Und die nächsten Quartalsergebnisse stehen an: heute von Apple. Das Unternehmen hat gestern seine Zahlen der letzten drei Monate vorgelegt und was als Erstes auffällt: Seit fast zehn Jahren ist der Gewinn im Vergleich zum Vorjahresquartal erstmals gesunken – um 18 Prozent. Für andere Unternehmen Luxussorgen, für Apple ein kleiner Makel.
Rekorde lassen sich nicht mehr so einfach brechen
Nicht, dass man mich falsch versteht: Den Erfolgskurs, den Apple in den letzten zehn Jahren hingelegt hat, ist vermutlich einzigartig. Doch es war klar, dass irgendwann eine Zeit kommen würde, in der man die stets neu aufgestellten Rekorde nicht mehr so leicht brechen würde. Es scheint, als stünde Apple am Scheideweg.
Denn trotz der nach wie vor beeindruckenden Zahlen – 43,6 Milliarden Dollar Umsatz und 9,5 Milliarden Dollar Profit – stagniert vor allem das Wachstum der iPhones; sie blieben mit 37 Millionen verkauften Geräten ungefähr auf Vorjahresniveau.
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Des Unternehmens neuer Liebling scheint das iPad zu sein – der Absatz ist um starke 65 Prozent auf 19,5 Millionen Einheiten gestiegen. Doch auch hier muss man einschränken, dass das Wachstum vor allem durch das günstigere iPad mini getrieben wurde, das auch eine kleinere Gewinnmarge hat als sein großer Bruder.
Apples Gewinnmarge sinkt
Das drückt auch die Gesamtmarge des Konzerns: Liegt die Bruttomarge des letzten Quartals „nur“ bei knapp 22 Prozent, lag sie im Vorjahresquartal noch bei knapp 30 Prozent. Dennoch: Da die Analysten und auch Apple selbst einen geringeren Umsatz pro Aktie prognostiziert hatten, stieg die Aktie auch ohne neuen Rekord nachbörslich um gut 4 Prozent.
Allerdings zeigen die Absatzzahlen, dass der Markt für hochwertige Geräte in den Industrienationen so langsam gesättigt sein dürfte, was natürlich auch an der starken Android-Konkurrenz liegt. Eigentlich müsste man sich mit seiner Produktpolitik daher eher auf Entwicklungs- und Schwellenländer konzentrieren – doch hier sind Apples Geräte noch zu teuer für den Massenmarkt.
Nachdem das günstigere iPad mini maßgeblich zum Wachstum der Produktkategorie beigetragen hat, dürfte die Diskussion um ein günstigeres iPhone wohl wieder aufflammen.
300 Millionen iCloud-User, 45 Milliarden heruntergeladene Apps
Während des Investoren-Briefings wusste Tim Cook allerdings noch durch zwei andere Kennzahlen zu beeindrucken: Zum einen nutzen inzwischen 300 Millionen User die iCloud – was natürlich vor allem den neu abgesetzten i-Geräten geschuldet sein dürfte. Zum anderen habe man nun insgesamt 45 Milliarden Apps im App Store verkauft und 9 Milliarden Dollar an Entwickler ausgeschüttet.
Die Zahlen zeigen vor allem, dass iTunes immer wichtiger für den Konzern wird: Die Umsätze des digitalen Einkaufsladens liegen bei über 4 Milliarden Dollar und sind im Vorjahresvergleich um 30 Prozent gestiegen.
Die jüngsten Zahlen machen auch deutlich, dass Apple sich nicht auf seinen Innovationen der letzten Jahre ausruhen darf – seit Steve Jobs Tod vor 18 Monaten hat der Apfel-Konzern keine neuen revolutionären Produkte vorgestellt.
„Wir können es kaum erwarten“
Tim Cook bemühte sich daher, den Eindruck zu erwecken, dass man schon bald nachlegen werde: Man könne es kaum erwarten, ein paar beeindruckende neue Geräte und Services in diesem Herbst und in 2014 einzuführen, so der Konzernchef.
Auch wenn Tim Cook nicht näher darauf einging, sprach er von „aufregenden neuen Produktkategorien“ und „ein paar Überraschungen, die in der Mache seien“. Damit dürfte unter anderem die iWatch gemeint sein, die seit Monaten Gesprächsthema ist – eventuell auch ein Apple-Fernseher, der schon seit Jahren fester Bestandteil der Gerüchteküche ist.
Und da Apple zum Thema Google Glass auffällig ruhig bleibt, könnte Cook vielleicht wirklich noch eine absolute Überraschung aus dem Hut zaubern. Solche Innovationen sind jedenfalls nötig, wenn Tim Cook wieder Quartalsrekorde brechen will.
