Am kommenden Montag sind alle Augen auf San Francisco gerichtet. Genauer gesagt auf die Apple Worldwide Developers Conference (WWDC 2013), die mit einer Keynote von Apple-Chef Tim Cook um 19 Uhr deutscher Zeit eröffnet wird.
Dann werden wieder zahlreiche Blogs und Newsseiten mit Live-Berichterstattung dafür sorgen, dass den Neuheiten von Apple die nötige Aufmerksamkeit zukommt, die sie verdienen – oder eben auch nicht. Viele Apple-Fans sowie Spekulanten an der Börse erhoffen sich von dem Unternehmen aus Cupertino einmal mehr die Neuerfindung des Rades. Sehnen in diesem Sommer etwas Bahnbrechendes herbei. Ob diese Erwartungen schon kommende Woche auf der WWDC gestillt werden können? Ich habe mich umgeschaut und komme zu dem Ergebnis: nein.
Viele Baustellen
Schauen wir uns zunächst den Status Quo des mittlerweile an vielen Stellen angestaubten Produktportfolios von Apple an. Auf Software-Seite steht Mac OS X, mit dem die MacBook-, iMac- und Mac-Reihe befeuert wird. Das Betriebssystem und Windows-Pendant von Apple wird stetig weiterentwickelt und immer enger mit der mobilen Variante iOS verbunden.
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Das letzte große Update für Mac OS X namens „Mountain Lion“ (Version 10.8) erblickte im Februar 2012 das Licht der Welt und erreichte den Einzelhandel im folgenden Juli. Seitdem ist einige Zeit vergangen, die aktuelle Versionsnummer lautet 10.8.4 und wird seit wenigen Tagen an die Apple-Community verteilt. Fragt sich, wie es mit Mac OS X weiter geht?
Experten sind sich sicher, dass OS X weiter mit iOS verbunden und daran angeglichen wird. Da bei der WWDC die Entwickler im Zentrum des Interesses stehen ist es sehr wahrscheinlich, dass Apple einen Nachfolger von „Mountain Lion“ oder zumindest einen Ausblick darauf der Öffentlichkeit präsentiert. Wie bereits angesprochen ist die Anpassung an iOS und die nahtlose Verbindung zur iCloud und eigenen Diensten wie der Sprachsteuerung Siri sicher ein Kernfokus, den die Apple-Strategie im neuen Mac OS X verfolgen wird. Zu möglichen innovativen Features ist bisher nichts bekannt. Und doch haben Apple-Fans so einige Wünsche an das neue Mac OS.
iOS 7 gilt als sicher
Die Chancen dafür, dass Apple sein mobiles Betriebssystem für iPhone, iPad und iPod Touch in einer neuen Version vorstellt, stehen sehr gut. Allerdings stellt sich die Frage danach, wann genau es auch seinen Weg zum Kunden findet – schließlich wurde iOS 6 erst Ende September 2012 verteilt, nachdem es im vorhergegangenen Juni auf der WWDC 2012 vorgestellt wurde. Womöglich wird es auch (nur) eine Aussicht auf die Neuigkeiten und Design-Änderungen von iOS 7 geben.
Die Vorstellung der nächsten iOS-Generation ist deshalb besonders spannend, weil es auf Grund des Karten-Desasters einen Wechsel in der Führungsetage gab. Sir Jonathan „Jony“ Ive zeichnet sich seitdem auch maßgeblich für das Software-Design von iOS verantwortlich. Dabei ist es kein Geheimnis, dass sich die Design-Philosophie von Ive stark am kühlen, geradlinigen und schnörkellosen Design des ehemaligen Braun-Chefdesigners Dieter Rams bedient.
Eine von Rams‘ Thesen besagt: „Gutes Design ist so wenig Design wie möglich“. Dass iOS unter Jony Ives Feder einer grafischen Schlankheitskur unterzogen wird, die Schluss mit skeuomorphen Leder-, Filz- und Holz-Oberflächen macht, dürfte somit wenig überraschen. Bleibt abzuwarten wie radikal der Umbau letztlich in iOS 7 ausfallen wird.
