Wenig überraschend hat sich seit der vergangenen Woche auch Kim „Dotcom“ Schmitz im US-Datenskandal PRISM zu Wort gemeldet – erst heute veröffentlichte „The Guardian“ einen Kommentar der umtriebigen Internet-Koryphäe, in dem er vor einer Orwellschen Gesellschaft warnt. Bereits vor einigen Tagen hat Dotcom zudem das Europäische Parlament per Tweet angeregt, über finanzielle Anreize zur Entwicklung einer Open-Source-Alternative zu Googles Suchmaschine nachzudenken.
Mit dieser Forderung erhält er durchaus Unterstützung. Dotcom, der sich ja immer wieder als „Kämpfer“ für die Freiheit im Netz inszeniert, scheint dennoch in mehrerlei Hinsicht nicht ganz unglücklich über den Datenskandal zu sein.
Wir brauchen eine sichere Google-Alternative
Kim Schmitz alias Kim Dotcom kann man vieles vorwerfen, allerdings hat er immer wieder mit überraschenden Ideen fasziniert. Seinen neuesten Einfall veröffentlichte Schmitz am Sonntag auf Twitter. Das EU-Parlament soll den amerikanischen Datensammlern die Stirn bieten. Mit EU-Geldern soll die Entwicklung einer Konkurrenz-Suchmaschine zu der von Google gefördert werden.
Neue Stellenangebote
Growth Marketing Manager:in – Social Media GOhiring GmbH in Homeoffice |
||
Manager Digital Marketing / Social Media B2B (m/w/d) BRITA SE in Frankfurt (Main) |
||
Manager Digital Marketing / Social Media B2B (m/w/d) BRITA SE in Taunusstein |
Das Funding darf nach seiner Vorstellung aber nicht gleich Kontrolle bedeuten. Er denkt wohl eher an eine Open Source-Lösung. Zweifelsfrei eine interessante Idee – Details behält Dotcom aber für sich.
I ask the European Parliament to come up with an incentive program / funding for a EU search engine to compete with Google.
— Kim Dotcom (@KimDotcom) 8. Juni 2013
Suchmaschinen-Idee findet Unterstützer
Aber hätte so ein Projekt überhaupt Chancen auf Verwirklichung? Ein Fundament scheint zumindest vorhanden, denn grundsätzlich zeigt man sich auf politischer Ebene in Europa ziemlich verärgert über den NSA-Datenklau. Auch hierzulande. Datenschützer sehen ihre schlimmsten Albträume bestätigt. Ein großes Problem bei der ganzen Sache ist aber so bekannt wie schwer lösbar: die Internetriesen sind allesamt nicht in Europa Zuhause.
Dies unterstreicht auch Mikko Hypponen, Forschungsleiter bei der finnischen Firma F-Secure. Die NSA betreibe Überwachungsgroßhandel, nicht nur mit Daten von US-Bürgern. Ohne Alternativen könne man sich diesem Problem als Einzelner aber eben nicht entziehen. Was die EU brauche, ist eine eigene dot.com-Industrie, die uns unabhängig von den US-Sicherheitsbehörden mache.
Die NSA spielt Dotcom in die Hände
Für Kim Dotcom hat der Datenskandal aber neben seiner Forderung nach einer EU-Suchmaschine auch noch eine ganz andere Dimension. Bekanntermaßen steckt das ehemalige Enfant Terrible der deutschen Internetszene aktuell in den Verhandlungen um seine Auslieferung von Neuseeland in die USA. Erst jüngst wurde entschieden, dass der neuseeländische Geheimdienst GCSB illegal Dotcom und seine Familie bespitzelt hat. Dotcom meint nun, dass die Daten der Neuseeländer auf einer von der NSA betriebenen Spionage-Cloud gespeichert waren.
Zu seiner großen Freude veröffentlichte „The Economic Times“ passenderweise gerade einen Artikel, der die Verstrickungen der US-Regierung zur Filmindustrie beleuchtet. Die Maßnahmen gegen Dotcom können nach dieser Darstellung durchaus auch einer Männerfreundschaft zwischen Vizepräsident Joe Biden und Chris Dodd, Vorstand der US Motion Picture Association, geschuldet sein. Der NSA-Skandal kommt seinem Rechtsstreit also eher nicht ungelegen.
Gute Nachrichten gibt es für Dotcom in der Folge zudem offenbar auch geschäftlich. Sein Cloud-Dienst Mega, der das sichere Speichern von Daten erlauben soll, geht seit dem Skandal nach seinen eigenen Angaben durch die Decke. Ebenso durch die Proteste in der Türkei.
Since the Prism story broke #Mega is growing rapidly. The Privacy Company is happy to serve you. Thank you for using Mega.
— Kim Dotcom (@KimDotcom) 11. Juni 2013
Ob der Dienst wirklich Sicherheit bietet, ist gleichwohl umstritten. Die vollmundige Ankündigung Dotcoms, alle Einträge zur kürzlich aufgetauchten selbstdruckbaren Plastikwaffe gelöscht zu haben, gibt jedenfalls zu denken: Wie konnten die angeblich verschlüsselten Daten eigentlich gefunden werden?
Ich glaube das mit der europäischen Suchmaschine ist man schon ein ums andere Mal gescheitert…da wird man sich wohl auch mit Open Source schwer tun, oder?
Ich denke das die Idee der EU-Serchengine gar nicht schlecht ist. Das wäre tatsächlich mal eine gute Umsetzung wert. Wir haben zwar nicht unbedingt die Ahnung davon, was genau denn dann hinter Google steckt, was man alles braucht, welches Wissen vermittelt werden muss etc. Aber wenn man sich daran setzt ist es durchaus möglich. Evlt Sicherheitslücken von Google herausfinden und eindringen blabla. Das einzige was ist: Google hat einen solchen vorsprung auf andere Mitstreiter, gerade die, die neu dazu kommen, diesen wieder aufzuholen ist ein Fels, den man nicht stemmen kann… Aber Grundsätzlich wäre ich dafür! 🙂
„gibt jedenfalls zu denken: Wie konnten die angeblich verschlüsselten Daten eigentlich gefunden werden?“
Nicht wirklich, wenn er damit die öffentlich abrufbaren Daten meint. Die sollen ja gefunden und breit heruntergeladen werden und bekommen dafür einen public key, damit jeder sie nutzen kann. Zu finden sind die leicht. Es ist ja auch schon so, dass Filme, die auf den einschlägigen Suchmaschinen zu finden sind, sofort von Mega entfernt werden.
Falls er damit auch Daten meint, die privat gespeichert und verschlüsselt wurden, dann ist das natürlich eine andere Sache.
Spricht es für Kim, dass er sich immer wieder in den Medien positionieren kann oder gegen die Medien, welche ihn immer wieder Gehör schenken?