Mal keine Gurkenverordnung: Die Europäische Union (EU) senkt die maximalen Preise für Sprach- und Datenroaming innerhalb der Mitgliedsstaaten im Zuge der Roamingverordnung erheblich. Davon profitieren in erster Linie die Kunden, die bei der Nutzung ihres Handys oder Smartphones im EU-Ausland weitaus weniger belastet werden, als noch zuvor. Trotzdem empfiehlt es sich die Roaming-Tarife des eigenen Mobilfunkanbieters vor einer Reise zu überprüfen – denn auch hier gibt es tarifliche Unterschiede. Eine Übersicht.
Das Roaming-Schreckgespenst verschwindet
Wer so gerne durch die europäische Weltgeschichte fliegt wie ich, der kennt das sicher: Boarding, Handy aus, Flug, Landung, Handy an – Tüt, Tüt! Schon ertönt der SMS-Klang, in dem der Mobilfunkprovider in einer ellenlangen Nachricht auf die landestypischen Roamingpreise hinweist. Ehrlich gesagt, ich habe Roaming immer als viel zu teuer empfunden und deshalb jegliche Handynutzung im Ausland gemieden. Okay, um die obligatorischen Anrufe und SMS an die Liebsten in der Heimat kommt man nicht immer herum – schon gar nicht, wenn man wie ich jedes Jahr über Silvester ins Ausland flüchtet. Aber mobiles Datenroaming? Niemals! Dies könnte sich nun ändern, hat die EU der Roaming-Preisfalle nun doch einen Riegel vorgeschoben und speziell die Netto-Maximalpreise für Datenroaming erheblich gesenkt.
From Monday, you'll pay less to use your mobile abroad in Europe. Check out the new rates here! #roaming pic.twitter.com/HgcsBF4NEa
— Neelie Kroes (@NeelieKroesEU) June 28, 2013
Ab sofort kostet ein Megabyte (MB) Daten-Traffic im ungünstigsten Fall nur noch 45 Cent (zuvor 70 Cent). Das macht zwar immer noch saftige 45 Euro für 100 MB, ist im Vergleich zu 70 Euro aber eine willkommene Ersparnis. Günstiger wird auch eine Gesprächsminute, die neuerdings höchstens 24 Cent kosten darf (bisher 29 Cent). Bei den Preisen handelt es sich allerdings um Nettopreise – die entsprechende Mehrwertsteuer des Heimatlandes kommt noch obendrauf, in Deutschland sind das aktuell 19 Prozent.
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Gut zu wissen: Für die EU gehört Roaming zum Auslaufmodell. Ziel ist es, in naher Zukunft die Landesgrenzen beim Mobilfunk innerhalb der Staatengemeinschaft abzuschaffen. Im September wird ein entsprechender Gesetzesvorschlag erwartet. Bis dahin gilt die offizielle Preissenkung zum 1. Juli 2014 im kommenden Jahr.
So wird die Richtlinie bei den Anbietern umgesetzt:
Auslandstarife von T-Mobile
T-Mobile begrüßt die neue Richtlinie mit einer Urlaubsaktion. Für T-Mobile-Vertragskunden gibt es den 14,95 Euro teuren „WeekPass“ mit 150 Megabyte Surfvolumen im Ausland bis zum 30. September eine Woche lang kostenlos. Die Buchung kann erst im Ausland erfolgen und wird hier schrittweise erklärt. Alternativ stehen noch zwei „DayPass“-Tarife mit 50 (2,95 Euro) und 10 MB Volumen (Preis variiert nach Länderzone) zur Buchung bereit. Die beiden letztgenannten Pässe sind auch für Prepaid-Kunden gedacht. Im Daten-Eurotarif kostet das Megabyte bei T-Mobile 53 Cent, also ziemlich genau die von der EU vorgegebene Deckelung. Beim Erreichen eines Rechnungsbetrags von 47,60 Euro informiert T-Mobile den Kunden per SMS, bei 59,50 Euro sperrt T-Mobile den mobilen Internetzugang. Eine sofortige Freischaltung auf Kundenwunsch ist möglich.
Für Telefonie gelten weiterhin die kostenfrei einstellbaren Optionen „Smart Traveller“ und „Weltweit“. Der Weltweit-Tarif berechnet 28 Cent pro abgehender Gesprächsminute und 8 Cent für eingehende Anrufe. Im „Smart Traveller“ fallen 29 Cent pro Minute und einmalig 75 Cent pro Anruf an, allerdings werden tarifliche Inklusivminuten angerechnet.
Auslandstarife von Vodafone
Bei Vodafone steht das recht attraktive „ReisePaket Plus“ derzeit im vertrieblichen Zentrum. Für 3 Euro am Tag erhalten Kunden in der EU, der Schweiz und der Türkei 100 Minuten, 100 SMS und 100 MB Surfvolumen – jede weitere Einheit schlägt mit 20 Cent zu Buche. Details zum Angebot gibt es in diesem PDF. Standardmäßig kostet bei Vodafone im Tarif Vodafone World / World Data das MB 53,55 Cent. Ein klein wenig teurer als bei T-Mobile, aber eben exakt die EU-Vorgabe. Pro abgehender Minute werden 28,56 Cent berechnet. Der SMS-Empfang ist kostenlos, das Verschicken kostet 9,52 Cent.
Einen Überblick über alle Auslandskonditionen gibt es hier. Vodafone gewährt 10 Prozent Rabatt beim Telefonieren in Vodafone-Netzen und -Partnernetzen.
