Jeder hasst Windows 8. Das Interface ist sinnlos und sieht aus wie ein Transvestit auf Drogen. Und das Betriebssystem ist extrem instabil auf mobilen Geräten…spar dir den Ärger und leg dir lieber ein iPad oder Android-Tablet zu.
Mit diesen Worten wurden Besucher der englischen Wikipedia gestern über das jüngste Betriebssystem von Microsoft „informiert“. Man braucht wohl nicht betonen, dass es sich um einen Akt des virtuellen „Vandalismus“ handelt, der recht zügig wieder korrigiert wurde. Inzwischen ist die englischsprachige Windows-8-Seite daher für jegliche Bearbeitungen neuer beziehungsweise nicht registrierter Nutzer gesperrt – vermutlich, um Nachahmern Einhalt zu gebieten.
Wikipedia überzeugt durch schnelle Reaktionszeit
Microsoft hat ja in den letzten Tagen eh nicht viel zu feiern gehabt, da ist solch eine Instrumentalisierung der Wikipedia-Seite das sprichwörtliche Salz in der Wunde. Bislang ist noch nicht bekannt, wer sich den etwas derben Scherz erlaubt hat, aber die IP-Adresse deutet auf ein College in Miami, Florida hin. Zeitlich passen die Änderungen zum späten Feierabend, der mit ein paar alkoholischen Getränken versüßt worden sein dürfte. Und dann ab zu Wikipedia und in den Editier-Modus.
Natürlich alles Spekulation und auch eigentlich halb so wild, denn Wikipedia ist erstaunlich schnell im Sich-selbst-Kontrollieren. Im Gegensatz zu Twitter, dass bei Großlagen wie dem Anschlag in Boston auch häufig Hort für Gerüchte und Falschinformationen wird, hat Wikipedia eine erstaunlich gute Reaktionszeit. Allerdings ist das bei einer Enzyklopädie natürlich auch absolut notwendig. Interessant, dass hier dennoch keiner die Zensurkeule schwingt, wie das sonst so schnell geschieht.
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Wer darf Wikipedia-Einträge ändern?
Erstaunlich ist auch, dass es dem vermeintlichen College-Stunden überhaupt gelungen ist, derart drastische Änderungen vorzunehmen – neben der rüden Produktbewertung bzw. –abwertung wurde nahezu der gesamte Inhalt gelöscht.
Üblicherweise haben nur Autoren, die sich regelmäßig an der Weiterentwicklung der Plattform beteiligen das Recht gravierende Änderungen vorzunehmen. Dabei folgt die Online-Enzyklopädie ziemlich genau der 1-Prozent-Regel. Diese besagt, dass sich 1 Prozent der User intensiv in der Community beteiligt und Artikel schreibt, 9 Prozent tragen hin und wieder etwas bei, 90 Prozent der Nutzer – die Lurker – konsumieren hingegen lediglich.
Bei Wikipedia sind 0,7 Prozent der User für die Hälfte der Änderungen verantwortlich, 1,8 Prozent haben mehr als 72 Prozent der Artikel geschrieben. Das hört sich eigentlich ziemlich nach digitaler Ausbeutung an, ist es aber eigentlich gar nicht. Wikipedia-Gründer Jimmy Wales wird im Buch „What Would Google Do“ mit der Aussage zitiert, dass es gar nicht möglich wäre, die Wikipedia am Laufen zu halten, wenn signifikant mehr User beitragen wollen würden, da sich der Aufwand damit ungemein vergrößern würde. Andererseits klagt Wikipedia ja auch gern über Autorenschwund – die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte.
Wink mit dem Zaunpfahl
Ungeachtet dessen: Natürlich gibt es immer User, die mit einem Produkt nicht zufrieden sind und ihrem Ärger lautstark Luft machen wollen – in diesem Fall dürfte das wohl gelungen sein, wenn auch nur kurzzeitig. Doch Microsoft müsste inzwischen aus zahlreichen Blogeinträgen und Kommentaren destilliert haben, woran es bei Windows 8 hapert und ist gut beraten, ein offenes Ohr für die User zu haben.
Das große Update Windows Blue bzw. Windows 8.1 soll ja im Sommer kommen. Mal schauen, wie dann der Wikipedia-Artikel aussieht.
Bild: Screenshot