Wirtschaft

Start in ein neues Bezahl-Zeitalter: Bei Edeka und Netto jetzt mit Smartphone-App bezahlen.

geschrieben von Michael Müller

EDEKA-MobilePayment

Unfassbar, es tut sich was im Mobile Payment! Dass ich das noch erleben darf. Aber Spaß beiseite. Edeka geht mit einer eigenen mobilen Bezahlfunktion auf Kundenjagd und folgt damit der eigenen Discount-Tochter Netto, die ein identisches System schon vor knapp zwei Wochen startete. Die Strategen bei Edeka scheinen ihre Hausaufgaben auf den ersten Blick gemacht zu haben: Rabatte und Coupons sind während des Bezahlvorgangs einlösbar und die Bezahlung erfolgt entspannt per Bankeinzug. Klingt nach einem gelungenen Konzept. Und doch sehe ich Probleme darin, wenn jeder Händler sein eigenes Süppchen kocht. Ganz zu schweigen von der stark regional beschränkten Verfügbarkeit die bei Edeka, nicht aber bei Netto existiert.

Mit der App bezahlen

Es hat eine halbe Ewigkeit gedauert, bis jetzt endlich der erste Einzelhändler in Deutschland den Bezahlvorgang mit Hilfe des eigenen Smartphones ermöglicht. Dabei setzen Edeka und Netto ganz klassisch auf Bankeinzug als Bezahlmethode, verzichten dabei auf technische Raffinessen wie NFC oder RFID. Ehrlich gesagt finde ich das Konzept zwar auf den ersten Blick etwas altbacken und innovationsscheu, dafür werden etwaige Sicherheitsbedenken der neuen funkenden mobilen Bezahltechniken auf einfache Weise umgangen. Touché, Edeka!

EDEKA_APP_CR_Code

Wie genau das neue Mobile Payment bei Edeka (und genauso bei Netto, aber eben in der Netto-App) funktioniert, erklärt ein YouTube-Video sehr anschaulich. Den Grundstein des Vorganges bildet die Edeka-App, die für iOS, Android und Windows Phone zu haben ist. Dort finden sich Woche für Woche die aktuellen Angebote und Rabatte. Der Registrierungsvogang innerhalb der App läuft in folgenden Schritten ab:


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  • EDEKA-App auf iPhone, Android oder Windows Phone installieren
  • In der App für das Mobile Couponing registrieren. Dafür nötig ist eine Mail-Adresse. Außerdem wird ein Passwort festgelegt. Im Anschluss muss ein Link in einer Mail angeklickt werden, um die Rabatte und Coupons zu aktivieren.
  • In der App für das Mobile Payment registrieren. Zusätzlich sind Anschrift, Ausweisnummer und Kontodaten Pflicht. Eine vierstellige PIN wird definiert. Für die Freischaltung sind zwei Codes nötig: einer flattert per SMS aufs Handy, der zweite befindet sich als Überweisungsgrund in einer Ein-Cent-Überweisung auf das angegebene Lastschrift-Konto

Anschießend ist die mobile Bezahlung mit Hilfe der Edeka-App möglich. An der Kasse vierstelligen PIN eingeben – der generierte Strichcode oder Zahlencode auf dem Display wird vom Kassierpersonal abgescannt, fertig.

Gelungene Rabatt- und Coupon-Verstrickung

In meinen Augen das größte Plus ist die enge Verstrickung mit Rabatt- und Coupon-Aktionen innerhalb der App, die bei Edeka schon fast Tradition hat. So erhält man bei den Konkurrenten real,- oder Rewe keinerlei Rabattierungen auf dem Kassenbon, um den Kunden beim Gehen schon für einen späteren Besuch anzufixen. Rewe setzt in Sachen Kundenbindung auf Treue-Aktionen. Metro-Riese real,- tut dasselbe, setzt hauptsächlich aber auf die Kompetenzen von Partner PAYBACK.

Einen Haken hat die Sache (wäre sonst auch zu schön gewesen): bisher ist das Zahlen mit der Edeka-App nur in knapp über 100 Filialen in Berlin und Hamburg möglich. Eine Suchmaske auf der Edeka-Website erlaubt es, den eigenen Markt darauf abzuklopfen, ob Mobile Payment bereits möglich ist. Wann, wie und ob die Umsetzung deutschlandweit geplant ist, steht derzeit noch in den Sternen. Da die Tochter Netto ein sehr ähnliches System bereits vor knapp zwei Wochen über die eigene App in ganz Deutschland startete, verwirrt es ein wenig, dass der Mutterkonzern Edeka sich erst einmal vorsichtig herantastet.

