Nur Apps aus dem Microsoft Store aufgrund der Beschränkungen durch Windows RT, maximal 64 Gigabyte (GB) Speicherplatz, „nur“ HD-Auflösung und teils aufgezwungene Bundles – so startete im vergangenen Jahr das Microsoft Surface RT. Mehr Möglichkeiten und mehr Power liefert das Surface Pro: Endlich ist es soweit, die stärker bestückte Variante ist ab sofort auch in Deutschland zu haben. Wir haben sie ausprobiert.
Sowohl das Surface RT als auch das Surface Pro nutzen ein 10,6 Zoll großes Display und sind etwa 275 x 172/173 Millimeter (mm) groß, das Pro ist aber deutlich dicker und auch schwerer. Aus 9,3 mm Höhe und 676 Gramm Gewicht werden beim Pro 13,5 mm und 916 Gramm – ohne Tastatur/Cover. Ob man das nun schwer findet oder noch okay, hängt auch davon ab, welche Maßstäbe man ansetzt: Als Subnotebook genutzt, geht das völlig in Ordnung, schließlich wiegt die passende Tastatur nur etwa 200 Gramm. Als reines Tablet ist das Surface Pro aber ganz schön schwer. Da es aus Tablet-Sicht verhältnismäßig dick ist, fühlt es sich auch genauso massiv an, wie ihr es wahrscheinlich vermutet.
Im Innern ein (schnelles) Notebook
Allerdings steckt im Gehäuse anstelle eines Nvidia Tegra 3 Mobil-Prozessors auch ein Intel Core i5-3317U Dual-Core-Prozessor mit 1,7 Gigahertz und Intel HD 4000 Grafik. Das Exemplar findet sonst bevorzugt in Ultrabooks und auch im MacBook Air Verwendung und verleiht dem Surface Pro zusammen mit der Programmfreiheit durch Windows 8 Pro rein leistungstechnisch die Fähigkeit, ein Notebook zu ersetzen. Allerdings ist das zweite Surface nicht nur stärker, sondern auch lauter als die abgespeckte RT-Version, denn dieses mal gibt es einen Lüfter. Während unseres Tests konnten wir ihm aber keine sonderlich lauten Geräusche entlocken, auch bei Benchmarks blieb der Lärmpegel unter typischen Laptops (und etwa auf dem Niveau leiser Ultrabooks). Im üblichen Betrieb, zum Beispiel bei der Videowiedergabe, hört man nichts. Besonders flott verläuft der Start: Keine acht Sekunden vergehen, bis die bunte Windows-8-Kacheloberfläche erscheint – hervorragend. Aus dem Energiesparmodus erwacht das Surface Pro etwa binnen zwei Sekunden.
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Mit USB-3.0-Port
Vervollständigt wird die Ausstattung durch 4 GB RAM und wahlweise 64 oder 128 GB Speicherplatz auf einer SSD. Davon bleiben für Software und Daten laut Microsoft etwa 29 beziehungsweise 89 GB frei, bei unserem Testgerät waren es 85 GB. Daher solltet ihr genau überlegen, wie groß der interne Speicher sein sollte. Diese Entscheidung macht dann auch den Preisunterschied: 879 oder 979 Euro. Für ein Tablet ist das Surface Pro kontaktfreudig, verglichen mit einem Laptop aber eher knauserig mit Ports. Es bietet einen USB-3.0-Port regulärer Größe (beim Surface RT ist es USB 2.0), einen microSD-Kartenleser, eine Kopfhörerbuchse und einen Mini-DisplayPort. Adapter auf VGA oder HDMI gibt es separat für knapp 40 Euro pro Stück zu kaufen.Zur drahtlosen Kommunikation sind WLAN (802.11 a/b/g/n) und Bluetooth 4.0 verbaut, 3G müsstet ihr also per UMTS-Stick nachrüsten.
Typische Surface-Eigenschaften
Optisch ähnelt das Surface Pro dem Surface RT, auch den ausklappbaren Ständer haben die Designer einbauen lassen. Es hat schon seine Vorteile, kein einziges Zubehörteil zu benötigen, um das Tablet für Videos aufzustellen. Trotzdem ist es schade, dass der Klappständer nur eine Ausrichtung ermöglicht, eine leichte Neigung zum Surfen auf einem Tisch scheidet damit aus.
Das Touch- oder Type-Cover – die sich im Übrigen nicht von den RT-Exemplaren unterscheiden und für beide Tablet-Typen verwendet werden können – rastet wie beim ersten Surface am magnetischen Anschluss unterhalb der Windows-Taste ein, erfüllt aber nicht den Zweck, den Standby-Modus ein- oder auszuschalten. Weitere Infos zur Praxisleistung der Tastaturen findet ihr in unserem Surface RT Test. Auch der Netzteilstecker schnappt automatisch an die richtige Position am Gehäuse, gleichzeitig dient dieser Part als Halterung für den Surface Stift. Dieser wird zwar durchaus straff festgehalten, kann aber beim Transport in einer vollgepackten Laptop-Tasche abrutschen. Vielleicht wäre eine Unterbringung direkt im Gehäuse doch die bessere Wahl gewesen.
