Und der nächste ist dran: Amazon hat gestern seine Quartalszahlen vorgelegt und die Erwartungen der Analysten mehr oder weniger getroffen. Auch bleibt der Online-Händler seiner Strategie treu und investiert massiv in die Zukunft.
1,1 Prozent operativer Gewinn
Mit einer schwäbischen Hausfrau ist Jeff Bezos indes überhaupt nicht zu vergleichen. Während diese immer etwas für schlechte Zeiten zur Seite legt, bleibt bei Bezos der eingenommene Dollar nicht lange in der Kasse. Allerdings haben sich die Aktionäre inzwischen wohl daran gewöhnt, dass bei Amazon nicht viel vom Umsatz übrig bleibt.
Genau genommen bleiben unterm Strich nur 1,1 Prozent operativer Gewinn übrig. In absoluten Zahlen heißt das: 181 Millionen Dollar Gewinn bei 16,07 Milliarden Dollar Netto-Umsatz. Letztes Jahr waren es übrigens noch 1,5 Prozent Marge, im vorherigen Quartal 1,9 Prozent. Steve Jobs würde sich bei solchen Gewinnspannen im Grab umdrehen.
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Aktie steigt nachbörslich um 2 Prozent
Während der Umsatz von Amazon um 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist, ist der Netto-Gewinn um 37 Prozent gesunken – jedes andere Unternehmen wäre vermutlich an der Börse abgestraft worden. Amazons Aktien hingegen sind im nachbörslichen Handel um zwei Prozent gestiegen – nicht zuletzt weil der Umsatz pro Aktie mit 0,18 Dollar deutlich über den Erwartungen der Analysten lag.
Ein weiterer Grund: Amazon verzichtet auf kurzfristigen Profit und baut auf langfristiges Wachstum, frei nach dem Motto „Wer ernten will, muss säen“. Grundsätzlich ist die Strategie nicht verkehrt, denn man stellt sich gut für die Zukunft auf. Beispiel Kindle: Würde man das Tablet nicht zum Kampfpreis verkaufen, hätte man sich sicherlich nicht einen respektablen Marktanteil erarbeitet.
Es gibt immer langfristige Investments
Doch mir dünkt, als ob Amazons Strategie einen kleinen Fehler hat: Denn es gibt immer eine Zukunft. Heute investiert Amazon in Kindles und Amazon Web Services, morgen in seine Set-Top-Box – zu der Bezos kein Wort verloren hat – sein Smartphone und sein VoD-Programm und übermorgen findet sich sicherlich auch irgendein Geschäftsbereich, in dem man mittels aggressiver Preispolitik Marktanteile gewinnen muss, damit man dann irgendwann die Kuh melken kann. Nur wann dieses „irgendwann“ sein soll, lässt Bezos offen.
Hinzu kommt, dass Amazon in den USA Ungemach droht: Noch diese Woche will der US-Senat ein Gesetz verabschieden, dass es den US-Bundesstaaten erlaubt, eine Umsatzsteuer auf Verkäufe außerhalb des jeweiligen Staats zu erheben. Damit würden Amazon und eBay ihren großen Wettbewerbsvorteil gegenüber stationären Händlern verlieren.
US-Senat und G20 machen Amazon das Leben schwer
Amazon-CFO Tom Szkutak glaubt zwar, dass sich die Auswirkung des Gesetzes auf den Online-Händler in Grenzen halten, doch finden die G20 auch noch endlich Wege, die Steuerschlupflöcher für internationale Konzerne zu schließen, dürfte das Amazon deutlich zusetzen. Der einzige Wermutstropfen ist, dass auch Amazons Wettbewerber von den internationalen Steuerregeln betroffen wären, während sich Netflix, Apple, Google und Microsoft um das US-Gesetz zur Online-Umsatzsteuer hingegen keine Sorgen machen müssen.
Auch wenn die beiden Initiativen wohl wenig damit zu tun haben, so hat Amazon die Investoren schon einmal vorgewarnt, dass im nächsten Quartal auch eine rote Zahl unter’m Strich stehen könnte: Bei einem prognostizierten Umsatz zwischen 14,5 und 16,2 Milliarden Dollar erwartet man einen Verlust von bis zu 340 Millionen Dollar. Im besten Fall würde man noch einen Gewinn von 10 Millionen Dollar machen – man möchte sich gar nicht vorstellen, was Steve Jobs davon halten würde.
