Na endlich! Ein Lichtblick in Facebooks mobiler Strategie, die bislang einzig darin bestand, mehr Werbung in den mobilen Newsfeed zu integrieren. Das „Wall Street Journal“ berichtet nun, dass Facebook still und heimlich an einem neuen mobilen Gimmick arbeitet: einem Reader, der Nachrichten vorschlägt. Ein Projekt, das mir auf Anhieb sehr gefällt und dennoch einige Hürden zu meistern hat.
Die beste personalisierte Zeitung der Welt
Seit einem Jahr schon arbeite Facebook an dem Projekt mit dem internen Namen „Reader“ und Mark Zuckerberg höchstpersönlich soll mit Argusaugen den Projektfortschritt verfolgen.
Das Prinzip ist simpel: Wie bei Flipboard oder Pulse sollen automatisch Nachrichten zusammengestellt werden, die sich aus meinem Geschmack und den Empfehlungen meiner Freunde speisen. Damit könnte Facebook seinem Anspruch gerecht werden, die beste personalisierte Zeitung der Welt zu werden.
Neue Stellenangebote
Content- & Social Media Manager:in (m/w/d) fischerAppelt in Hamburg |
||
Content Creator Social Media (m/w/d) Erlebnisbauernhof Gertrudenhof GmbH in Hürth |
||
Studentisches Praktikum – Video- & Social-Media-Marketing im Bankwesen (m/w/d) Taunus Sparkasse in Bad Homburg vor der Höhe |
Doch so einfach die ursprüngliche Idee ist, desto schwieriger ist die Umsetzung, denn es warten mehrere Stolperfallen. Vor allem Flipboard könnte zum Problem werden, denn die mobile App ist bereits ein würdiger Vertreter im Social News-Bereich und hat bereits 50 Millionen User.
Facebook Reader muss besser als Flipboard sein
Für Facebook wird die Herausforderung sein, nicht nur eine billige Kopie von Flipboard zu erstellen, sondern einen Tick besser zu sein. Denn die Erfahrung, dass ein reiner Klon kein Erfolgsgarant ist, hat Mark Zuckerberg schon bei der Snapchat-Kopie Poke machen müssen.
Grundsätzlich sollte das aber zu schaffen sein, denn mit mehr als einer Milliarde User hat Facebook genug Daten, um herauszufinden, was gerade lesenswert ist und was nicht. Nicht zuletzt helfen natürlich auch die jüngst eingeführten Hashtags, um automatisch interessante Artikel zum Thema X vorzuschlagen.
Facebook hat ein gigantisches Netzwerk im Rücken
Auch hat Zuckerberg den Vorteil, dass er ja bereits ein riesiges Netzwerk hat. Gelingt es, den Reader geschickt in Facebook zu integrieren, könnte man tatsächlich aus dem Stand heraus zahlreiche User gewinnen. Sollte der Reader aber als Standalone-App gelauncht werden, hätte ich Zweifel, ob das so erfolgreich wird.
Allerdings stellt sich natürlich auch die Frage: Warum übernimmt Facebook nicht einfach Flipboard – gerade seit dem großen Update im März sieht der Reader schick aus und überzeugt durch clevere Funktionen. Unklar.
Wo bleiben Graph Search und der neue Newsfeed?
Dennoch: Ich traue es Facebook durchaus zu, clevere Funktionen und ein überzeugendes Produkt zu entwickeln. Doch ein Problem, was sich gerade in jüngster Zeit zeigt, ist, dass Facebook etwas Tolles ankündigt und dann Monate braucht, das Feature zugänglich zu machen.
Vom neuen Newsfeed habe ich bisher nur Pressefotos gesehen, Graph Search ist bei mir fast ein halbes Jahr nach der Ankündigung immer noch nicht verfügbar. Man fragt sich, warum Veränderungen und Erweiterungen angekündigt werden, dann aber nichts passiert.
Die Trägheit der Nutzungsgewohnheit
Die dritte Herausforderung wird sein, die Nutzungsgewohnheiten der User zu ändern, denn die User nutzen die mobile Facebook-App bislang nur kurz, um zu schauen, was es für Neuigkeiten im Freundeskreis gibt. Man darf also skeptisch bleiben, ob es gelingt, sich zur ersten Anlaufstelle für längere Nachrichten und Artikel zu entwickeln.
Schafft Facebook es, den Reader als personalisiertes Nachrichtenmagazin zu etablieren, könnte das tatsächlich ein wichtiger Baustein in Facebooks mobiler Strategie werden, denn je länger der User bleibt, desto mehr Werbung kann ihm angezeigt werden.
Ich wünsche mir wirklich, dass Facebook beim Reader alles richtig macht, bald ein cleveres und überzeugendes Produkt ankündigt, das dann auch schnell verfügbar ist. Ein bisschen Zweifel, dass das genau so kommen wird, habe ich aber leider auch.
Bild: Flickr / Robert S. Donovan (CC BY 2.0)