durchschnittliche Datenübertragung liege nun bei etwa 30 Megabyte pro Sekunde. Das ist nicht gerade pfeilschnell, sollte aber für den meisten Belange ausreichen.
Und was ist mit der Sicherheit? Auf der Kampagnenseite findet sich auch ein Hinweis auf PRISM, mit einem dicken roten Balken darüber. Das Signal ist klar: Plug ist sicher, die Daten bleiben privat. Das Gerät sei die Grundlage für ein privates Datencenter und sicherer als jeder Heim-PC . Die Verbindung mit den einzelnen Geräten läuft über ein asymmetrisch verschlüsseltes (RSA-2048/SHA-1) VPN.
Der Nutzer konfiguriert nichts, die Schlüsselverwaltung läuft also über CloudGuys. Ob Plug eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nutzt, bleibt aber unklar. Da das Gerät automatische Sicherheitsupdates empfängt, haben die CloudGuys (neben der Schlüsselverwaltung) zudem Remote-Zugriff.
Von 0 auf über 400.000 Dollar in fünf Tagen
Die Begeisterung der Netzgemeinde ist den Entwicklern dennoch bereits sicher: Innerhalb von 12 Stunden erreichte Plug das anvisierte Kampagnenziel von 69.000 Dollar. Fast 4.300 Unterstützer haben sich somit die ersten Geräte gesichert. Das blaue Plug-Modell, nur für diese Kampagne produziert, war für die ersten 200 Förderer schon für 59 Dollar zu haben. Der endgültige Ladenpreis für Plug soll 150 Dollar betragen, wenn das Gerät im Dezember 2013 auf den Markt kommt.
Und auch wenn die Arbeiten am Plug schon seit zwei Jahren laufen: Die Entrüstung über PRISM dürfte für willkommene zusätzliche Aufmerksamkeit sorgen. Ob Heml.is, die alternative Suchmaschine DuckDuckGo oder Tor-Browser: Viele Menschen machen sich gerade schon Gedanken darüber, was mit ihren Daten passiert. Auch Severin Marcombes, der CEO von CloudGuys, findet dort seine Motivation:
Ich bin mir nicht sicher, ob die NSA eine Analyse meines Lebens und meiner Gespräche besonders interessant fände. Aber mir gefällt die Idee, geschützt zu sein und selbst die Kontrolle zu haben. Und ich liebe die Idee, dass Plug diese Kontrolle auch zu Nicht-Geeks zurückbringt.
Bilder: Plug – Kickstarter