Zwei Nachrichten über Yahoos künftige Strategie machten gestern die Runde und könnten kaum gegensätzlicher sein. Man will mit Video-Inhalten weiterwachsen und hat inzwischen mehrere Partnerschaften abgeschlossen; bei der geplanten Übernahme von Dailymotion hat aber die französische Regierung ihr Veto eingelegt.
Wirtschaftsminister will kein amerikanisches Unternehmen am Steuer
Vor einem guten Monat kamen die Gerüchte auf, dass CEO Marissa Mayer die französische Video-Webseite, die immerhin die zwölftgrößte der Welt ist, übernehmen möchte. Offenbar stimmte das, doch die 200 Millionen Dollar, die Mayer bereit war auszugeben, wollten die Franzosen nicht.
Offensichtlich war das eine Entscheidung von ziemlich weit oben: Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg sagte dem Telekom-Konzern Orange, der zu 27 Prozent in der Hand Frankreichs ist und dem Dailymotion gehört, dass er für den Verkauf kein grünes Licht bekomme. Der Grund: Das „französische YouTube“ ist ein Aushängeschild Frankreichs und solle bitte schön nicht von einer amerikanischen Firma kontrolliert werden.
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Bärendienst für französische Startup-Szene
Ziemlich kurzsichtig, denn Dailymotion wächst überwiegend im internationalen Bereich und braucht ungefähr 50 Millionen Euro, um in die Plattform investieren – das darf jetzt vermutlich Minister Montebourg selbst zur Verfügung stellen. Ganz abgesehen davon, dass er der französischen Startup-Szene damit einen Bärendienst erwiesen hat, denn wer investiert nun in eine französische Firma, wenn die Regierung bei einer Übernahme dann den Daumen senkt?
Doch der Rückschlag hindert den Internetkonzern nicht daran, sich trotzdem stärker im Video-Bereich zu engagieren. Erst letzte Woche wurde bekannt, dass sich Yahoo die Exklusivrechte des Archivs der Kult-Show „Saturday Night Live“ gesichert hat – Video-Material aus 38 Jahren, das bei Netflix künftig jedenfalls nicht mehr zu sehen sein wird. Auch wenn noch nichts darüber bekannt ist, so eine Verfügbarkeit in Deutschland ist vermutlich unwahrscheinlich.
Wrestling, Finanzanalysen, Comedy-Serien und Kochsendungen
Gestern gab Yahoo zudem bekannt, dass man sich auch mit World Wrestling Entertainment auf einen exklusiven Zugang zum Archiv und einige Exklusiv-Produktionen geeinigt habe und dass ABC, Conde Nast und CNBC neue Webshows für Yahoo produzieren sollen, unter anderem über Analysen des Finanzmarkts.
Und weiter geht’s: Im Herbst sollen drei eigenproduzierte Comedy-Serien, drei Life-Style- und Kochsendungen und eine Interviewreihe mit Stars und Sternchen über ihre ersten Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht vorgestellt werden. Die Darsteller der jeweiligen Shows sind größtenteils amerikanische B- und C-Promis.
Ab in die Nische!
Die Strategie könnte aufgehen, denn während Netflix mit „House of Cards“ ganz klar die Masse ansprechen wollte – und das erfolgreich geschafft hat – konzentriert sich Yahoo mit den neuen Shows größtenteils auf unbesetzte Nischen. Und bekanntlich macht Kleinvieh ja auch Mist.
Und genau darum geht es. Denn als ob man gestern nicht schon genug angekündigt hätte, stellte Yahoo auch noch mehrere neue native Werbeformate vor, die dem persönlichen Stream auf der Homepage angepasst und auf allen Geräten konsistent sein sollen.
Yahoo ist wieder im Gespräch
Neben der Tatsache, dass Yahoo hier gleich an mehreren Fronten in die Offensive geht und Nägel mit Köpfen macht, gefällt mir, dass Marissa Mayer in regelmäßigen Abständen Schlagzeilen produziert. Im Gespräch zu bleiben ist in der Tech- und Werbeindustrie die halbe Miete und mit mal größeren, mal kleineren Innovationen und Produktvorstellungen gelingt Mayer das hervorragend.
Bild: Flickr / Giorgio Montersino (CC BY-SA 2.0)
Soviel Aufhebens um einen Zombie; Yahoo hat sich doch schon lange selbst überlebt und ist lediglich ein Schatten einstiger Größe.
Der Lizenzkauf von Saturday Night Live zeigt doch deren Kernzielgruppe: US-Bürger (international ist Yahoo noch unbedeutender als in den USA) der Generation 50+! Zukunft bzw. junge oder internationale Zielgruppen: Fehlanzeige!
PS: aber schicke Wetter-App fürs iPhone, doch dafür braucht es keinen Konzern, das hätte auch ein StartUp hinbekommen.
Ich denke auch Frankreich hat hier nicht ganz Unrecht, wie soll eine Europäische IT Industrie entstehen wenn alle hoffnungsvollen Ansätze „ausverkauft“ werden.
Zwar ist Yahoo noch der bessere Partner, nur bleibt fraglich was mit Dailymotion passiert sollte es Yahoo doch nicht schaffen.
Käme dann Dailymotion doch in die Hände von Microsoft oder gar Google eventuell sogar nach China?