Tester gesucht!

Als Grund für die zunächst dürftige Verbreitung nennt Edeka das Bestreben, die Vorgänge zunächst auf reibungslosen Betrieb überprüfen zu wollen. Daher sucht das Unternehmen derzeit Tester, die ihre Erfahrungen mit dem Mobile Payment an das Unternehmen weitergeben möchten. Dazu sollten vornehmlich Berliner und Hamburger die Edeka-App installieren, sich für die Bezahloption wie oben beschrieben registrieren und ihr Feedback an folgende Mail-Adresse schicken: Produkttest@edeka.de

Als kleinen Anreiz spendiert Edeka den ersten 100 Kunden, die sich per Mail melden, einen 5 Euro Rabattcoupon. Dazu muss der Vor- und Nachname sowie die zur Registrierung genutzte E-Mail-Adresse erwähnt oder benutzt werden. Die Gutschrift erreicht den Tester dann innerhalb von 48 Stunden per Mail.

Vor- und Nachteile des Systems

Dass Edeka im Mobile-Payment-Bereich einen Schritt nach vorne macht ist überaus positiv. Kein Geldbeutel, keine Kredit- oder EC-Karte mehr, um die alltäglichen Kleinigkeiten im Supermarkt bezahlen zu können. Im Grunde empfinde ich jeden weiteren Bezahlkanal in allen Lebenslagen als äußerst angenehm und erleichternd. Problematisch wird die Sache aber, wenn in einigen Monaten die Edeka-Konkurrenz mit Eigen-Entwicklungen an den Start geht. Das heißt dann: mehrere Apps installieren, überall neu registrieren, den Überblick verlieren. Ganz zu schweigen von den Datenschutz-Aspekten – denn vom Kassenzettel über den Warenkorb bis hin zur Zahlung können so manche Rückschlüsse auf das Kauf- und Konsumentenverhalten gezogen werden, die gezielte Rabatt- und Coupon-Aktionen ermöglichen.

Eins für alle wäre mir lieber

Ich persönlich vernachlässige solcherlei Kritikpunkte, da aus meiner Sicht nichts falsch daran ist, einem Kunden ein Produkt durch Preisnachlässe schmackhafter zu machen, dessen Kauf als äußerst wahrscheinlich erscheint. Davon profitieren schließlich beide Parteien. Am Ende muss dies aber jeder für sich selbst entscheiden. Nerviger finde ich da die angesprochene Bezahlungs-Vielfalt die mit der Zeit auf die Kunden zurollen dürfte. Da wäre mir ein überall akzeptiertes, aber vom Handel unabhängiges System sehr viel lieber.

Aber was zählt meine Meinung, wenn letztlich irgendwann die Faktoren Marktmacht, Technologie und Kunden-Akzeptanz darüber entscheiden, welche Systeme sich im Mobile Payment durchsetzen mögen. Bis dahin ist jedes kleine Pflänzchen, das den mobilen Bezahlsektor bereichert, äußerst willkommen.

Bilder: EDEKA

Über den Autor

Michael Müller

Michael tritt seit 2012 in über 140 Beiträgen den Beweis an, trotz seines Allerweltnamens real existent zu sein. Nach Abschluss seines Wirtschaftsstudiums arbeitete er einige Jahre als PR-Berater, bevor er 2016 als Tech-Kommunikator bei einem deutschen Spezialglas-Hersteller einstieg.

22 Kommentare

  • Ich finde es super, dass immer mehr Unternehmen diese Bezahlmethode anbieten. In Amerika ist es schon rein routine und in Deutschland kommt es so langsam. Ein sehr bequeme und einfach Zahlmethode. Handy dran halten und fertig 🙂

  • Ich finde das auch super! Nur zu blöd, dass dem Anschein nach hierzulande jede Einzelhandels-Kette in der Zukunft ein anderes System nutzen wird. Ich persönlich hoffe da insgeheim auf ein vom Handel gelöstes System, beispielsweise von PayPal oder einem Kreditunternehmen wie VISA oder Mastercard, das sich dann in der Breite durchsetzt.