Endlich Full HD: Ein Hammer-Display
Braucht man den Stift überhaupt? Ein klares ja! Der Grund ist das Full-HD-Display. Mit 1.920 x 1.080 Bildpunkten (statt 1.366 x 768 wie beim Surface RT) ist der Touchscreen des Surface Pro eine wahre Augenweide: Nicht nur schön hell, bunt und mit großen Blickwinkeln, sondern auch knackig scharf. Damit können bislang nur die wenigsten Windows-8-Tablets dienen – wie der Samsung Ativ Smart PC Pro (jetzt Ativ Tab 7) und das Acer Iconia Tab W700. Convertibles wie das Asus Taichi, Dell XPS 12 und Sony Vaio Duo 11 halten förmlich an ihrer Tastatur fest und sind daher schwerer.
Die höhere Auflösung hat den Nachteil, dass die ohnehin nicht uneingeschränkt fingerfreundliche Desktop-Ansicht in Windows 8 noch fummeliger wird. Je größer die Hände, desto schwieriger sind Einträge in Kontextmenüs oder Punkte im Explorer zu treffen. Auch die Schrift ist zum Teil sehr klein geraten. Im Auslieferungszustand steht die Anzeige bereits auf 125 Prozent, regelt man die Größe der Elemente auf 150 Prozent, ist der Desktop schon spürbar leichter zu bedienen. Im Browser empfiehlt es sich ebenfalls, die Schrift zu vergrößern. Wer an Anzeige und Schriftgröße im System herumspielt, der sollte beachten, dass dann einige Programme mitunter Darstellungsprobleme bekommen können. Der Chrome-Browser störte sich im Test daran und verschluckte die Symbole zum Verkleinern und Schließen des Fensters.
Zum Stift greifen zu können, ist jedenfalls nicht nur für handschriftliche Eingaben oder den Desktop im Allgemeinen praktisch, auch in Spielen kann es sich lohnen. Die Reaktion des Touchscreens ist tadellos.
Des Weiteren hat Microsoft dem Surface zwei HD-Kameras spendiert. Dass die Webcam nicht nur VGA-Gematsche liefert, ist für Videokonferenzen ganz nett. Die rückwärtige Kamera sorgt hingegen eher für eine runde Ausrüstung. Bei einem so teuren Gerät wäre es seltsam, wenn sie fehlen würde, mit knapp einem Kilogramm in der Hand gestaltet sich die Foto- oder Videoaufnahme aber natürlich noch unkomfortabler als mit einem etwa 600 Gramm schweren 10-Zoll-Android-Tablet. Die Fotos sind außerdem zu farblos und stark verrauscht, Videos schon brauchbarer. Die Lautsprecher klingen gut und sind laut genug, bei rockigeren Tönen hört man aber, dass sie bei hoher Lautstärke etwas blechern werden.
Fazit: Als Notebook klasse, als Tablet zu schwer – und zu schnell leer
Während Microsoft zum Start des Surface RT nur zaghaft den Zeigefinger hob und erst nach und nach mit Werbung, Testmöglichkeiten für Nutzer, einem Vertrieb über den Einzelhandel und frei wählbaren Bundle-Kombinationen aus den Puschen kam, so machen die Redmonder beim Surface Pro mehr Dampf – und deutlicher auf sich aufmerksam. Direkt zum Marktstart werden Onlineshops und Einzelhändler wie Saturn mit einbezogen und ihr könnt das Tablet mit 64 oder 128 GB ohne aufgezwungenes Zubehör bestellen und selbst entscheiden, ob das Touch- oder Type-Cover mit in den Warenkorb wandert. Warum denn nicht gleich so?
Wenn wir nun die 64-GB-Versionen vergleichen, dann bezahlt ihr für das Surface Pro 300 Euro mehr als für das Surface RT. Aus meiner Sicht, ein Aufpreis, der sich lohnt. Aber: Für die Tastatur kommen noch 120 bis 130 Euro hinzu und auch Office kostet extra. Trotzdem ist Microsofts Tablet-PC noch eines der günstigeren Geräte mit Windows 8 Pro und Intel Core i5, es bleibt also bei rund 1.000 Euro für das All-inclusive-Windows-Tablet-Vergnügen. Und in dieser Kombi ist das Surface so mächtig wie ein Notebook, leider hält der Akku beim Surfen oder im Dauervideobetrieb nur knapp 4,5 Stunden durch. Für unter 900 Euro werdet ihr ansonsten nur bei Acer fündig, wobei das Iconia W700 dann bereits 128 GB SSD-Speicher mitbringt. Nennenswert dünner und leichter ist es jedoch nicht.
Alles in allem schickt Microsoft mit dem Surface Pro wohl eines der besten Windows-8-Tablets ins Rennen. Das hochwertige und bis ins Netzteil durchgestylte Äußere und die cleveren Details untermauern den Premium-Eindruck, ändern aber nichts daran, dass es im Tablet-Betrieb ein recht schwerer und kurzatmiger Brocken ist.