Bild: 1000 Words / Shutterstock.com
einen gewinn rückgang von fast 18 prozent würde ich nun nicht unbedingt als kleinen makel abtun.
wenn die lage sogar so düster ist, dass man die angesammelten barreserven anbrechen muss, um die anleger zu besänftigen, dann ist das schon eine ernste lage. die erhöhung der dividenden dürfte letztendlich auch der grund sein, warum der kurs gestiegen ist.
Stimmt schon, aber Gewinn ist ja nach wie vor Gewinn…und 9,5 Milliarden Dollar sind jetzt ja auch nicht gerade wenig.
@Negativity: Ich verstehe nicht, wie man von einer „düsteren“ Lage sprechen kann. Die Bruttomarge liegt immer noch bei kanpp 22 Prozent und der Umsatz ist gegenüber dem Vorjahr auch um 11 Prozent gestiegen.
Interessant wäre natürlich zu erfahren, was die Kosten so steigen liess.
Das Problem bei Apple ist das sie viel zu Ängstlich geworden sind, es scheint das nach Steve Jobs niemand mehr auch kontroverse Entscheidungen Durchsetzt und damit wirkliche Verantwortung Übernehmen will oder kann.
So Entwickelt und Verkauft man weiter die angestammten Produkte, sitzt auf zu große Bargeldreserven ohne in neue Dienste zu Investieren oder Firmenzukäufe, wohl aus Angst einen Flop landen zu können was nicht ins selbst aufgebaute Image passt.
Nur ohne dieses Risiko bauen halt andere die „neuen“ Produkte oder kaufen die Firmen welche auch zu Apple passen würden.
die Karten werden nun neu gemischt…
Nach den drei Mega-Erfolgen iPod, iPhone und iPad – sowie dem Langzeiterfolg MacOS (relativ unbeschadet von der „PC-Krise“) – muss nun was Neues kommen.
Google hat Glass, Microsoft versucht drei Jahre nach Apple es auch mit Tablets… und Apple braucht auch ein neues Spielfeld. Da angeblich Steve Jobs die Roadmap für 5 Jahre vorbestimmt hat bin ich sehr optimistisch! TV würde ähnliches Volumen-Potential haben wie einst Telefone…
Ich glaube einfach, dass Apple sich mit iOS 7 und den neuen iPhones ganz schön was einfallen lassen muss um die bestehenden Kunden im Smartphone Bereich zu halten und neue zu gewinnen. Man muss doch nur mal in die einschlägigen Smartphone Foren gucken, da habe ich in den letzten Wochen so häufig gelesen, dass Leute zu Blackberry 10 und Android wechseln wollen, weil iOS „zu langweilig“ geworden sei.
Außerdem sind viele Kunden auch genervt vom Preis-Leistungs-Verhältnis des iPhone und den Qualitäts-Problemen mit dem 5er, Stichwort Scuffgate und Roboterstimme. Da war ja erst letzte Woche eine Meldung, glaube aus Frankreich, wo ein Manager eines Providers sich „ausgelassen“ hat über den Preis des iPhone.
Ich bin gespannt, wie Apple ohne Steve Jobs die nächsten Jahre weiter macht, den damals als man ihn verdrängt hat aus dem Unternehmen, lief es ja danach auch nicht mehr so prickelnd für Apple.
@Bochum:
der Absatz an mac sinkt seit 4 jahren bereits. also von unbeschadet kann keine rede sein.
Ich verfüge über zu wenig Wissen, um mich an diesem Thema inhaltlich zu beteiligen aber hat sich eigentlich schon Mal einer die Mühe gemacht, mit wieviel Angestellten Apple wieviel GEWINN realisiert und das mal mit Schwergewichten aus dem DAX verglichen?
Ich persönlich bin weder beunruhigt, noch glaube ich im geringsten an ein „Nischendasein“ von Apple. Ganz im Gegenteil, ich denke es wird bald ne Menge Spass geben, von mir auch erst in 2014. Lieber länger entwickelt und getestet als schnell und ideenloser Schrott wie von vielen Anderen. Irgendwas in mir sagt auch, dass es weder eine Uhr noch ein TV-Gerät sein wird.
@robert:
das will ich gar nicht bestreiten. apple geht es nach wie vor gut. allerdings scheint nun endgültig eine ära zu ende gegangen zu sein und apple (und deren anleger) finden sich im umfeld normalsterblicher firmen wieder. für die anleger ist das aber nichts desto trotz eine katastrophe.
außerdem ist nach wie vor nicht ersichtlich wie sich apple langfristig strategisch positionieren will und tim cook macht keine anstalten so zu tun als wüsste er wohin die reise geht.