Auslandstarife von o2
Die Telefónica-Tochter o2 setzt die EU-Vorgaben für den Standardtarif ebenfalls nach Vorgabe um und verlangt 53,55 Cent pro Megabyte bei einem maximalen Preis von 59,50 Euro pro Abrechnungszeitraum. Alternativ ist das „Smartphone Day Pack EU“ mit 25 MB Tagesvolumen für 1,99 Euro pro Tag zu haben. Das „Internet Day Pack EU“ bietet 100 MB für 10 Euro pro Kalendertag. Die EU-Regulierung erfährt auch bei der Telefonie die Umsetzung des maximal Machbaren – so kostet die abgehende Gesprächsminute 28,56 Cent. Eingehende Anrufe kosten 8,33 Cent, eine SMS 9,52 Cent (siehe Grafik unten).
Optional können o2-Kunden auch die „Reise-Option“ buchen. Diese berechnet einmalig 75 Cent für ausgehende und eingehende Anrufe, anschließend werden 19 Cent pro Minute fällig (ausgehend). Bei ankommenden Gesprächen verlangt o2, wieso auch immer, ab der 61. Minute pro Einheit 15 Cent. SMS kosten 10 Cent, MMS 69 Cent. Für die EU keine ideale Option, wie ich finde – o2-Kunden sollten entsprechend prüfen, welcher Auslandstarif derzeit vermerkt ist. Eine Übersicht über die Auslandstarife findet sich hier.
Auslandstarife von E-Plus
Deutschlands vierter Mobilfunkanbieter E-Plus gibt sich ein wenig verschlossen, wenn man auf der Website nach Auslandstarifen sucht. Um Informationen darüber zu erhalten, müssen erst einige Angaben zum eigenen Tarif gemacht werden – nicht sonderlich übersichtlich. Wenn man denn am Ziel angelangt ist, zeigen sich im Tarif „E-Plus International“ die neuen EU-Preisdimensionen: 28 Cent Pro Minute abgehend, 8 Cent pro Minute eingehend, 9 Cent pro SMS. Pro MB verlangt E-Plus 53 Cent.
Alternativ hat E-Plus noch den „E-Plus Reisevorteil“ in petto, der in meinen Augen verglichen zum International-Tarif aber eher ein Reisenachteil ist: 29 Cent pro abgehender und eingehender Minute, dazu einmalig 75 Cent. SMS nach Deutschland ebenfalls 29 Cent und mobiles Internet, aufgepasst, 6 Euro pro MB. Ein Tarif, den die Welt nicht braucht! Günstiger wird es da im „E-Plus Reisevorteil Plus“, der pro MB nur 49 Cent berechnet. Abgehende und eingehende Gesprächsminuten kosten 19 Cent, hinzu kommen einmalig 49 Cent pro abgehendem Gespräch. Zuletzt steht noch der „E-Plus TOP Reisevorteil Plus“ zur Buchung bereit, der bis auf das mobile Internet exakt dem erstgenannten International-Tarif entspricht: ein MB kostet 49 Cent bei einer 10-KB-Taktung.
Prepaid-Kunden haben neben dem International-Tarif noch die Möglichkeit, sich für das „EU Sprach-Paket 50“ zu entscheiden. Dieses bietet für 4,99 Euro 50 Inklusivminuten in allen EU-Ländern – endet automatisch nach sieben Tagen. Das „EU Internet Paket 50“ kostet ebenfalls 4,99 Euro, bringt aber 50 Megabyte Surfvolumen mit.
Update. 3. Juli, 15:46 Uhr: E-Plus machte mich soeben auf die neuen optional hinzubuchbaren Reisepakete aufmerksam, die im Artikel bisher keine Erwähnung fanden. Wie wahr. Die Aussparung liegt darin begründet, dass ich mich im Zuge der Recherche auf die E-Plus-Website konzentrierte, allerdings die Marke BASE bei den Düsseldorfern im vermarktungstechnischen Fokus steht. Und wirklich: dort sind die Pakete sehr viel einfacher zu finden und transparenter einsehbar, als bei E-Plus.
Die Option „EU Reisepaket Woche“ kostet einmalig 10 Euro, bietet 150 MB Surfvolumen und endet automatisch nach acht Tagen oder dem Verbrauch des Inklusivvolumens. Für Sprache und SMS gelten die Konditionen des Tarifs „TOP Reisevorteil Plus“. Wer 20 Euro in die Hand nimmt, der bekommt dafür 300 MB, 150 Sprachminuten und 150 Frei-SMS im EU-Ausland. BASE-Kunden erhalten außerdem jeden Monat 10 MB Auslands-Freivolumen im „TOP Reisevorteil Plus“. So, jetzt aber!
Zum Schluss: Gemeinsames Tarife-Prüfen
Zum Schluss sei jedem reiselustigen Mobilfunkkunden ans Herz gelegt, bei seinem Mobilfunkprovider nachzuschauen, welcher Auslandstarif letztlich gebucht ist. Dies gilt auch für die vielen Kunden von Prepaid-Discountern wie blau.de oder Congstar, deren Tarife in dieser Übersicht nicht aufgegriffen wurden – das würde unseren Rahmen und eure Aufnahmefähigkeit wohl endgültig sprengen.
Jedenfalls behaupte ich einfach mal, dass der Großteil der Kunden schlicht keine Ahnung hat, welche Auslandskonditionen tatsächlich gelten. Mich inbegriffen. Daher besser einige Minuten investieren und im Onlinebereich des Providers kurz nachsehen und im Urlaub ruhig schlafen. Alternativ empfiehlt es sich, das Smartphone im Urlaub einfach ausgeschaltet zu lassen. Ist schließlich Urlaub.
Abschließend zur zeitlichen Erleichterung die Links zu den Kundenbereichen – gute Reise allerseits!