Unsere Smartphones werden unter miserablen Arbeitsbedingungen zusammengebaut, teils auch von Kindern. Benötigte Rohstoffe wie Mineralien und Metalle stammen oft aus den ärmsten Regionen der Erde, und durch den Abbau dort werden auch Diktatoren und Warlords unterstützt – vergiss die Menschenrechte. Und der Technikschrott, den wir produzieren, wandert auch nicht unbedingt in die Wiederverwertung, sondern meist in die Entsorgung. Die sich immer schneller drehende Spirale von neuen Modellen verstärkt diesen Effekt noch.
Die Initiative Fairphone will etwas dagegen unternehmen. Dabei macht sich Bas Abels, der Leiter der Initiative, keine Illusionen: Es sei ein erster Schritt, und das Handy sei längst noch nicht so fair, wie sie es gerne gehabt hätten, schreibt er in seinem Blog. Aber das Smartphone sei fairer als die meisten anderen, und dazu auch noch „seriously cool“. Mit 325 Euro ist auch der Preis fair – und jetzt kann man es vorbestellen.
Aber kann es auch was?
Werfen wir dazu mal einen Blick auf die Spezifikationen. Es sieht aus wie ein aktuelles Smartphone, wie wir es alle kennen und benutzen – optisch halt irgendwo zwischen iPhone, HTC und Samsung, schwarz, glänzend, vielleicht ein bisschen kantiger als die Konkurrenz. Die Größe des Bildschirms ist mit 4,3 Zoll in Ordnung, allerdings fällt die relativ geringe Auflösung von 960 x 540 Pixeln auf.
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Zum Vergleich: Das Retina-Display des iPhone 5 bringt es bei 4 Zoll auf 1136 x 640 Pixel, das Samsung Galaxy S4 hat 5 Zoll und 1920 x 1080 Pixel. Insgesamt ist das Fairphone auch etwas dicker und schwerer, aber dafür kleiner als gängige Smartphones – letzteres dürfte vielen Nutzern zudem positiv auffallen. Wer will sich denn bitte ein Taschenbuch zum Telefonieren ans Ohr halten?
Gibt es Besonderheiten?
Technisch kann das Fairphone mit den Topmodellen zwar nicht mithalten, ist aber doch oberes Mittelmaß: QuadCore-Prozessor, 16 GB Speicher und ein microSD-Slot. Der 2000-mAh-Akku ist austauschbar. Enorm praktisch für Menschen, die ihr privates Handy und ihr Jobhandy in einem Gerät vereinen wollen, oder auf Reisen eine lokale SIM-Karte nutzen wollen: Das Fairphone verfügt über zwei SIM-Slots und kann auch beide gleichzeitig nutzen. Wichtig war Fairphone zudem, dass man das Gerät auch öffnen und gegebenenfalls reparieren kann.
Standardmäßig ist Android 4.2 Jelly Bean vorinstalliert, jedoch steht es jedem Nutzer frei, sein gewünschtes OS, ob Firefox oder Ubuntu for Phones, zu installieren. Die Initiative hat vielfältiges Feedback aus der Community bekommen, welche Betriebssysteme zu empfehlen seien. Dass die Wahl letztendlich auf Android fiel, liegt nicht zuletzt an der Verbreitung des Systems sowie dessen Verfügbarkeit, um zeitnah ein stabiles Smartphone herausbringen zu können. Wechselwilligen soll der Umstieg mit Hilfe der Community erleichtert werden.
Wie fair ist eigentlich fair?
Aber wie fair ist das Fairphone jetzt eigentlich? Ganz einfach: Zumindest fairer als die meisten. Fairphone arbeitet mit verschiedenen Projekten und Intitiativen zusammen, um die Produktion des Handys so transparent und umweltverträglich wie möglich zu gestalten.
Rohstoffe wie Zinn stammen etwa nicht aus Krisenregionen – darüber wacht die Conflict-Free Tin Initiative, ein Projekt der niederländischen Regierung, gefördert von der OECD. Zusammen mit der Organisation LaborVoices sollen die Arbeitsbedingungen bei der Montage verbessert werden, und Closing the Loop kümmert sich um Weiterverwertung und Recycling von technischen Geräten.
Fairphone geht es also nicht darum, gleich die ganze Welt zu retten, aber vielleicht einen Denkprozess anzustoßen – sowohl beim Endnutzer als auch bei den etablierten Smartphone-Herstellern.
Bild: Fairphone