  • Also statt die EC Karte oder Geldscheine an der Kasse hinzugeben, hält man einfach den Barcode der App drunter? Ist der Barcode immer der gleiche oder ändert der sich? Denn falls der sich nicht ändert, könnte man auch n Stück Papier hin halten mit dem Barcode drauf, dazu braucht man kein Smartphone.

    Immerhin gibts ne Übersicht über die getätigten Einkäufe für Leute wie mich, die Kassenzettel lieber wegwerfen.

  • Ich nutze die netto app schon ausgiebig und wenn man nicht auf ne total unfähige Kassiererin stößt funktionier auch alles einwandfrei, einfach genial.
    Die Fragmentierung des smartphone-payments hat meiner meinung den vorteil, dass es ziemlich uninteressant für kriminelle ist diese zu hacken. Ausserdem besteht ja noch die möglichkeit , was international wohl einmalig ist (da keine Kreditkarte), im falle des falles die lastschrift innerhalb von 6 wochen zurückzubuchen. Dazu kommt, dass man die Angebote, Rabatte etc in einer app für den jeweiligen suppermarkt/ suppermarktkette auf einen blick hat. Find ich sehr übersichtlich.

  • @Saenic
    Ich glaube im Video hatte ich etwas gesehen von wegen „5 Minuten gültig“ (Bezogen auf den Barcode). Kann mich aber auch irren.

  • @Leo: Ja das stimmt, der Bar- oder Zahlencode hat eine zeitliche Begrenzung.

    @MeinName: Interessanter Punkt mit der Sicherheit. Womöglich ist es tatsächlich besser mehrere Apps auf sein Smartphone zu packen, als eine zentrale (womöglich löchrige) Anlaufstelle für Hacker installiert zu haben. Kommt aber wohl eher auf den Payment-Dienstleister dahinter an. Bei Netto und Edeka wickelt die die Deutsche Post die Bezahlung ab.

  • Es wäre echt toll, wenn es ein universales System geben würde, dass überall reibungslos funktioniert, und dazu noch annonym ohne Anmeldung, das wäre Klasse. Ach moment, das gibs ja schon: BARGELD

  • @michael Einmal im Monat soviel abheben, wie man braucht, und dann zu hause deponieren. Dann kann man es sich schön einteilen. Nur dumm, wenn man dann fast seine Pin vergisst, weil man so selten Geld abhebt 🙂

  • Kleine Korrekturanmerkung:

    „In mehr als 100 Berliner EDEKA-Märkten und EINZELNEN Hamburger Märkten klappt das bereitts“

    Aus der Info der EDEKA-App.

  • Hallo Zusammen,
    EDEKA hat im Südwesten auch noch GO4Q als eine Lösung für alle am Start.
    Sie ist nicht EDEKA proprietär und funktioniert deshalb durchgängig. Mobiles Bezahlen geht damit auch beim Bäcker, in der Pizzeria. Die Nutzung ist einfach, weil der Händler, ausser seiner Anmeldung bei GO4Q nur ein Smartphone oder Tablett braucht. Den Rest stellt GO4Q darauf als mobiles payment Terminal zur Verfügung. Der Händler gibt den Betrag ein und GO4Q generiert daraus einen einmailgen Payment Code. Der Kunde braucht nur zu scannen und die Zahlung zu autorisieren. Die Bestätigung kommt sofort und kann im eigenen Account auch jederzeit nachvollzogen werden. Das geht selbst auf dem Flohmarkt und ohne Kartenleser-Aufstecker.

    So sieht GO4Q an der EDEKA Kasse aus:
    http://www.youtube.com/watch?v=ZR4cRZswy2I

    Uli

  • Die Idee ist gut , aber besser wäre es wenn es ein einzig App geben würde mit den man bei alle Anbieter zahlen könnte.

    Zudem muss es möglich sein das jeder Nutzer sein eigene personalisierte Limit (z.B im Monat maximal 500 Euro und zu jede Einkauf ein Maximalbetrag) einstellen kann.

    Damit alleine würde es zusätzliche Sicherheit geben.

    Was mir aber am meisten nervt ist folgendes.

    Man steht bei ein Supermarkt an die Kasse und da gibt es immer wieder Kunden die ein Einkauf von bis zu 20 Euro haben und dies dann mit Karte bezahlen.

