Was waren das für Zeiten: Die guten alten Chatrooms aus der AOL-und Chatcity-Zeit ermöglichten es, mit wildfremden Menschen zu chatten, ein wenig bei seiner Identität zu flunkern (Stichwort: ASL) und sich die Zeit zu vertreiben. Die 90er sind zwar vorbei, doch Facebook experimentiert gerade mit einem Chatroom – die Identität bleibt aber das eigene Facebook-Profil.
Details und das Konzept können sich noch ändern
Wie so häufig muss ein Experiment noch lange nichts heißen: Von einzelnen Details bis hin zum groben Konzept können sich noch viele Sachen ändern. Und natürlich ist es nicht ausgeschlossen, dass Facebook die Idee auch wieder sang- und klanglos begräbt. Doch die Sache hat Potential.
Neben den Optionen „Status“ und „Fotos/Videos“ wäre ein dritter Reiter namens „Host Chat“ zu sehen. Klickt man auf ihn öffnet sich ein neues Chat-Fenster und es geht los. Der Initiator kann Freunde dazu einladen – im Prinzip wie beim derzeitigen Gruppen-Chat.
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Host Chat wird im Newsfeed gepostet
Im Gegensatz zum Gruppen-Chat wird der Host Chat aber im Newsfeed gepostet – jeder der Lust hat, kann daran teilnehmen. Natürlich kann man auch an den Privatsphäre-Einstellungen rumschrauben, sodass bestimmte Leute nicht einsteigen können, aber im Prinzip ist der Host Chat offen für Freunde oder Freundesfreunde. Vorstellbar ist auch, dass der Host Chat komplett öffentlich zugänglich ist, ähnlich dem jetzigen Chat in einer Gruppe.
Bislang basiert das Chat-Experiment nur auf Text und ist in der Browser-Version zugänglich. Gleichwohl ist es naheliegend, dass auch Fotos, Videos und die Facebook Emojis integriert werden und der Chat auch mobil aufgerufen werden kann.
Längere Verweildauer, mehr Daten
Eine Chat-Funktion wäre sicher eine Bereicherung für Facebook, denn man würde die User dazu einladen, länger auf der Plattform zu verweilen. Fast nebenbei könnte das Netzwerk zudem noch mehr Daten über die Beziehung zwischen Freunden und deren Freundeskreise sammeln.
Die Nutzer wiederum hätten die Möglichkeit, nach dem Vorbild von „Social Discovery-Apps“ wie Tagged und Badoo zwanglos neue Leute kennenzulernen. Auch würde man sich im Kampf um die Messaging-Dienste weiter profilieren: Google Hangouts ist im Prinzip das direkte Gegenstück zu Facebook Host Chat. Selbst Twitter kann zudem mit Abstrichen als offener Chatroom angesehen werden, wo Gleichgesinnte zu verschiedenen Themen miteinander diskutieren.
Gerade bei gesellschaftlichen Ereignissen wie der Fußball-WM nächstes Jahr kann ich mir gut vorstellen, dass ein entsprechendes Feature genutzt und mächtig darüber diskutiert würde, ob das Foul jetzt elfmeterwürdig war oder nicht.
Neue Optionen für Promis und Marken
Wie gesagt: Noch ist völlig offen, was aus dem Experiment wird, doch die Grundidee gefällt mir, schließlich ist sie gut erweiterbar: So könnte man in Verbindung mit den neu eingeführten Hashtags sogar Twitter Konkurrenz machen.
Google Hangouts hat mit dem Video-Chat mit Angela Merkel oder der adidas-Video-Konferenz zwischen Podolski, Schweinsteiger, Mertesacker und Müller außerdem gezeigt, was noch alles möglich ist. Hier gilt es schnellstens anzuknüpfen.
Also, Herr Zuckerberg: Bitte weiterexperimentieren, tweaken, ankündigen und dann schnellstmöglich einführen sowie ausbauen. By the way: Ich warte hier noch immer auf Graph Search und neue Timeline.
Bild: Flickr / Robert S. Donovan (CC BY 2.0), TechCrunch