Die alte Dame iOS giert nach einer Frischzellenkur
Fakt ist auch, dass iOS – so modern und innovativ es einst war – nicht mehr mit modernen mobilen Betriebssystemen wie Android oder Windows Phone mithalten kann. Zwar ist die Bedienung weiterhin extrem intuitiv, doch bieten die Konkurrenten sehr viel mehr Möglichkeiten der Individualisierung. Für jeden Vorgang stets eine eigene App öffnen zu müssen, ist nicht mehr zeitgemäß. Darüber dürfte man sich auch bei Apple im Klaren sein, sodass die halbherzige Mitteilungszentrale um Widgets erweitert werden könnte.
Ähnliches gilt für den Zugriff auf die Schnittstellen der Apple-Hardware: der Austausch von Dateien ist ebenso wenig möglich, wie Schnellzugriff auf WLAN, Bluetooth oder Mobilfunkeinstellungen. Immer ist der umständliche Weg über die Einstellungs-App und -Untermenüs notwendig, der Zeit und Nerven kostet. Diese Schwächen dürfte iOS 7 mit „AirDrop“-Implementierung und einem Schnelleinstellungs-Widget bereinigen.
Kommt iRadio? Insider sagen „ja“!
Ob der Spotify-Konkurrent iRadio bereits zur WWDC vorgestellt wird, stand lange Zeit auf wackeligen Beinen. Der Grund dafür waren die schleppenden Verhandlungen mit den großen Musiklabels.
So konnte Apple zunächst nur Verträge mit Warner und Universal aushandeln; Sony Music sprang erst in letzter Sekunde mit ins Boot: „AllThingsD“ will am Freitag von mit den Verhandlungen vertrauten Informanten erfahren haben, dass alle Verträge unterzeichnet sind. In Hinblick auf werbetechnische Einbindungs-Eckpunkte wäre die WWDC sicher der Wunschtermin für eine Vorstellung. Man darf gespannt sein.
Ein Konzept-Video von SimplyZesty vermischt die Haptik von Windows Phone 8 mit dem klaren Icon-Design von Android. Ein interessanter Ansatz, dessen Umsetzung exakt so allerdings in Frage steht.
Auch neue Hardware?
Was wäre auf Vordermann gebrachte Apple-Software ohne Hardware-Innovationen, auf denen die neue Umgebung ihre Blüte voll entfalten kann? Ein neues iPhone ist unrealistisch. Da der Start eines Nachfolgers des iPhone 5 höchstwahrscheinlich mit iOS 7 versüßt wird, ist ein simultaner Start und die Vorstellung auf einem eigenständigen, weniger Developer-lastigen Event wahrscheinlicher. In Hinblick aufs vergangene Jahr erscheint der Zyklus Sommer (iOS-Vorstellung) und Herbst (neues iPhone) sinnvoller.
Auch wäre es strategisch nicht sonderlich geschickt, schon jetzt ein neues iPhone nachzuschicken. Damit würde man die Verkäufe des iPhone 5 hemmen und ein Highend-Smartphone, das erst knapp über ein halbes Jahr auf dem Markt ist, aufs Abstellgleis schicken. Zumal das nächste iPhone aus Kosten- und Kompatibilitätsgründen sicher „nur“ ein iPhone 5S mit identischen Abmessungen werden dürfte, um die Investitionen bei den Fertigungspartnern, allen voran Foxconn, in hochtechnisierte und auf das iPhone ausgerichtete Fertigungsstraßen möglichst konstant und gering zu halten. Womöglich erwartet uns aber das bereits viel diskutierte Billig-iPhone.
MacBooks mit „Haswell“-CPU
Der Ultrabook-Vorreiter MacBook Air wird zur WWDC höchstwahrscheinlich in einer überarbeiteten Version vorgestellt. Dem Blog 9to5Mac liegen exklusive Informationen vor, die auf den Einsatz von Intels nagelneuer Haswell-Architektur hinweisen. Durch diese soll es möglich sein die Akkulaufzeiten im Vergleich zur Vorgängergeneration („Ivy Bridge“) zu verdoppeln.
