Auf der taiwanesischen Messe Computex werden gerade Produkte, Chips und Hardware-Geräte en masse vorgestellt, darunter auch von ARM, dem Hersteller zahlreicher Smartphone-Chips.
ARM erfüllt Hollywoods Wünsche
Unter den Neuerungen, die ARM gestern vorgestellt hat, sticht vor allem ein Video-Chip heraus. Dieser knackt zwar nicht die besten Benchmarks, wurde aber offenbar auf Wunsch Hollywoods designed und macht bereits unter dem Titel „Anti-Piraterie-Chip“ Furore (Bezahlschranke). Der Mali-V500 setzt dabei auf die sogenannte TrustZone Video-Decoding-Technologie, mit der die illegale Verbreitung von Inhalten und Streams auf dem Smartphone unterbunden werden soll.
Der britische Hersteller ARM setzt zwar schon seit längerem auf TrustZone, beispielsweise bei sicheren Transaktionen, aber der neue Video-Chip soll der erste sein, der auf eine Hardware-Verschlüsselung im Video-Bereich setzt. Grob gesagt, kann die Technologie daher als ein fest integriertes „Digital Rights Management“ bezeichnet werden.
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Filmstudios fürchten Piraterie auf mobilen Geräten
Cris Porthouse, ARMs Direktor für Marktentwicklung, schreibt dazu im Unternehmensblog, dass der Chip es Inhalte-Anbietern ermögliche, nun auch Qualitätsinhalte über das Smartphone zu verbreiten, ohne zu fürchten, die Kontrolle über den Content zu verlieren. Gerade auf dem relativ offenen Android-Betriebssystem ist das nämlich der Hauptgrund, warum Filmstudios zögern, ihre Inhalte auch auf mobilen Endgeräten zu vermarkten.
Doch eigentlich wünscht sich Hollywood genau das, schließlich werden schon heute 25 Prozent aller YouTube-Videos auf mobilen Geräten angeschaut. Laut Cisco sollen 2017 zwei Drittel des weltweit mobilen Datenverkehrs Video-Daten sein. Ein großer Markt also, den sich die Hollywood-Studios natürlich nur ungern entgehen lassen wollen. Allerdings hängt das Wachstum der Datenmenge auch damit zusammenhängt, dass HD immer wichtiger wird und mit 4K schon der nächsthöhere Qualitätsstandard an der Tür klopft.
Katz- und Maus-Spiel bei der Piraterie
Wie genau der Chip die illegale Verbreitung unterbinden soll, ist allerdings etwas unklar. Denn im weitesten Sinne verhindert er nur, dass ein mobiler Video-Stream kopiert werden kann, wobei es auch hier wieder ein Katz- und Maus-Spiel zwischen Hackern und Chip-Hersteller werden dürfte. Es ist jedenfalls unwahrscheinlich, dass der Schutz nicht irgendwann geknackt wird.
Was allerdings passiert, wenn ein Video abgespielt werden soll, das nicht entsprechend kodiert wurde – und das dürfte die Mehrzahl der Videos sein – ist unbekannt. Kaum vorstellbar, dass ARM ein YouTube-Video nicht abspielt, nur weil es nicht entsprechend geschützt ist.
Damit ist wiederum fraglich, welchen Effekt der Chip auf die Video-Piraterie hat. Denn egal ob mit oder ohne den Anti-Piraterie Video-Chip: Schwarzkopien werden weiterhin im „stationären Web“ zirkulieren und somit auch ihren Weg auf mobile Geräte finden.
ARM ist Marktführer bei Smartphone-Chips
Ungeachtet dessen: Die Vorgänger-Technologie des Mali-V500 wurde bisher in mehr als 100 Millionen Smartphones verbaut. Es ist also durchaus wahrscheinlich, dass der Chip über kurz oder lang den Weg in die Smartphones von morgen finden wird, schließlich ist ARM der Marktführer bei Smartphone-Chips. Damit würde zwar verhindert werden, dass Filme und Videos von einer weiteren Quelle aus kopiert werden können, aber ob damit die Piraterie eingedämmt wird, ist eher fraglich.
Bilder: Apple; Screenshot ARM-Website