    Jeder der ein wenig Zeit hat sollte man schauen wie lange es dauert wenn jemand mit Karte bezahlt. Bis der Belag drußen ist und die Unterschrift darauf hat man als Barzahler beinahe schon sein Wocheneinkauf im Auto.

    Bei diese ganze Bezahlen mit Karte und App sollte aber jeder darauf achten, wie viel ausgegeben wird.

    Alleine aus diesen Grund zahle ich vorzugsweise mit Bargeld. Da weiß ich was ich ausgegeben habe.

  • Verlassen würde ich mich auf so eine App nicht so richtig, sodass Bargeld für mich nicht überflüssig würde. Es kann immer mal eine technische Störung beim Betreiber der App geben und leider kommt es bei mir hin und wieder auch einmal vor, dass ich in Supermärkten sehr schlechten Empfang (ohne Datenverbindung) habe. Diese Umstand macht es für mich nicht so richtig attraktiv.

  • naja, so neu ist das nicht. Der einzige unterscheid zu kunden-karten oder kreditkarten ist, dass man die Brieftasche nicht mit 1000 karten vollgestopft hat. dafür hat man irgendwann 100 apps auf dem tel…. Die abscannerei, um einen Individuellen Ausweis bzw. Identifikation kennt man auch schon lange. Jedes bahnticket funktioniert so. Ausser, dass man da zur Bestätigung im voraus gezahlt hat.

  • Wäre mal interessant wie lange der Bezahlvorgang mit so einer App dauert. Mir reicht es schon wenn jemand vor mir mit Karte bezahlt, dauert länger als mit Bargeld was die Wartezeit der Kunden an der Kasse verlängert.

  • Geht schneller als mit Bargeld. Du sagst mit App bezahlen und nach dem scannen der Ware gibst du deine generierte Nummer an, dann bekommst du deinen Kassenbon und fertig.

  • Also in Asien funktioniert das mobile Payment via RFID schon eine gefühlte Ewigkeit. Fliegt mal nach Japan oder Hong Kong. Der komplette öffentliche Nahverkehr wird via RFID abgewickelt. Karte beim Ein- und Aussteigen auf den Sender und das Fahrtgeld wird unkompliziert abgebucht. Ich frage mich immer, was die armen Japaner wohl denken, wenn Sie mal nach Deutschland kommen und sich dann durch irgendwelche Zonenpläne erstmal die richtige Fahrkarte kaufen müssen. Wie in der Steinzeit – und wir denken immer, wir wären so fortschrittlich…

    Und dann immer dieses rumgejammere wegen Datenschutz bla bla. Wir fokussieren halt immer das Risiko und nicht die Chance. Das Glas immer halb leer und nicht halb voll. Nur merken wir gar nicht, wie die anderen, speziell Asien, an uns vorbei ziet.

  • Hey Michael,
    ich bin da ganz deiner Meinung und würde eigentlich auch eine App für Alle wie Paypal bevorzugen. Allerdings kann ich verstehen, dass die „Handelsmarke“ ihre eigene App bevorzugen. Eine Schnittstelle weniger und sie können ihre eigenen Ideen umsetzen. Abgesehen davon dürften die Meisten bei ca. zwei Supermärkten einkaufen. Bei mir ist es zu mindestens so (real und Aldi). Bei allem Anderen kann man dann doch mal noch das gute alte Bargeld herausholen. 😉

    Btw.: Ich find das immer so interessant, dass viele sagen „Ich will da lieber echtes Geld in der Hand halten und damit bezahlen“. Egal ob Papier- oder Giralgeld: Es ist ein Versprechen etwas dafür zu bekommen.

  • habe kürzlich in der Welt gelesen,daß Edeka plant ihre app als Generalapp für andere Läden zu öffnen……
    schaunmermal

  • Hört sich richtig interessant an. Ob das aber mit dem Bankeinzug so gut klappt, da bin ich mir nicht sicher. Gemeint ist wahrscheinlcih das ELV und das hat in der Vergangenheit schon vielen Händlern Probleme bereitet.

  • Mit Nettoapp bezahlen ist nicht in jeder Filiale möglich. Hier in Krefeld auf der Sternstraße ist in der gerade modernisierten Filiale kein Internetempfang.
    Ohne diesen ìst eine Anmeldung für den Bezahlcode leider nicht möglich. Das ist sehr ärgerlich , wurde dem Support auch gemeldet aber für die Ausstattung ist netto zuständig und sie ändern hier leider nichts.