Insbesondere für ein ultraflaches Notebook mit fest verbautem Stromspeicher bedeutet dies einen hohen Mehrwert. Sieht man sich die schon in der aktuellen Version möglichen Laufzeiten von bis zu sieben Stunden an, könnte dies die Ausdauer des MacBook Air in den zweistelligen Bereich anheben. In Hinblick auf die Intel-Ultrabook-Konkurrenz ein wichtiger Schritt für Apple, um die Vorreiterrolle im ultramobilen Sektor zu wahren. Die Bildschirmgrößen bleiben nach den Quellen von 9to5Mac erhalten. Höchstwahrscheinlich finden die Haswell-Chips auch in den MacBook Pro-Modellen ihren Einsatz.
Neue iPads? iWatch? Wohl kaum. Mac Pro? Möglich.
Wie auch der Nachfolger des iPhone 5 dürfte die nächste iPad- und iPad-Mini-Generation als Aushängeschild für iOS 7 dienen. Dadurch würde eine Vorstellung zur WWDC wenig Sinn machen. Ein gemeinsames Vorstellungs-Event für neue iPhones und iPads im Hoch- oder Spätsommer wäre da stimmiger. Als kleinen Ausblick darauf kann man festhalten, dass sich das Gewand des neuen iPad sicherlich eng an der Formen- und Materialsprache des iPhone 5 orientieren dürfte. Darauf weist das iPad Mini hin, dessen Hartschale der des neuesten iPhones sehr ähnelt. Aus meiner Sicht ein klarer Indikator dafür, wohin der Weg bei Apple geht. Auch das Aussehen einer möglichen iWatch und das iPhone 5S betreffend.
Der Mac Pro wurde in letzter Zeit etwas vernachlässigt und fristet neben dem massentauglicheren Upgrade-Ungeheuer iMac ein Nischendasein. Trotzdem hat der Mac Pro im professionellen Einsatzbereich auch weiterhin seine Daseinsberechtigung und soll nach Aussage von Tim Cook 2013 ein Update erfahren. Ob zur WWDC ist nicht sicher, aber doch möglich. Schließlich richtet sich die WWDC an Programmierer und Profis, die primär für den Kauf des Mac Pro in Frage kommen. Gerüchte sprechen von einem kompletten Re-Design ohne austauschbare Komponenten und optisches Laufwerk mit Fokus auf Thunderbolt, SSD und Dual-GPU.
Fazit: nichts Bahnbrechendes. Aber die Weichenstellung dafür.
Am kommenden Montag wird die Weiterentwicklung der Apple-Software im Fokus des Interesses stehen. Wenig verwunderlich, handelt es sich doch auch um eine Entwicklerkonferenz. Große Innovationen wie die iWatch werden allem Anschein nach ebenso ausbleiben, wie neue iPhone- und iPad-Modelle. Dennoch muss man sich darüber im Klaren sein, dass Apple dadurch die Weichen für kommende Produktinnovationen stellt. Mit der Vorstellung von iOS 7 bekommt die Öffentlichkeit die Vision einer mobilen Plattform zu sehen, die höchstwahrscheinlich gleichzeitig mit dem (oder den) nächsten iPhone(s) ausgeliefert wird.
Ähnliches gilt für das nächste Mac OS X. Die Verzahnung mit iOS wird intensiviert. Das schafft Synergien, die eine Einführung von weiteren Geräten im Apple-Kosmos vereinfacht. So würde auf einer iWatch sicherlich iOS laufen, dessen Stärke sich durch die nahtlose Kommunikation mit jedem Apple-Gerät erst voll entfalten könnte. Die Vorstellung von neuen iOS-Geräten dürfte in naher Zukunft auf einem separaten Event über die Bühne gehen. Mit einem neuen iPhone, einem iPad in der neuen Apple-Designsprache und womöglich einer Innovation wie der iWatch im Gepäck.