Unfassbar, es tut sich was im Mobile Payment! Dass ich das noch erleben darf. Aber Spaß beiseite. Edeka geht mit einer eigenen mobilen Bezahlfunktion auf Kundenjagd und folgt damit der eigenen Discount-Tochter Netto, die ein identisches System schon vor knapp zwei Wochen startete. Die Strategen bei Edeka scheinen ihre Hausaufgaben auf den ersten Blick gemacht zu haben: Rabatte und Coupons sind während des Bezahlvorgangs einlösbar und die Bezahlung erfolgt entspannt per Bankeinzug. Klingt nach einem gelungenen Konzept. Und doch sehe ich Probleme darin, wenn jeder Händler sein eigenes Süppchen kocht. Ganz zu schweigen von der stark regional beschränkten Verfügbarkeit die bei Edeka, nicht aber bei Netto existiert.
Mit der App bezahlen
Es hat eine halbe Ewigkeit gedauert, bis jetzt endlich der erste Einzelhändler in Deutschland den Bezahlvorgang mit Hilfe des eigenen Smartphones ermöglicht. Dabei setzen Edeka und Netto ganz klassisch auf Bankeinzug als Bezahlmethode, verzichten dabei auf technische Raffinessen wie NFC oder RFID. Ehrlich gesagt finde ich das Konzept zwar auf den ersten Blick etwas altbacken und innovationsscheu, dafür werden etwaige Sicherheitsbedenken der neuen funkenden mobilen Bezahltechniken auf einfache Weise umgangen. Touché, Edeka!
Wie genau das neue Mobile Payment bei Edeka (und genauso bei Netto, aber eben in der Netto-App) funktioniert, erklärt ein YouTube-Video sehr anschaulich. Den Grundstein des Vorganges bildet die Edeka-App, die für iOS, Android und Windows Phone zu haben ist. Dort finden sich Woche für Woche die aktuellen Angebote und Rabatte. Der Registrierungsvogang innerhalb der App läuft in folgenden Schritten ab:
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- EDEKA-App auf iPhone, Android oder Windows Phone installieren
- In der App für das Mobile Couponing registrieren. Dafür nötig ist eine Mail-Adresse. Außerdem wird ein Passwort festgelegt. Im Anschluss muss ein Link in einer Mail angeklickt werden, um die Rabatte und Coupons zu aktivieren.
- In der App für das Mobile Payment registrieren. Zusätzlich sind Anschrift, Ausweisnummer und Kontodaten Pflicht. Eine vierstellige PIN wird definiert. Für die Freischaltung sind zwei Codes nötig: einer flattert per SMS aufs Handy, der zweite befindet sich als Überweisungsgrund in einer Ein-Cent-Überweisung auf das angegebene Lastschrift-Konto
Anschießend ist die mobile Bezahlung mit Hilfe der Edeka-App möglich. An der Kasse vierstelligen PIN eingeben – der generierte Strichcode oder Zahlencode auf dem Display wird vom Kassierpersonal abgescannt, fertig.
Gelungene Rabatt- und Coupon-Verstrickung
In meinen Augen das größte Plus ist die enge Verstrickung mit Rabatt- und Coupon-Aktionen innerhalb der App, die bei Edeka schon fast Tradition hat. So erhält man bei den Konkurrenten real,- oder Rewe keinerlei Rabattierungen auf dem Kassenbon, um den Kunden beim Gehen schon für einen späteren Besuch anzufixen. Rewe setzt in Sachen Kundenbindung auf Treue-Aktionen. Metro-Riese real,- tut dasselbe, setzt hauptsächlich aber auf die Kompetenzen von Partner PAYBACK.
Einen Haken hat die Sache (wäre sonst auch zu schön gewesen): bisher ist das Zahlen mit der Edeka-App nur in knapp über 100 Filialen in Berlin und Hamburg möglich. Eine Suchmaske auf der Edeka-Website erlaubt es, den eigenen Markt darauf abzuklopfen, ob Mobile Payment bereits möglich ist. Wann, wie und ob die Umsetzung deutschlandweit geplant ist, steht derzeit noch in den Sternen. Da die Tochter Netto ein sehr ähnliches System bereits vor knapp zwei Wochen über die eigene App in ganz Deutschland startete, verwirrt es ein wenig, dass der Mutterkonzern Edeka sich erst einmal vorsichtig herantastet.
Tester gesucht!
Als Grund für die zunächst dürftige Verbreitung nennt Edeka das Bestreben, die Vorgänge zunächst auf reibungslosen Betrieb überprüfen zu wollen. Daher sucht das Unternehmen derzeit Tester, die ihre Erfahrungen mit dem Mobile Payment an das Unternehmen weitergeben möchten. Dazu sollten vornehmlich Berliner und Hamburger die Edeka-App installieren, sich für die Bezahloption wie oben beschrieben registrieren und ihr Feedback an folgende Mail-Adresse schicken: Produkttest@edeka.de
Als kleinen Anreiz spendiert Edeka den ersten 100 Kunden, die sich per Mail melden, einen 5 Euro Rabattcoupon. Dazu muss der Vor- und Nachname sowie die zur Registrierung genutzte E-Mail-Adresse erwähnt oder benutzt werden. Die Gutschrift erreicht den Tester dann innerhalb von 48 Stunden per Mail.
Vor- und Nachteile des Systems
Dass Edeka im Mobile-Payment-Bereich einen Schritt nach vorne macht ist überaus positiv. Kein Geldbeutel, keine Kredit- oder EC-Karte mehr, um die alltäglichen Kleinigkeiten im Supermarkt bezahlen zu können. Im Grunde empfinde ich jeden weiteren Bezahlkanal in allen Lebenslagen als äußerst angenehm und erleichternd. Problematisch wird die Sache aber, wenn in einigen Monaten die Edeka-Konkurrenz mit Eigen-Entwicklungen an den Start geht. Das heißt dann: mehrere Apps installieren, überall neu registrieren, den Überblick verlieren. Ganz zu schweigen von den Datenschutz-Aspekten – denn vom Kassenzettel über den Warenkorb bis hin zur Zahlung können so manche Rückschlüsse auf das Kauf- und Konsumentenverhalten gezogen werden, die gezielte Rabatt- und Coupon-Aktionen ermöglichen.
Eins für alle wäre mir lieber
Ich persönlich vernachlässige solcherlei Kritikpunkte, da aus meiner Sicht nichts falsch daran ist, einem Kunden ein Produkt durch Preisnachlässe schmackhafter zu machen, dessen Kauf als äußerst wahrscheinlich erscheint. Davon profitieren schließlich beide Parteien. Am Ende muss dies aber jeder für sich selbst entscheiden. Nerviger finde ich da die angesprochene Bezahlungs-Vielfalt die mit der Zeit auf die Kunden zurollen dürfte. Da wäre mir ein überall akzeptiertes, aber vom Handel unabhängiges System sehr viel lieber.
Aber was zählt meine Meinung, wenn letztlich irgendwann die Faktoren Marktmacht, Technologie und Kunden-Akzeptanz darüber entscheiden, welche Systeme sich im Mobile Payment durchsetzen mögen. Bis dahin ist jedes kleine Pflänzchen, das den mobilen Bezahlsektor bereichert, äußerst willkommen.