Zattoo hat es in Deutschland nicht einfach. Schleppende Verhandlungen mit den privaten Sendern machen das Angebot der Schweizer hierzulande nicht so attraktiv, wie es in vollem Umfang tatsächlich sein könnte. Immerhin hat Zattoo jetzt ganz frisch seine mobile Streaming-App für iOS und Android um 3G-Streaming erweitert und steht ohne Konkurrenz da – noch. In Kürze geht der cloudbasierte TV-Anbieter Magine in Deutschland auf Kundenfang. Und möchte die Konkurrenz aus dem Alpenland mit Cloud-Recording und umfangreicher App-Unterstützung in Schach halten. Könnte spannend werden, wäre da nicht die deutsche Medienlobby.
Magine vs. Zattoo
Noch in diesem Monat startet der Cloud-basierte Streamingdienst Magine in Deutschland. Bewerbungen um eine Einladung (hört, hört, welch elitärer Kreis!) sind schon heute möglich. Wann genau die IP-basierte Übertragung im Juni letztlich startet, ist derzeit noch unklar. Im Gegensatz zum kostenfreien und werbefinanzierten Angebot von Zattoo geht man bei Magine den Weg über ein Abomodell, gibt sich aber leider noch zugeknöpft was Vertragslaufzeiten und Grundpreise angeht. Das könnte an schwebenden Verhandlungen mit den deutschen Sendeanstalten liegen.
Da der Trend stark zu Flexibilität geht und man sich bei Magine öffentlich als innovativ und am Zahn der Zeit präsentiert, dürfte ähnlich wie bei Lovefilm oder Watchever keine Mindestlaufzeit eingefordert werden. Der Grundpreis wird sicherlich unter 10 Euro monatlich liegen, wird die 4,99 Euro von Hauptkonkurrent Zattoo bei monatlicher Zahlweise jedoch auf Grund der cloudbasierten Mehrwertdienste mit einiger Wahrscheinlichkeit übersteigen.
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Demonstration der iOS-Version der Magine-App.
Kommt die Mega-Mediathek?
Was bietet Magine dem Kunden? Im Gegensatz zu Schweden, wo Magine schon seit einiger Zeit kostenfrei verfügbar ist, muss der Deutsche für den Empfang von TV-Inhalten also einen Grundpreis entrichten. Gegenüber Zattoo bietet Magine aber den Mehrwert, Inhalte auch zeitversetzt sehen zu können. Die Magine-App, die für zahlreiche Smart-TVs verschiedener Hersteller sowie Android und iOS verfügbar ist, bildet dabei die Schnittstelle zur Magine-Cloud, in der alle TV-Sendungen ähnlich eines dauerhaft eingeschalteten Videorecorders aufbewahrt werden. Das schafft Flexibilität, muss der Kunde die Aufnahme einer Sendung nicht einmal mehr manuell programmieren. Vielmehr hat er stets vollen Zugriff auf vergangene Inhalte, ähnlich einer aufgebohrten und Sender-übergreifenden Mega-Mediathek.
Dass dies insbesondere den privaten Sendestationen durch wegbrechende Zugriffe auf die eigenen Mediatheken nicht allzu gut schmecken dürfte, wirft einige Fragen zum Verhandlungsstand auf. Schließlich hat es Zattoo bis heute nicht geschafft ProSiebenSat.1 mit ins Boot zu holen – ganz zu schweigen von dem Deal mit RTL, der nur ein Streaming für zahlende Premiumkunden erlaubt. HD sogar ausgeklammert.
Sender-Vielfalt, Fragezeichen?
Stellt sich die Frage, welche Sender zum Start schlussendlich über Magine zur Verfügung stehen? Gegenüber netzwertig.com sagte ein „gut vernetzter Beobachter“, dass man seitens ProSiebenSat.1 und RTL kein Wort zu Magine verliere. Dies deute darauf hin, so der Insider, dass über laufende Verhandlungen entweder noch der Schleier der Verschwiegenheit liege, oder dass bisher gar keine konkreten Gespräche aufgenommen worden sind.
Bleibt somit abzuwarten, was Magine zum Start tatsächlich zu bieten hat. Sollten alle privaten Sendeanstalten verfügbar sein, könnte Zattoo durchaus unter Druck geraten. Jedenfalls dann, wenn das Preismodell von Magine mit der Premium-Option von Zattoo mithalten kann. Da Branchenkenner von keinerlei Verhandlungen Kenntnis zu haben scheinen, ist der Start in vollem Umfang aber eher unwahrscheinlich. Vielleicht möchte es Magine aber auch durch Zusatz-Inhalte rausreißen? So sind auf dem Heimatmarkt in Schweden auch CNN International, BBC, Eurosport, National Geographic, Nickelodeon und Cartoon Network mit dabei. Ob das ausreicht?
Skepsis bleibt
Ich bleibe skeptisch und sehe Zattoo erst einmal nicht in Bedrängnis. Ich hoffe allgemein auf mehr Flexibilität der schwerfälligen deutschen Medienlobby, ganz besonders in Hinblick auf den (mittlerweile gar nicht mehr so) neuen IP-Übertragungsweg. Zwar hat sich in den letzten Jahren bei den Privaten einiges getan, jedoch sind die Mediatheken nicht annähernd mit denen der Öffentlich-Rechtlichen zu vergleichen. Warten wir also ab, was da wirklich kommt.