Alle paar Jahre geistert die Idee durch die Medienlandschaft: Wir brauchen eine einheitliche Währung für die Werbung. Der jüngste Ruf nach einer Multimedia-Quote kommt von RTL-Chefin Anke Schäferkordt. Die Forderung ist durchaus verständlich, doch mit schnellen Ergebnissen sollte man nicht rechnen.
„Eine Währung, die alle Geräte erfasst“
Der Hintergrund ist klar: In Zeiten, wo der lineare Fernsehkonsum immer mehr ins Netz und andere nicht-lineare Dienste wie IPTV abwandert, sehen die Fernsehsender ihre größte Erlösquelle und somit ihr Geschäftsmodell bedroht. Daher, so Schäferkordt, brauche man „eine Währung, welche die TV-Nutzung über alle Verbreitungswege und Geräte, linear wie nicht-linear, erfasst“.
In das gleiche Horn hat schon 2010 Springer-Chef Mathias Döpfner geblasen, als er eine crossmediale Reichweitenmessung für Medienmarken vorschlug. Damals stieß der Vorschlag auf geteiltes Echo: Die meisten Verlage sprachen sich dafür aus, die Werbewirtschaft dagegen. Die Argumentation: Man würde bei Printlesern und Online- und mobilen Usern Äpfel mit Birnen vergleichen.
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Flexibilität wichtiger als Aufwand?
In das Argument spielt natürlich auch mit hinein, dass man für Online-Werbung nach wie vor weniger bezahlen muss als für die Printanzeige oder den TV-Spot. Klar, dass man befürchtet, unterm Strich mehr zu bezahlen. Hinzu kommt aber auch, dass Werbetreibende nach wie vor nach verschiedenen Mediengattungen planen und buchen. Für die Flexibilität wird der zusätzliche Aufwand wohl gerne in Kauf genommen.
Auch in Übersee wird seit geraumer Zeit versucht, eine Crossmedia-Quote zu etablieren: Zu den Olympischen Spielen 2008 hat NBC in den USA seinen „Total Audience Measurement Index“ vorgestellt und zu etablieren versucht – bislang ohne Erfolg. Auch hier wird der Vorwurf erhoben, ungleiche Zahlen in einen Topf zu werfen.
Online ist nicht gleich TV und Print
Und in der Tat: Ein Online-Stream ist nicht gleichzusetzen mit einem Fernsehzuschauer, ein Online-Leser nur schwer mit einem Zeitungsleser zu vergleichen – und das auf mehreren Ebenen: TV beispielsweise ist ein Lean-Back-Medium – man lässt sich berieseln – während Online tendenziell ein Lean-Forward-Medium ist – man sucht aktiv nach Informationen. Das ändert das Engagement des Zuschauers und damit auch die Werberezeption.
Darüber hinaus lassen sich online die Zahlen relativ leicht manipulieren: Immer wieder gerne genutzt sind zum Beispiel Bilderstrecken mit integrierter Werbung. Doch ist eine Display-Werbung, die bei einer Klickserie sehr schnell weggeklickt wird, gleichzusetzen mit einem Werbebanner neben einem Online-Artikel oder in der Printausgabe? Fragwürdig.
Eigentlich müsste man die Dauer der Werbebetrachtung (d.h. wie lange wurde die Werbung angezeigt) in den Werbepreis miteinbeziehen. Doch auch hier gibt es Probleme: Während ich Offline solche Zahlen überhaupt nicht ermitteln kann, hat man Online häufig zahlreiche Browser-Tabs zum Teil stundenlang geöffnet, ohne dass man sie anschaut.
Zahlenmanipulation im Netz
Bei Video on Demand wird es noch schwieriger: Streams von ganzen Sendungen sind häufig auf mehrere Kapitel aufgeteilt – ein Kniff, um die Werbeeinnahmen zu steigern, da die Werbetreibenden in der Regel Prerolls bevorzugen. Das treibt die Zahlen und erschwert den Vergleich zwischen TV und Video on Demand.
Allerdings macht die nicht-lineare Fernsehnutzung in Deutschland noch nicht einmal 1 Prozent der Gesamtfernsehdauer aus – für die Werbekunden auch ein willkommenes Argument, dass man darüber ja keine Diskussion führen müsse.
Neben zahlreichen technischen Details ist das größte Problem, dass sehr viele Akteure am Milliardengeschäft mit der Werbung beteiligt sind: Auf der einen Seite stehen die Medienunternehmen von TV-Sendern bis zu Verlagen, auf der anderen Seite die Werbekunden beziehungsweise Auftraggeber. Dazwischen tummeln sich Mediaagenturen, zahlreiche Interessensverbände und die Forschungsinstitute, die die bisherigen Werbewährungen ermitteln – vor allem die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AFG) und die IVW im Printbereich.
Konträre Interessen erschweren Einigung
Doch wo viele und vor allem konträre Interessen aufeinandertreffen, ist ein schneller Kompromiss häufig weit entfernt. Insofern ist die (erneute) Diskussion um eine einheitliche Werbemessung begrüßenswert, ändern wird sie so schnell aber nichts.
Bild: Boy’s Hand pointing a tv remote control / Shutterstock.com
Hier will RTL eigentlich nur von eigene Fehler ablenken.
Das die aktuelle Staffel von DSDS nur noch die Hälfte der bisherige Quote erzielt und es beim ich bin ein (möchtegerne) Star hol mich hieraus, auch ähnlich war liegt eher am Sender.
Die Zuschauer sind nicht mehr so dumm und lassen sich jedes Jahr zu so ein „Dummen Treffen“ein.
Das die Werbewirtschaft daher weniger Interesse hat da Werbung zu schalten, oder zumindest die Preise pro Spot sinken ist doch klar.
Aber stattdessen mal zu überlegen warum das Interesse nach Bohlen und Klum so sinkt, fordern solche Sender Sonderrechte.
Liebe Privaten
Auch eure in die letzten Jahren erfolgreiche Konzept das von viele auch als Unterschichten TV bezeichnet wird, jetzt am ende ist, liegt alleine an Euch.
Ich erinnere mich noch daran das z.B RTL in die 90er durchaus ein guten Programm hatte bei dem es sich lohnte auch zu schauen.
Inzwischen ist ein Aquarium interessante als eure Sendungen.
Aber ich schätze das bald die RTL/Bertelsmann Hauspostile (Bild Zeitung) bald eine große Kampange für ein sorgenfreie Überlebensstrategie für RTL & Co bringen wird.
Liz Mohn (Bertelsmann/RTL) und Frida Springer werden sich wahrscheinlich noch diese Woche dazu treffen.
Und falls dies nicht klappt werden beide Damen ihre „Busen Freundin“ Merkel sicherlich um Hilfe bitten.
Dann kommt wohl noch eine Abgabe für die Privaten hinzu. Im Gegenzug erhält unsere FDJ Mädchen (Merkel) besondere Unterstützung im Wahlkampf.
Fernsehen? Ich kenn sogut wie niemanden mehr der überhaupt noch einen Fernseher hat. Seit 1,2 Jahren hat sogar das Fernsehen über DVBT Stick auf dem Laptop bei den meisten aufgehört. Kanns sein, dass die tatsächliche TV Nutzung *weit* unter dem liegt, was derzeit noch gemessen wird? Wenn ich mir die Auswahlverfahren für die Haushalte mit Quotenmessbox angucke, dann kommt der Verdacht auf, dass hier bewusst nur extrem wertkonservative Haushalte gewählt werden und sich somit statistisch ein vollkommen falsches Bild ergibt.
Gerade „assi-tv“ RTL muss sich beklagen…