Vor zwei Wochen hatte der englische Ministerpräsident David Cameron Suchmaschinen und Internet-Unternehmen weltweit dazu aufgefordert, gegen Kinderpornografie vorzugehen. Sie sollten aufhören, sich rauszureden, denn Leben seien gefährdet – und sie hätten die Technik und das Know-How, entsprechende Bilder aufzuspüren und so das Übel an der Wurzel zu packen.
Krisengipfel in London
Für heute hatte Cameron einen Krisengipfel in London einberaumt, zu dem neben Google auch andere Suchmaschinenbetreiber geladen haben. Doch der Riese aus Mountain View hat schnell und von sich aus reagiert. Am Samstag meldete sich Jacqueline Fuller, die Direktorin von Google Giving, über den offiziellen Firmenblog:
Der sexuelle Missbrauch von Kindern ist ein globales Problem, für das es eine globale Lösung braucht. Mehr als die Hälfte aller Bilder und Videos, die beim National Center for Missing and Exploited Children (NCMEC) gemeldet werden, stammen von außerhalb der USA. Daher müssen wir die grenzenlose Kommunikation zwischen Organisationen erhalten und fördern, die dieses Problem an der Basis bekämpfen.
Dabei will Google nicht nur die Kommunikation fördern, sondern auch die Organisationen an sich. Von den 5 Millionen, die Google aktuell bereitstellen will, gehen 3 Millionen an Organisationen in den USA, Kanada, Europa, Asien und Lateinamerika. Die anderen 2 Millionen fließen in einen Child Protection Technology Fund. Dadurch sollen bessere und effektivere Tools entwickelt werden, um Kinderpornographie einzudämmen.
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Google sieht sich in der Verantwortung – wohl nicht nur nach Camerons Aufruf:
Unser Geschäft ist es, Informationen überall verfügbar zu machen. Aber es gibt bestimmte „Informationen“, die niemals geschaffen oder gefunden werden sollten. Wir können eine Menge dafür tun, dass so etwas nicht online verfügbar ist – und dass Menschen, die diese widerlichen Inhalte teilen wollen, verhaftet und verfolgt werden.
Förderung schon seit 2006
Das Engagement von Google kommt allerdings nicht überraschend. Schon 2006 trat der Konzern der Technology Coalition bei, die auch nach technischen Lösungen zur Eindämmung von Kinderpornografie sucht und Organisationen Soft- und Hardware zur Verfügung stellt. Seit 2008 werden gefundene Bilder zu Kinderpornografie getaggt um Duplikate zu finden, und mit einer einzigartigen ID versehen. Seit kurzem baut Google mit an einer Datenbank, auf die Unternehmen, Organisationen und Strafverfolgungsbehörden Zugriff haben.
Und Google steht in den Bemühungen natürlich nicht allein da. Microsoft und Facebook haben ihre eigenen Programme, ebenfalls mit Tags, und arbeiten ihrerseits mit den Behörden zusammen.
Aber leider …
Das ist alles wirklich gut, und es ist nur zu begrüßen, dass finanzstarke Unternehmen wie Google und Microsoft nicht nur Stellung beziehen, sondern auch ihre Verantwortung als Suchmaschinenbetreiber Ernst nehmen und entsprechende Techniken und Institutionen fördern, technisch wie finanziell. Und es kann nur helfen, wenn die Suche nach Kinderpornografie jedem so schwer wie möglich gemacht wird. Doch das Problem wird damit nicht gelöst werden. Denn die, die regelmäßig Kinderpornografie suchen, die Bilder tauschen, brauchen nicht über Google oder Bing zu gehen. Die haben ihre eigenen Quellen, die von den gängigen Suchmaschinen gar nicht erfasst werden. Und daran werden die Programme von Google und Microsoft leider auch nicht so viel machen können. Trotzdem – ein großer Schritt in die richtige Richtung.
Bild: Screenshot Google Blog