@andreas:
das kommt ganz auf die perspektive an. niemand behauptet, dass apple auf den ruin zusteuert. wenn aber eine aktie innerhalb eines halben jahres deutlich über 40% an wert verliert, dann ist das schlichtweg desaströs.
zu bestzeiten hatte apple umsatzrenditen von 30% und das umsatzwachstum war noch am beschleunigen. entsprechend wahnwitzig war der aktienkurs. investoren die auf dieser grundlage investiert haben, erwarten keine gute leistung, sondern schlichtweg eine absolut herausragende leistung. und solange apple das nicht liefern kann, gehts auch weiterhin bergab.
und es fehlt wie gesagt die perspektive: in den westlichen ländern ist der markt mehr und mehr gesättigt; im derzeit größten markt china fristet apple ein schattendasein. da wird es einfach mal zeit für eine neuausrichtung des unternehmens.
die hohen kosten kommen übrigens durch die verlagerung des absatzes auf das ipad mini. das hat deutlich geringere gewinnmargen.
@Negativity
… hat jemals jemand gewusst, wohin die Reise bei Apple geht ausser Apple selber?
… nicht ersichtlich wie sich Apple langfristig strategisch positionieren will?????????????
… es fehlt die Perspektive – Neuausrichtung des Unternehmens ???????????????
… Die Spekulanten gehen jetzt aus dem Papier, da sie Cook nicht in der Rolle eines Visionärs sehen. Doch besteht Apple nur aus Cook? Was war Firmenintern anders als bei Jobs – verfügst du da über Insiderwissen?
… Der Kurs war meiner Meinung nach gemessen am Produktportfolio viel zu hoch. Was Apple NOCH fehlt ist eine breitere Aufstellung mit noch mehr Produkten. Apple wird von vielen Anlegern nur reduziert auf iPhone und iPad – das ist natürlich riskant. Nicht für Apple, sondern für die Anleger.
… egal wohin man Apple an der Börse katapultiert, die Produkte werden deswegen nicht schlechter.
… Wenn die Spekulanten meinen, die Phantasie wäre mit Cook aus der Aktie raus, kann das nur gut sein um den Kurs zu solidieren. Sollen sie sich doch Google als nächstes vornehmen, mit der Überinnovation „Glasses “ und vielen anderen tollen Ideen ist genug Stoff da, für die nächste Blase.
Nach 10 Jahren mal einen Rückgang, und schon sprechen alle vom Apple-Untergang?!
Wenn Cook wirklich die Uhr und den Fernseher meint, ist der Begriff „Überraschung“ doch echt ein bisschen hochgegriffen, oder? Wo ist denn da die Überraschung, wenn man jetzt schon davon spricht? Entweder blufft er oder er hat tatsächlich noch ein As im Ärmel, das noch keiner kennt.
@mini:
> der Absatz an mac sinkt seit 4 jahren bereits.
> also von unbeschadet kann keine rede sein.
Google kaputt – oder gibt es in Deiner Welt nur bing? Immer bei der Wahrheit bleiben!
Jedenfalls kann man sehr schnell herausfinden, dass die Mac Absätze über die Jahre sehr stabil blieben, siehe bspw. hier von 2009 – 2011: http://www.ihelplounge.typepad.com/.a/6a0120a619c18e970c014e8be7b84a970d-500wi )
Und wenn nun der (Windows-Markt um 14% einbricht und Apple lediglich im sehr niedrigen einstelligen Bereich Rückgänge verbucht – dann ist das „relativ nbeschadet“, wie ich geschrieben habe = „nix PC-Krise“ bei Apple, obwohl sie selbst den Tablet-Boom ausgelöst haben erfolgt nahezu keine Kanibalisierung innerhalb der Apple Absatzzahlen!
Da wird einerseits davon gesprochen „ewiges Wachstum“ funktioniert/geht nicht. Und andererseits wird einem ein Schuh draus gemacht. Also die Logik verstehe ich nicht?
Aus dem Apple-Ökosystem kann man nicht so einfach entkommen, deshalb sehe ich für Apple eine riesige Moat. Wenn das Unternehmen weiterhin Gewinne in dieser Höhe erwirtschaftet, ist es knapp 40% unterbewertet – ohne Growth-Rate und mit einem „normalen“ Abzinsungsfaktor.
P.s. so wie ich das verstanden habe, werden die retained earnings nicht angebrochen. Die Finanzierung der Dividende und der Aktienrückkäufe sollen über die Anleihe, sowie die zukünftigen Gewinne erfolgen.
Grüße