Bild: Flickr / William Christiansen (CC BY 2.0)
Von all den großen bösen Netzunternehmen, ist mir Amazon noch am sympathischsten. Zumindest finden ihre Dienste zuverlässig auch auf Geräte anderer Hersteller statt. Sicher machen Sie es hierzulande dem Einzelhandel schwer. Aber dem könnte etwas Innovation auch manchmal nicht schaden.
@netzartiger Dir ist Amazon sympatisch. Also nachdem rausgekommen ist wie die ihre Mitarbeiter behandeln und auch aufgrund allgemein ihrer Geschäftspolitik kauf ich rein gar nichts mehr bei Amazon, sondern nur bei kleineren Shops
Das Gewinn Prinzip von Amazon ist sicherlich sehr langfristig angelegt. Aber es scheint auf zu gehen. Das würde selbst Steve Jobs erkennen 😉
Hendrik, ja bei den kleinen Händlern ist immer alles gut, da werden Angestellte nur traumhaft behandelt und die Geschäftspolitik ist auch nicht so kundenorientiert wie bei Amazon.
@Hendrik
Aus welcher Zeit kommst du? Bei welchem Unternehmen in der Größe wie Amazon ist das denn bitte nicht der Fall?
Ich verurteile Amazon dafür nicht.
Fakt ist, dass Amazon definitiv zuverlässig ist und das ist bei einem Onlineversand die Hauptsache…
Das sind die Vorbooten des schon vorweggenommenen Endes der Netzneutralität.
Sie großen IT Firmen möchten aus dem Internet eine Art neues „Kabelfernsehen“ machen, natürlich jeder mit seiner eigenen Infrastruktur und einem „Walled Garden“ gegen die Konkurrenz, wie bei den bisherigen Kabelprovidern.
Unterstützung gegen eine Netzneutralität bekommen sie zunehmend von den Zugangsanbietern siehe „Drosselkom“, leider nur keine Gute Entwicklung für den Nutzer, neuen Startups oder die weitere Entwicklung im freien Netz.
Mitschuld haben aber auch die Nutzer indem sie zunehmend das Netz als eine „Ersatz Glotze“ mit „Non-PC“ Geräten lediglich für Facebook, Video oder Musik Nutzen.
Das Internet also nicht wie früher angenommen das Fernsehen „Killt“, sondern wohl das Fernsehen letztendlich das Internet übernimmt.
TV-Formate, Film und Musik bleiben die vorrangigen Formate mit zunehmender Bandbreite auch im Internet, Neues oder althergebrachte Netzformate wie Foren oder Blogs haben es zunehmend Schwerer.
@MikaB: Wenn man es so sieht, spricht ja nichts dagegen, dass die Netzanbieter für die großen TV-Ersatzdienste Spezialtarife anbieten 😀 Blogs zu lesen verursacht ja kaum Bandbreite und ist damit vollkommen unproblematisch.
@Stefan Koch
Im Prinzip Ja 😉
Nur gibt es das ja schon, wir haben vorhandene Übertragungswege für das Fernsehen und zahlen schon dafür. Es ist also teilweise völlig Unsinnig mit HD Filmen und Fernsehformaten ect. nun das Netz zu Verstopfen und die mühsam errungene Bandbreite Wegzufressen.
Eine digitale Videothek und Streaming Angebote ließen sich auch über das vorhandene Kabelnetz, ja sogar Satellit oder DVB-T realisieren , Einführung eines Rückkanals vorausgesetzt.
Denn alle Übertragungswege sind heutzutage digitalisiert da gibt es kein Alt oder Neu (Internet) mehr wie viele immer Behaupten.
Wir brauchen wirklich eine gesetzliche Regelung, zur Netzneurealität und auch für Dienste und Zugangsanbieter von Amazon bis zu Streamingdiensten, und Provider aller Art, sonnst besteht die Gefahr das der Nutzer küftig Doppelt und Dreifach zahlt und vorhandene (bezahlte) Übertragungswege wie DVB-T einfach Eingestampft werden.
Wie soll der Verbraucher sich wehren wenn Medien nur noch über das Internet kommen, Bandbreite Teuer ist und zudem noch Limitiert (gedrosselt)?