Letzte Woche hat Microsoft eine neue Version der selbstentwickelten YouTube-App für das Windows Phone in den eigenen App-Store gestellt: Schnell, gut zu bedienen und man kann Videos herunterladen. Vor allem kommt die App aber ohne Werbung aus, die ja schnell auch störend wirkt.
Doch das wird wohl nicht mehr lange so sein. Denn gestern kam bei Microsoft eine Unterlassungsforderung von Google an, in der die Entfernung der App aus dem App-Store bis nächsten Mittwoch gefordert wird. Als Begründung werden darin der unzulässige Download von Videos, das Ignorieren spezifischer Verbreitungsbestimmungen und – vor allem – eben die fehlende Werbung aufgeführt.
Ohne Googles Zustimmung
Microsoft hat Google mit dem Update ziemlich auf dem falschen Fuß erwischt. Damit hatte wohl keiner gerechnet und dann auch noch frei von Werbung? Ein klarer Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen der YouTube API. In dem Brief, den „The Verge“ und „Wired“ veröffentlicht haben, sorgt Google sich nun zweifelsohne in erster Linie um die Nutzer, die Videos auf die Plattform gestellt haben und denen durch die werbefreie App jetzt wichtige Einkünfte fehlen. Microsoft beschädige „das florierende Content-Ökosystem auf YouTube“, schreibt Google in dem Brief.
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Und nicht zuletzt liegt es natürlich auch im Interesse des Konzerns, dass Werbung nicht ausgeblendet wird, denn dadurch gehen natürlich vor allem eigene Einkünfte verloren. Ironischerweise verweist Google als Musterbeispiel ausgerechnet auf die „alte“ YouTube-Anwendung für Windows Phone, die im Grunde aber eigentlich nicht mehr war, als ein schnöder Link auf die mobile YouTube-Seite. Für Google kein Grund für Kritik, schließlich sei die Anwendung „voll funktionsfähig“ gewesen. Eine Aussage, die verwundern dürfte – denn auch dort war keine Werbung zu sehen, wie „The Verge“-Autor Tom Warren sogleich süffisant auf Twitter bemerkte. „Doh.“
So Google isn’t happy about lack of ads in YouTube Windows Phone, but the web experience for WP8 doesn’t provide ads either. Doh.
— Tom Warren (@tomwarren) 16. Mai 2013
Microsoft beschuldigt Google…
Redmond nahm den Ball sofort auf. Natürlich sei man gerne bereit, Werbung auch in der App anzuzeigen, verkündete Microsoft. Dafür brauche man aber Zugriff auf die nötigen Schnittstellen, den Google bisher nicht eingeräumt habe. Man habe kein Interesse daran, auf der Position zu beharren, denn am Ende würden vor allem die gemeinsamen Kunden darunter leiden.
Seit 2010 wirft Microsoft dem Konkurrenten aus Mountain View vor, Windows Phones bei YouTube massiv zu benachteiligen. Erst im Januar hatte sich etwa Chef-Justiziar Dave Heiner in einem längeren Blog-Beitrag über die mangelnde Kooperationsbereitschaft Googles bei der Entwicklung einer YouTube-App mokiert und eben diese eingefordert.
…Google beschuldigt Microsoft
Das gleiche Spiel gibt es natürlich auch andersherum: Larry Page, CEO von Google, hat sich gestern noch auf der Bühne beim Google I/O beklagt, dass in der Branche zu viel Negativismus und zu wenig Interoperabilität verbreitet sei. Gerade Microsoft arbeite nur einseitig mit anderen zusammen, wie die Aufnahme von Google Talk in Outlook.com zeige.
Der Konkurrent aus Redmond bezieht sich nun auf genau diese Forderung nach Zusammenarbeit, um ein Stück weit auf Google zuzugehen und damit Pages Vorwurf zu entkräften – das ist jedenfalls wohl die Absicht. Doch vor dem Hintergrund der PR-Kampagne gegen Google, die Microsoft seit Monaten fährt, ist das eher ein sehr kleiner Schritt.
Scharmützel zum Leidwesen der Nutzer
Peter Kafka spekuliert auf „All Things D“, dass die neue App eigentlich ein Teil dieser PR-Kampagne gegen Google sei, vom Update eine Woche vor der Google I/O, bis hin zu den vorliegenden Briefen bei „Wired“ und „The Verge“. Und, dass der Windows-Konzern bestimmt sehr glücklich sei, den Brief am Tag von Larry Pages Rede zu bekommen, wenn alle Augen auf Google gerichtet sind. Denn es muss Microsoft klargewesen sein, dass die App die geltenden Regeln verletzt – eine so bewusste wie listige Provokation, um Google aus der Ignoranz zu reißen und zum Zug zu zwingen.
Schließlich haben die beiden US-Konzerne eine gemeinsame Geschichte von Auseinandersetzungen – als Riese braucht man halt viel Platz, und hat nur ungern andere Riesen neben sich, vor allem wenn die ihre eigenen Vorstellungen haben und ihre eigene Strategie verfolgen. Larry Page, CEO von Google, hat gestern noch auf der Bühne beim Google I/O gesagt, Microsoft sei einer, mit dem Google sich rumquäle. Scheint auch so zu bleiben – zum Leidwesen der Nutzer.
Bild: Screenshot