Bezahlmodelle im Journalismus sind aktuell ein großes Thema in der Medienlandschaft. Von Anti-AdBlocker-Kampagnen über Versuche, Micropayment anzubieten bis zum jüngsten Paywall-Test bei „Bild.de“ ist alles dabei. Nun planen vier große deutsche Verlagshäuser im Rahmen ihrer Anfang des Jahres gegründeten „Quality Alliance“ einen weiteren Schritt in Richtung Paid Content.
Paywalls bei SZ, FAZ, Zeit und Handelsblatt noch dieses Jahr
„Hohe Standards in der journalistischen Qualität, Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit“ haben sich die vier Verlage der Quality Alliance auf die Fahnen geschrieben. Dazu gehören neben dem FAZ-Verlag auch der Süddeutsche Verlag, die Zeit-Gruppe und die Verlagsgruppe Handelsblatt. Auf seiner Website erklärte der FAZ-Verlag bereits vor einiger Zeit über den Verbund :
Dabei ist es nicht ausgeschlossen, dass künftig Best-Practices und Gedanken ausgetauscht werden zu Paid-Content-Strategien, um dafür notwendige Technologien ggf. gemeinsam zu entwickeln.
Nun scheint es soweit zu sein. Wie die Geschäftsführer von Zeitverlag und Süddeutscher Verlag auf dem 2. Zeitungsgipfel in Wiesbaden laut „Horizon.net“ zu Protokoll gaben, werden „Süddeutsche“, „Zeit“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und „Handelsblatt“ noch in diesem Jahr mit eigenen Bezahlmodellen an den Start gehen. Im Rahmen dessen werde auch über „gemeinsame technologische Plattformen für Paid Content“ nachgedacht – ein Satz, der freilich viel bedeuten kann.
Kommt irgendwann die Einheitsplattform?
Vielleicht handelt es sich dabei aber tatsächlich um die strategische Geburtsstunde eines zentralen Verlagsportals, das Leser Zugriff auf alle kooperierenden Blätter gegen Zahlung einer einheitlichen Abo-Gebühr ermöglicht. Denn klar ist auch, dass der größte Feind erfolgreicher Paid-Content-Strategien in der Segmentierung liegt. Wer ist schon bereit – wenn er denn schon zahlt – monatlich Geld an mehrere Publikationen zu überweisen?
Noch verhindern aber unterschiedliche Technologien den Schritt zu einer einheitlichen Lösung. Jeder Verlag habe bereits eigene Module entwickelt – und diese seien nicht kompatibel. Auch bei Preisen und Ausgestaltung der Paywalls soll es Unterschiede geben, so heißt es. Kartellrechtlich-relevante Absprachen werde es nicht geben. Relative Einigkeit herrscht allerdings beim Startzeitraum: Man wolle sich hier nicht zu weit voneinander entfernen.
Springer springt ins kalte Wasser
Diese Woche hat die Axel Springer AG mit „BILD+“ bereits einen Sprung ins kalte Wasser gewagt. Viel Lob für den Mut zur Umsetzung einer in Deutschland nicht ganz einfachen Idee gab es, viel Spott über das Angebot ebenso. Zu unrelevant seien die Meldungen, die „Bild.de“ hinter der Bezahlschranke verstecke, hieß es.
Auf kurz oder lang sind paid Content-Modelle in Deutschland aber wohl nicht mehr aufzuhalten. Bisher kocht hier aber jeder sein eigenes Süppchen – übergreifende Kooperationsstrategien fehlen. Umso besser, dass die „Quality Alliance“ nun einen Schritt in diese Richtung geht. In den nächsten zwölf Monaten wissen wir mehr.
Bilder: Quality Alliance; Screenshot