OpenLeaks sollte kein Pendant zu Julian Assanges WikiLeaks werden. OpenLeaks will transparenter sein, sicherer und – in erster Linie – eher aus dem Hintergrund heraus agieren. Was Daniel Domscheit-Berg und weitere ehemalige WikiLeaks-Mitarbeiter geplant hatten, war ein Briefkasten für geheime Dokumente – allerdings war man selbst nicht in der Lage, diesen Briefkasten zu öffnen. Vielmehr sollten die Menschen, die die Dokumente hochladen, entscheiden, wer sie empfängt. Letztlich sollte OpenLeaks also eine technische Infrastruktur zur Anonymisierung und Weitergabe von Leaks sein.
2010 verließ Domscheit-Berg WikiLeaks, nachdem er von Gründer Julian Assange suspendiert worden war. Wenig später gab er die Planung von OpenLeaks bekannt. Was anfangs vielversprechend aussah, schien einige Monate später in der Bedeutungslosigkeit zu enden – von dem ambitionierten Projekt war nichts mehr zu hören. Der Anfang vom Ende schien in der Unerreichbarkeit der Seite zu gipfeln. Nun äußert sich Daniel Domscheit-Berg aber im Interview mit „Technology Review“ über OpenLeaks und gibt seine Einschätzungen zu Edward Snowden sowie WikiLeaks bekannt.
Öffentlichkeit unerwünscht
„Wir sind in den letzten Monaten leider mit anderen, komplementären Projekten beschäftigt gewesen“, sagt der ehemalige WikiLeaks-Sprecher. „Die Arbeit am Openleaks-Projekt wird weiter fortgesetzt, allerdings haben wir uns auch entschlossen, das durchzuziehen, ohne die Öffentlichkeit groß einzubinden.“ Grund dafür sei unter anderem sein inzwischen rückgängig gemachter Rauswurf beim Chaos Computer Club (CCC) 2011. Damals hatte er bei einem Vortrag auf dem CCC Camp über OpenLeaks gesprochen und die Zuhörer zum Test seines Programms aufgefordert. Laut CCC-Vorstand war das der Versuch, den Ruf des Clubs zu instrumentalisieren. 2012 zug der CCC den Rauswurf zurück und nahm Domscheit-Berg wieder auf.
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Dennoch hat dieser Vorfall ihn offenbar geprägt, denn er sagt weiter: „Wir setzen etwas um, woran wir glauben, und haben uns entschlossen, das Spielchen mit der öffentlichen Meinung zu unserer Arbeit nicht mehr mitzuspielen. The winning move is not to play. Wir konzentrieren uns auf unsere Unabhängigkeit und die Arbeit an der Sache.“ Die letzten Jahre seien diesbezüglich unproduktiv und demotivierend gewesen.
Ohne Seitenhieb auf WikiLeaks geht es nicht
Fraglich ist, wie bedeutend OpenLeaks in Zukunft noch sein kann. Inzwischen sind einige Medienunternehmen dabei, eigene Investigativ-Seiten aufzubauen, die mitunter ebenfalls anonyme Briefkästen enthalten (siehe beispielsweise „DerWesten“, Bild rechts). Warum sollte ein Whistleblower den Weg über einen Drittanbieter gehen, wenn er die Dokumente auch direkt beim Empfänger abladen kann? Daniel Domscheit-Berg zeigt sich dennoch glücklich über die Entwicklungen in der Medienlandschaft: „Die Welt braucht viele solcher Plattformen, die auf möglichst robusten Beinen stehen“, erklärt er im „Technology Review“-Interview.
Wann genau es bei OpenLeaks weiter geht respektive erste Fortschritte zu sehen sein werden, hat Domscheit-Berg nicht verraten. Dafür aber seine Meinung zum NSA-Überwachungsskandal und zur Rolle von WikiLeaks. Er sei sich nicht sicher, ob es WikiLeaks bei der Hilfe für Edward Snowden nur um die Sache gegangen sei oder ob man sich auch PR für den eigenen Dienst erhofft habe. Zudem sei ein sicherer Upload bei WikiLeaks nach wie vor nicht sicher, so Domscheit-Bergs Einschätzung. Im Überwachungsskandal halte er „Tiefe und Detail“ der Operationen für neu. Insgesamt seien das aber keine neuen Informationen.
Bilder: SHAREconference (CC BY-SA 2.0); Screenshot