Ein bisschen muss man sich fragen, was das soll: Am 15. Januar hat Mark Zuckerberg bei einem riesigen Presse-Event seine ominöse Graph-Suche vorgestellt, doch erst knapp ein halbes Jahr später kommt die Allgemeinheit in den Genuss der neuen Suchabfrage.
Erst US-User, der Rest muss warten
Ab heute sollen US-User und solche, die Facebook in US-Englisch benutzen, Zugang zur Graph Search bekommen. Allein dieser Roll-Out soll mehrere Wochen dauern. Wann das neue Feature auch in anderen Ländern und Sprachen benutzbar ist, ist noch nicht bekannt.
Herr Zuckerberg, ich verstehe das nicht! Sicherlich sind eine Milliarde Mitglieder eine ganz schöne Menge und natürlich dauert es ein bisschen, bis alle Profile umgestellt sind. Aber wieso vergehen Monate zwischen Ankündigung und erstem Roll-Out? Und wieso dauert der erste, regionale Roll-Out mehrere Wochen? Und wieso muss der Rest der Welt weiterrätseln, wann er ein neues Feature bekommt?
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Das ist offen gestanden nervig, denn andere IT-Riesen bekommen es ja auch hin, Features schnell verfügbar zu machen. Ein Paradebeispiel ist Googles letztes Design-Update für Google Plus – direkt nach der Ankündigung war es innerhalb weniger Stunden online. So macht man das. Und auch sonst ist Google dafür bekannt, (mitunter unfertige) neue Features ruckzuck online zu stellen und im laufenden Betrieb zu optimieren.
Graph Search nach wie vor mit Problemen
Wobei es nicht so wäre, als ob Facebook das nicht tun würde. Die Graph Search ist ja schon seit langem in der Beta-Phase und wird optimiert. Doch noch immer hat die Facebook-Suche zahlreiche Probleme: Synonyme erkennt sie nicht zuverlässig, Informationen aus Status-Updates fehlen komplett. Beiträge aus Apps von Drittanbietern wie Yelp oder Instagram sind auch noch nicht verfügbar und natürlich funktioniert die Suche noch nicht in der mobilen App.
Eine Erfolgsgeschichte ist die neue Suche bislang also nicht. Ich wage auch zu bezweifeln, dass sie das wird. Zum einen glaube ich kaum, dass Facebook-User die Graph Search nach einer gewissen Neugier-Phase regelmäßig und intensiv benutzen werden. Es mag ganz lustig sein, mal zu schauen, wer meiner Freunde in Köln Single ist und meinen Musikgeschmack teilt, aber irgendwann geht der Reiz vermutlich verloren.
Zum anderen schränkt die Graph Search die Privatsphäre der User noch weiter ein, was angesichts des NSA-Skandals in einem ganz anderen Licht erscheint. Denn man kann ja nicht nur nach dem Musikgeschmack der Freunde suchen. Bei „Tumblr Actual Facebook Graph Searches“ findet man zum Beispiel Menschen, die verheiratet sind und „Prostituierte“ geliked haben. Oder die Arbeitgeber von Menschen, die „Rassismus“ mögen.
Rasterfahndung für alle?
Sowas kann man noch unter Dummheit der User verbuchen, aber natürlich ist diese Informationsvielfalt nicht zu unterschätzen. Zwar geht der Vergleich von Datenschützern, dass Graph Search eine Art „Rasterfahndung für alle“ sei, meiner Meinung nach etwas zu weit, doch auch Facebook hat die Probleme erkannt und zeigt Teenagern andere Ergebnisse an als Erwachsenen.
Ob das reicht, ist fraglich, denn 13 Millionen User haben noch nie in ihre Privatsphäre-Optionen geschaut. Hinzu kommen 28 Prozent der eine Milliarde User, die alles oder fast alles mit Nicht-Freunden teilen. Da werden auch ein paar „Erwachsene“ darunter sein.
Sensibilisiert Graph Search die User?
Vielleicht hat die Graph Search aber auch etwas Gutes: Denn wenn die ersten Skandale und Skandälchen á la „Verheiratete, die Prostituierte mögen“ ihre Kreise ziehen, sensibilisiert das vielleicht die Mehrheit der User, doch mal ihre Privatsphäre-Einstellungen anzupassen.
Abgesehen davon fürchte ich, dass die Suche nicht nur angesichts der monatelangen Hängepartie eher ein Langeweile-Killer als ein mächtiges und spannendes Tool wird.
Bild: Facebook